Was Gerade In der letzten Zeit besonders ins Auge fällt, ist die steigende Tendenz zu ethnischen Ausschreitungen, Rassismus und Radikalismus in mehreren Ländern rund um die Welt. Der Grund für solch ein Verhalten mögen Furcht, Mangelgedanken, falscher Stolz und Selbstgerechtigkeit sein.
Die Situation kann durch gewisse Medien verschärft werden, die mitunter Fremdenhaß, offene Gewalt gegen Menschen aus anderen Ländern, den Mißbrauch von politischem Asyl und so weiter hervorheben. Wenn wir uns durch solche Berichte oder solche Einstellungen beeinflussen lassen, mag unsere Liebe zu unseren Mitmenschen tatsächlich sehr abkühlen. Es gibt jedoch eine Alternative, die die Situation verbessern wird. Gemeint ist Gebet, das uns von solch unchristlichen Gefühlen befreit, und Gebet für unsere Nationen und für Flüchtlinge. Solches Gebet unterstützt die Bemühungen, Lösungen zu finden, die jedem helfen. Und die Bibel gibt uns unschätzbare Inspiration, wenn wir beten.
So ist zum Beispiel das Denken derer, die Ausländer hassen, oft von Furcht erfüllt, und auch Flüchtlinge fürchten sich vielleicht. Wie wunderbar ist es daher, in der Bibel zu entdecken, daß Liebe das Gegenmittel gegen Furcht ist! Im ersten Johannesbrief finden wir die folgende Stelle: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.“ 1. Joh 4:17, 18.
Ferner wird die Harmonie unter den Menschen durch den Glauben gestört, es werde nicht genügend Arbeitsplätze, Wohnungen oder Sicherheit für alle geben. Ganz gewiß ist in solchen Fällen Weisheit vonnöten, und durch unsere Gebete wird sie sich zeigen. Gleichzeitig gibt es jedoch in der Heiligen Schrift Beweise, mit denen wir die Annahme widerlegen können, uns stünde nur in begrenztem Maße Gutes zur Verfügung.
Christus Jesus bewies genau das Gegenteil, als er mehr als fünftausend Menschen mit ein paar Broten und Fischen speiste. Siehe Mt 14:15–21. Das Matthäusevangelium in der Bibel berichtet, daß Jesus das Wenige teilte, das vorhanden war, und durch Gebet bewies, daß für jeden genügend da war. Er wußte, daß es nie zuwenig gibt, denn Gott versorgt uns mit einem Reichtum an Gutem. Jesus suchte nicht in den Broten und Fischen nach Beweisen der Fülle; er sah auf Gott, der uns unbegrenztes Gutes zur Verfügung stellt.
Mitunter führt Überheblichkeit oder Selbstüberschätzung zur Diskriminierung anderer. Hier wird uns ein tieferes Verständnis von Demut helfen.
Ich habe über den Zustrom von Ausländern in unserem Land gebetet und sehe nun die Situation in einem neuen Licht. Wenn wir bereit sind, zu beten — uns um Lösungen an Gott zu wenden —, bietet sich uns die Gelegenheit, mehr über unser wahres, geistiges Wesen zu erfahren und Demut, Selbstlosigkeit und Liebe zum Ausdruck zu bringen. Wir können unsere Motive prüfen und uns diese guten Eigenschaften zu eigen machen, anstatt diejenigen zu hassen, die anders sind. Und es gibt Zeichen dafür, daß ein solcher Fortschritt möglich ist. Wir mögen zwar Menschen treffen, die sich darüber beklagen, mit Ausländern zusammen in der gleichen Straße zu leben, doch begegnen wir auch Menschen verschiedener Nationalitäten und Hautfarben, die gemeinsam gegen Apartheid und Rassenhaß arbeiten.
Woran liegt es daß einige Leute zusammen arbeiten können und andere nicht? Es liegt ganz einfach an unserer Geisteshaltung und unseren Denkmustern. Rassenprobleme spiegeln falsche Charaktereigenschaften wider, die es gilt abzulegen. Wir beginnen damit, wenn wir darum beten, Verständnis füreinander zu haben, und lernen, die Lebensweise oder Ansichten anderer Menschen zu respektieren. Dies sind probleme, die innerhalb eines Volkes, ja, selbst in einer Familie gelöst werden müssen. Doch in unseren Gebeten müssen wir noch darüber hinausgehen.
