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In Meiner Studienzeit litt...

Aus der Oktober 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In Meiner Studienzeit litt ich zeitweilig unter schweren Depressionen und dachte manchmal sogar an Selbstmord. Während dieser Depressionen nahm ich oft ein Messer oder einen anderen scharfen Gegenstand zur Hand und brachte mir selbst Schnittwunden bei. So ging es mehrere Jahre lang. Ich wandte mich damals nicht an Gott, um dieses selbstzerstörerische Verhalten zu heilen, obwohl ich mich durch mein Studium der Christlichen Wissenschaft bei Schwierigkeiten an der Hochschule und körperlichen Problemen auf Ihn verließ.

Das Problem bekam ich erst in den Griff, nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte und wieder bei meiner Mutter und meinem Stiefvater lebte. Eines Nachts kam es zu einer Krise, als ich mit einem Weinkrampf aus tiefem Schlaf erwachte. Ich fühlte mich einsam, müde und verängstigt. Und da, als ich so in der Ecke meines Bettes kauerte, wandte ich mich an Gott und bat: „Bitte hilf mir.“ Sofort fühlte ich, wie Gottes Nähe mein Bewußtsein umfing — wie der schützende Flügel, von dem Mrs. Eddy in ihrem Gedicht „Liebe“ schreibt. Ich war wie eingehüllt in leuchtende Wärme. Das hemmungslose Weinen hörte auf, und ich schlief wieder ein.

Am nächsten Morgen begann ich nach der Ursache dieses Problems zu suchen. Tagelang studierte ich aufmerksam die Bibellektion (aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft) und bemühte mich, auf Gott, die göttliche Wahrheit, zu lauschen. Und da wurde mir klar, daß ich niemanden liebte. Ich erkannte, daß ich mir nach der Scheidung meiner Eltern selbst verboten hatte, je wieder einen Menschen zu lieben oder ihm zu vertrauen. Damals war ich drei Jahre alt gewesen. Das emotionelle Auf und Ab, die Depressionen, die Einsamkeit und der Selbsthaß — das alles war Teil meines tiefen Verlangens, zu lieben und geliebt zu werden. Gefühlsmäßig war ich auf dem Tiefpunkt angelangt, und es konnte jetzt nur noch aufwärtsgehen. Ich beschloß, mich zu ändern.

Christus Jesus lehrte seine Jünger: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Es ist schwierig, andere zu lieben, wenn man sich selbst nicht liebt. Der erste Schritt zur Heilung bestand deshalb darin, mich selbst zu lieben — mich als Gottes eigenes Kind zu sehen. Das bedeutete auch, unliebenswürdige und lieblose Eigenschaften abzulegen und täglich danach zu streben, Eigenschaften wie Fürsorge, Geduld, Freundlichkeit, Höflichkeit und Fröhlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

Zu der Zeit arbeitete ich in einem Büro, und ich gab mir täglich Mühe, jeden Menschen so zu behandeln, wie ich selbst gern behandelt werden wollte. Im Verlauf der nächsten Wochen entdeckte ich, daß ich ganz selbstverständlich den Wunsch hatte, meinen Mitarbeitern bei ihren Problemen zu helfen und auch wirklich Anteil nahm, wenn sie Schwierigkeiten hatten. Das war ein großer Durchbruch für mich, aber die Selbstzerstörungswut erfaßte mich immer noch von Zeit zu Zeit.

Ich erkannte, daß es höchste Zeit war, mit einer Ausüberin der Christlichen Wissenschaft zu reden. Während unseres Gesprächs sagte sie etwas, was mir unvergeßlich geblieben ist, und zwar: „Als Gottes Kindern ist uns das Recht zu lieben angeboren!“ Was für eine wunderbare Erkenntnis! Liebe ist nicht etwas, was wir lernen oder woran wir arbeiten müssen. Die Fähigkeit zu lieben ist schon in uns angelegt und wartet nur darauf, daß wir sie ausdrücken. Bei dem Wort angeboren dachte ich auch daran, daß Gott mein Vater und meine Mutter ist.

Ich begann ein ernsthaftes Studium über Gott. Ich las mehrere Bücher der Bibel sowie Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, um mehr über meinen Vater-Mutter Gott und mein wahres Erbe als Sein Kind, Seine geistige Widerspiegelung, zu erfahren. Ich begriff, daß wir als Gottes Kinder in Wirklichkeit sicher, geliebt und vollkommen sind!

Die Ausüberin machte auch eine weitere Bemerkung, die mir später einleuchtete, nämlich daß ich wirklich Besseres mit meiner Zeit anfangen könnte, als herumzusitzen und mir selbst Schaden zuzufügen. Erst einige Monate danach, als ich wieder ein Messer zur Hand nahm, dachte ich an diese Bemerkung und fragte mich: „Möchtest du nicht lieber etwas anderes tun?“ Die Antwort war ein festes „Ja!“ Seitdem hat mich nie wieder etwas zu diesem Verhalten getrieben. Dies alles ereignete sich ungefähr im Laufe eines Jahres. Als ich immer mehr über Gott lernte und mir klarer wurde, daß ich Gottes vollkommenes Kind bin, verschwanden die schweren Depressionen allmählich, der Drang zur Selbstzerstörung hörte auf, und der Selbsthaß kehrte nie wieder zurück.

