Vor Vielen Jahren drängte sich mir immer mehr das Gefühl auf, daß ich nicht frei denken und in meiner Umgebung nicht in Ruhe sein konnte. Bei Gesprächen hatte ich am Ende langsam den Eindruck, daß meine Überlegungen nicht mit den Gedanken anderer in Einklang standen. Die Situation schien mir immer ernster zu werden, bis mein Denken eines Tages bei einer Besprechung völlig außer Kontrolle geriet. Mein Zustand kam wahrscheinlich einem Nervenzusammenbruch gleich.
Ich bat einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft, für mich zu beten. Die Heilung trat nicht von heute auf morgen ein, aber es ging immer vorwärts — Schritt für Schritt —, und ich war voller Zuversicht, daß eine vollständige Heilung eintreten würde. Obgleich jemand in so einem Zustand wohl arbeitsunfähig wäre, konnte ich doch aufgrund unserer Gebete meiner Berufstätigkeit im Fernsprechvermittlungsdienst ohne Unterbrechung nachgehen.
Wenn ich heute über meine Erfahrung nachdenke, kann ich nur sagen, daß die Situation damals keine leichte Aufgabe für mich war. Es war mir sehr klar geworden, daß die Lösung meines Problems nicht zuletzt auch darin lag, daß ich sehr an mir zu arbeiten hatte. Nun, ich stellte mich dieser Herausforderung, denn es war mein innigster Wunsch, mich so zu sehen, wie Gott mich sieht. Ich betete: „[Herr], öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Gesetz“ (Psalm).
Ich studierte aufmerksam in der Bibel und in Mrs. Eddys Schriften. Der wichtigste Punkt bei meiner gebeterfüllten Aufgabe erschien mir, meinen Gottesbegriff zu überprüfen, ihn zu erweitern und immer mehr zu festigen. Ich befaßte mich insbesondere mit Erklärungen, die auf Gott als göttliches Gemüt Bezug nehmen. Das half mir, mein Einssein mit Gott, dem einen Gemüt, immer besser zu verstehen.
Ich hatte gedacht, daß ich auf dem richtigen Wege war, aber ich mußte lernen, daß das Bemühen, menschlich vollkommen zu sein, nicht unser Ziel ist. Ich mußte mich so sehen, wie Gott mich sieht — geistig und vollkommen, als Sein Ebenbild. Ich begann, über mein wahres Sein als Kind Gottes nachzudenken und mich konsequenter als Ausdruck Gottes zu sehen. Furcht, menschlicher Wille, Selbstrechtfertigung und Stolz mußten durch das Verständnis geheilt werden, daß sie aggressive Ansprüche waren, die niemals zum wahren Sein des Menschen und damit auch nicht zu mir gehören oder gehört haben. Die vollständige Heilung trat vor acht Jahren ein. Und die Symptome sind nie wieder aufgetreten.
In Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy heißt es: „Die Freudigkeit, die falschen Marksteine zu verlassen, und die Freude, sie verschwinden zu sehen — eine solche Gesinnung beschleunigt die endgültige Harmonie. Die Läuterung von Sinn und Selbst ist ein Beweis des Fortschritts.“ Ich hatte schon manchmal über diese Stelle nachgedacht, doch erst nachdem ich es selbst erlebte, verstand ich ihre wirkliche Bedeutung. Diese Heilung begann mit dem völligen Zusammenbruch von allen Gründen, auf die allgemeine menschliche Auffassung vom Leben zu vertrauen, und gipfelte in der Erkenntnis, daß mein wahres Sein schon immer in Gott war und immer in Gott ist, und zwar völlig unberührt. Treue, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit waren meine Verbündeten auf dem Weg, und sie führten mich zu dieser wunderbaren Heilung, für die ich meinem Vater-Mutter Gott von Herzen dankbar bin.
Wuppertal, Deutschland
 
    