Christus Jesus war weltweit der größte Lehrer zum Thema Liebe. In der Bibel spricht er an einer Stelle über diejenigen, die dem „Menschensohn“ gehorsam sind, und er sagt: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Mt 25:31, 40. Wir alle können darum beten, in unserem eigenen Leben und in dem anderer die Gegenwart Gottes, der Liebe, zu sehen.
Wenn wir im Zusammenhang mit dem Christus — dem göttlichen, heilenden Einfluß, den Jesus der Menschheit veranschaulichte — über unser Verhalten nachdenken, sehen wir ein, daß wir das wirkliche, geistige Selbst des Menschen anerkennen müssen. Wir lernen aus der Bibel, daß Gott alle gleich liebhat, daß jeder von uns — was auch immer unsere Herkunft sein mag — Sein Kind ist. Paulus sagt es so treffend in seinem Brief an die Galater, wenn er schreibt: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ Gal 3:28.
Liebe, die auf dieser christusgleichen geistigen Basis beruht, kommt ganz natürlich in Eigenschaften wie Freundlichkeit, Güte, Hilfsbereitschaft und Erbarmen zum Ausdruck. Sie zeigt sich in wirksamem Gebet, das zur Heilung negativer Elemente im Weltdenken beiträgt.
Mrs. Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn die göttliche Liebe uns näherkommt, uns teurer und wirklicher wird, dann unterwirft sich die Materie dem Geist. Die Ziele, die wir verfolgen, und der Geist, den wir offenbaren, zeigen unseren Standpunkt an und tun dar, was wir gewinnen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 239.
In einem Film, den ich einmal sah, sagte ein blindes schwarzes Mädchen, das unter der Abneigung und Gefühllosigkeit einer weißen Frau litt, zu einem anderen Mädchen, die Menschen würden einander viel liebevoller behandeln, wenn sie alle blind wären. Mich bewegte damals diese Feststellung tief. Zeigt sie doch, daß sie meinte, daß die Menschen dann unvoreingenommener miteinander umgehen würden.
Glücklicherweise brauchen wir nicht blind zu sein. Wir können lernen, mit der Intelligenz, Liebe und Barmherzigkeit zu sehen, die uns als den Söhnen und Töchtern Gottes angeboren sind. Wenn wir den Menschen als das geistige, geliebte Kind Gottes wahrnehmen, wenn wir unsere eigene Geistigkeit — und die anderer — wirklich verstehen, können Vorurteile und Gefühllosigkeit keinen Platz in unserem Denken einnehmen. Auch hilft ein wachsendes Vertrauen in die Botschaft der Bibel. Sie versichert uns, daß Gott für uns alle sorgt und uns alles gibt, was wir brauchen. Wenn wir uns bewußt werden, daß Gott die Quelle alles Guten ist, werden wir frei von dem Neid gegen Ausländer, die die gleichen Rechte und die gleiche Versorgung wie wir beanspruchen können und es auch tun. Von einem geistigen Standpunkt aus erkennen wir, daß es für jeden von uns normal ist, das zu haben, was wir benötigen, und daß dies entsprechend dem göttlichen Gesetz einem anderen nicht zum Nachteil gereichen kann.
Mrs. Eddy sagt im Lehrbuch: „Wenn wir Christus, Wahrheit, folgen wollen, muß es auf die Weise geschehen, die Gott verordnet hat.“ Edb., S. 326. Es ist nötig, Nächstenliebe gerade dort zu lernen, wo Gott sie uns zu praktizieren gebietet.
Wenn wir gelernt haben, einander zu lieben und miteinander zu teilen, werden wir feststellen, daß wir nicht immer weniger, sondern immer mehr haben werden, wie es bei den Broten und Fischen der Fall war, mit denen Christus Jesus die Menge speiste. Dann werden Rassismus und Radikalismus aus unserer Erfahrung verschwinden, und wir werden in zunehmendem Maße die Gegenwart des Reiches Gottes erkennen — die geistige Wirklichkeit des Daseins, in dem wir alle Brüder und Schwestern sind, die einen alliebenden Vater haben.
 
    