Hinzufügen möchte ich noch, daß eine Rückenverletzung, die ich mir bei einem Unfall beim Schlittenfahren im zweiten Studienjahr zugezogen hatte, im Laufe dieses Jahres geistigen Lernens geheilt wurde, ebenso wie einige Gewächse auf meinen Fußsohlen. Auch verlor ich mein Übergewicht. Ich bin unserem Vater-Mutter Gott, der uns von Natur aus mit der Fähigkeit zu lieben ausgestattet hat, ewig dankbar!

Ich bestätige gern den Bericht meiner Tochter über ihren Kampf mit dem Drang zur Selbstzerstörung. In der Schulzeit hatte sie sich immer von anderen ferngehalten. Manchmal versuchte ich, sie dazu zu bringen, bei Unternehmungen verschiedener Gruppen mitzumachen, aber sie zeigte kein Interesse daran. Sie wollte lieber ihren kreativen Neigungen nachgehen. Sie beschäftigte sich künstlerisch und handwerklich, nähte und musizierte. Aufgrund dieser augenscheinlichen Zufriedenheit bemerkte ich nicht, welche Schwierigkeiten sie hatte. Durch das College wurde sie dann in eine Welt gestoßen, auf die sie nicht vorbereitet war.

Außer den Depressionen, mit denen sie kämpfte, gab es viele Anzeichen dafür, daß sie sich nicht in der Hand hatte. Übermäßige Gewichtszunahme, die Unfähigkeit, sich an Zimmergenossinnen zu gewöhnen, Labilität und Unentschlossenheit, was sie mit ihrem Leben machen solle, waren nur einige der äußerlichen Symptome. Wir sprachen einmal in der Woche miteinander, und ich bemühte mich, nur das in meinen Gedanken festzuhalten, was Gott über sie weiß.

Der folgende Abschnitt aus Wissenschaft und Gesundheit half mir immer wieder, mein Denken über den menschlichen Augenschein und die dauernde Sorge zu erheben, die mich damals erfüllte: „In der Wissenschaft ist der Mensch der Sprößling des Geistes. Das Schöne, das Gute und das Reine sind seine Ahnen. Sein Ursprung liegt nicht im tierischen Instinkt wie der Ursprung der Sterblichen, noch geht der Mensch durch materielle Zustände hindurch, ehe er die Intelligenz erreicht. Geist ist seine ursprüngliche und endgültige Quelle des Seins; Gott ist sein Vater, und Leben ist das Gesetz seines Seins.“

Die Schnittwunden, die meine Tochter sich selbst beigebracht hatte, erklärte sie allen als Mißgeschicke beim Hantieren mit scharfen Werkzeugen und Hühnerdraht bei ihrer künstlerischen Arbeit. Erst als sie nach Abschluß des Studiums wieder bei meinem Mann und mir wohnte, erzählte sie uns die Wahrheit.

In ihrem letzten Studienjahr war sie sehr deprimiert und manchmal offensichtlich nahe daran, sich das Leben zu nehmen. Sie rief dann zu Hause an, und wir redeten miteinander, bis sie wieder vernünftig denken konnte. Ich erinnere mich nicht mehr an alles, was wir sagten, aber Gott gab uns die Inspiration, die uns beiden durch diese Krise half und meine Tochter davor bewahrte, aufzugeben. Während dieser Zeit waren mir die Mitgliedschaft in einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, und in Der Mutterkirche, die Ansprachen in der Schülerversammlung sowie die wöchentlichen Bibellektionen und die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften eine ständige ständige Stütze. Ich kann nicht dankbar genug sein für dieses wunderbar hilfreiche geistige Lehrsystem, das Mrs. Eddy einführte, und für all die hingebungsvollen Christlichen Wissenschafter, die dazu beitragen, daß dieses System funktioniert.

Mein Mann und ich lieben unsere Tochter, und wir haben ihr stets Liebe entgegengebracht, auch wenn diese Liebe nur mit Gleichgültigkeit erwidert wurde. Wir waren Zeugen ihrer Umwandlung. Eines Tages, als wir drei uns unterhielten, sagte unsere Tochter uns voll Freude, wie sehr sie uns liebe. Ich werde das nie vergessen, denn es war das erste Mal, daß sie diese Worte ausgesprochen hatte. Ich erwähnte es ihr gegenüber und sie sagte, daß es auch das erste Mal sei, daß sie diese Liebe fühlte. Sie war ebenso glücklich darüber, Liebe zu uns zu empfinden, wie wir darüber glücklich waren, daß sie es uns gesagt hatte.

Es war ein langer Weg für uns alle, aber seitdem unsere Tochter andere liebt und zuläßt, daß wir sie lieben, ist viel Freude in unser Leben gekommen.

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