Der Körperlichen Fitness wird heutzutage sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, und es werden zahlreiche Programme und Produkte angeboten, die uns dabei helfen sollen. Auf Jogging, Gymnastik mit Fitneßmaschinen und anderes Krafttraining wird ungeheure Energie verwandt. Welche Bedeutung hat dieses Training? Ist es ein zuverlässiger Weg zu Gesundheit und einem besseren Lebensgefühl?
Eine Überlegung dabei ist, daß ein kräftigerer Körper mehr Kraft und Ausdauer für die Bewältigung der alltäglichen Aufgaben verleiht. Doch wenn wir den Schwerpunkt auf physische Kraft legen, neigen wir allzuleicht dazu, mentale Eigenschaften wie Freude, Liebe und Intelligenz als Quellen der Stärke außer acht zu lassen. Anstatt dem Körpertraining so viel Aufmerksamkeit zu schenken, sollten wir vielleicht mehr über das wahre Wesen der Gesundheit nachdenken. In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Die Behauptung, daß Stärke in der Materie sei, gleicht der Behauptung, daß Kraft im Hebel sei. Die Vorstellung, in der Materie sei irgendwelches Leben oder irgendwelche Intelligenz, ist tatsächlich ohne Grundlage, und zur Unwahrheit kannst du kein Vertrauen haben, wenn du die wahre Natur der Unwahrheit verstehen gelernt hast.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 485.
Wenn wir die Bibel aufschlagen, erfahren wir gleich im ersten Kapitel des ersten Buches Mose von der Vollkommenheit der Schöpfung Gottes, darunter auch des Menschen. Diese Schöpfung ist geistig, weil Gott Geist ist. Christus Jesus sah den Menschen als Gottes vollkommen geistiges Kind und stellte dadurch Gesundheit wieder her. So heilte er zum Beispiel die Frau, die 18 Jahre verkrümmt war und sich nicht mehr aufrichten konnte. Sieh Lk 13:11–13.
Ich habe selbst erfahren, wie ein richtiges Verständnis davon, daß der Mensch geistig ist, körperliche Heilung bringt. Von Jugend an war ich sportlich und stolz auf mein Kraftpotential. Alpines Skifahren, Bergsteigen, Radfahren und Schwimmen waren meine Freizeitbeschäftigungen. Eines Tages stellte ich bei der Gartenarbeit fest, daß ich mich nicht aufrichten konnte. Ich hatte ein steifes Bein, das sich im abgewinkelten Zustand nicht mehr bewegen ließ. Ich war wie geschlagen und sehr deprimiert.
Die Firma, bei der ich angestellt war, schickte mich zu einem Spezialarzt, so wie es die Landesgesetze vorschrieben. Meine Frau gab mir ein Exemplar des Herolds der Christlichen Wissenschaft mit und sagte: „Wenn du im Warteraum sitzt, dann lies so lange darin, bis du an die Reihe kommst.“ Als mich der Arzt aufrief, hatte ich das Heft fast durchgelesen; ich fühlte mich sehr erhoben und nahm nicht mehr so viel Notiz von den körperlichen Beschwerden. In der Zeitschrift fand ich wertvolle Gedanken, die mich beeindruckten; ich erfuhr, daß die Materie nicht sprechen kann und keine Macht über den Menschen hat und daß der Mensch vollkommen geschaffen ist, zu Gottes Bild und Gleichnis. Ich dachte darüber nach, daß physische Gesetze nicht vorschreiben können, was mit mir geschieht, und daß ich mein Denken mit der Wahrheit erfüllen kann, daß der Mensch geistig heil und unverletzlich ist — was das Gesetz Gottes ist. Ich fühlte, daß ich ein klein wenig mehr von dieser Wahrheit verstand.
Nachdem das Bein von allen Seiten geröntgt worden war, teilte mir der Arzt mit, er könne auf den verschiedenen Bildern keine Schäden entdecken; wenn aber das Bein nicht innerhalb von drei Tagen wieder gerade sei, müsse ein operativer Eingriff vorgenommen werden.
Nun hatte ich Gelegenheit zu beweisen, was ich durch die Christliche Wissenschaft schon lange gewußt, aber nicht konsequent im täglichen Laben angewandt hatte. Mit der Hilfe eines Ausübers der Christlichen Wissenschaft versuchte ich, Schritt für Schritt mein Bewußtsein zu läutern. Es gab viel aufzuräumen in meinen Gedanken. Jahrelang war ich nicht wachsam genug gewesen, um die Zuverlässigkeit der physischen Sinne und das, was sie über den Menschen als physisches Wesen aussagen, in Frage zu stellen.
Nach drei Tagen konnte ich das Bein ausstrecken, aber noch nicht frei bewegen, und der Arzt hielt einen operativen Eingriff nicht mehr für zwingend. Für mich begann eine Zeit allmählichen Fortschritts. Trotz erheblicher Einschränkungen in meiner Beweglichkeit konnte ich alle meine Pflichten in Beruf, Familie und Kirche ausfüllen.
Mein tägliches geistiges „Training“ war nun sehr intensiv. Ich betete beständig darum, eine bessere Anschauung vom Menschen zu erlangen, und ich lernte, daß die wichtigste Fähigkeit darin besteht, göttliche Eigenschaften zu sehen und zum Ausdruck zu bringen. Ich lernte, daß Bewegung, Ordnung, Kraft usw. einen göttlichen Ursprung haben und daher in unerschöpflichem Maße jedem zur Verfügung stehen.
In dieser Zeit wurde ich in ein Kirchenamt gewählt, das sehr viel Vorbereitung beinhaltet. Ich nahm das Amt sehr ernst und studierte die Lektionspredigten aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft Tag für Tag mit einer Gründlichkeit, die ich vorher nicht gewohnt gewesen war. Die Bibel wurde mir vertrauter, und viele Abschnitte aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, gewannen an Farbigkeit und Selbstverständnis. Sogar bekannte Sätze erschienen mir in einem neuen Licht.
Eines Tages merkte ich, daß ich mich wieder frei und ungehindert bewegen konnte. Vorausgegangen war ein großes Gefühl der Freude, das mich immer wieder ohne äußeren Anlaß überkam und bis heute anhält. In diesem gebetvollen Lebensabschnitt hat sich vieles bei mir verändert. In meiner Familie und am Arbeitsplatz hat sich eine neue Ebene des gegenseitigen Verständnisses und der inneren Anteilnahme ausgebreitet. Mein ganzes Leben hat sich verbessert.
Langsam fing ich wieder an, meine früheren sportlichen Aktivitäten aufzunehmen. Aber es war anders als vorher. Bewegung war nun ein Grund, göttliche Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen. Unter diesem Gesichtspunkt bekamen Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit eine neue Dimension. Sie entstammten nun der Überzeugung, daß Gott Seine Kinder — und das sind wir alle — mit Seiner stets gegenwärtigen und unendlichen Liebe versorgt.
Seitdem sind viele Jahre vergangen, und heute erfreue ich mich als „Senior“ an steileren Skiabfahrten, höheren Bergwanderungen und längeren Radtouren; diese Aktivitäten fallen mir leichter als zuvor. Jede gebetvolle Überwindung eines unharmonischen Zustands hat mich gestärkt und mir im Bewußtsein der Allgegenwart Gottes Vertrauen und Sicherheit verliehen.
Ich habe in diesen Jahren gelernt, daß ein wachsendes Vertrauen auf Gott als allumfassende Liebe unsere Fähigkeiten steigert und wirksamer ist als jede andere Art von Training.
 
    
