Von Allen Seiten hörte ich, daß eine Grippewelle im Anmarsch sei und daß man nichts dagegen tun könne.
Zuerst glaubte ich auch, ich könne nicht viel gegen die von den Medien vorhergesagte Grippewelle tun. Doch ich wußte, daß ich viele Male durch die Christliche WissenschaftChristian Science (kr'istjen s'aiens) von körperlichen Leiden geheilt worden war, wenn ich mich auf die Macht Gottes verlassen hatte. Die Heilung war immer dann eingetreten, wenn ich bereit gewesen war, mehr über das Wesen Gottes zu lernen und über Seine Bereitschaft, mich zu heilen.
Mir kam eine Stelle aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, in den Sinn, wo Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Begründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt: „Die große Tatsache, daß Gott alles liebevoll regiert und niemals etwas anderes als Sünde bestraft, ist der Standpunkt, von dem du ausgehen und von dem aus du die menschliche Furcht vor Krankheit zerstören mußt." Wissenschaft und Gesundheit, S. 412.
Von der geistigen Tatsache auszugehen, daß Gott alles regiert, war beruhigend. Aber es war mehr als das. Es weckte in mir den Wunsch, meine eigene Gesundheit in einen größeren Zusammenhang der Fürsorge für alle zu stellen. Sicherlich war es richtig, daß mir meine eigene Gesundheit wichtig war und ich sie erhalten wollte. Doch in diesem Fall wurde mir klar, daß es auch wichtig war, die ganze Welt gezielt in meine Gebete einzuschließen. Offensichtlich brauchten ja viele Leute Beistand und Sicherheit.
Ich nahm mir fest vor, jeden Tag so lange zu beten, bis ich nicht mehr fürchtete, daß irgend jemand unter Grippe leiden könne. Manchmal denkt man, daß auch nur eine Verantwortung, die man sich zusätzlich zu den Dingen auflädt, die man bereits zu tun hat, einfach zu viel ist. Diesmal jedoch empfand ich die Verpflichtung zu beten nicht als Belastung — ich tat es gern. Schon lange hatte ich nicht mehr ein solches Interesse am Wohlergehen meiner Mitmenschen empfunden.
Zuerst einmal betete ich für mich selbst. Ich bekräftigte, daß ich als Kind Gottes zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffen war. Gott, der Geist ist, wie die Bibel lehrt, ist niemals krank. Ich als Sein geistiges Gleichnis konnte also ebensowenig krank sein.
Gottes Sein schließt Gesundheit und Stärke ein. Ich wußte daher, daß ich als Seine Widerspiegelung ebendiese Eigenschaften ausdrückte. Ich erfaßte einen Schimmer der Wahrheit, nämlich daß jeder Gesundheit und Stärke besitzt, da, wie es in der Bibel (im Buch Maleachi) heißt, alle von demselben Gott erschaffen wurden: „Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott geschaffen?" Mal 2:10.
Als ich in dieser Weise betete, mußte ich mich schließlich fragen: „Bin ich wirklich davon überzeugt, daß jeder Gottes Kind ist?" In meinen Gebeten am Morgen bekräftigte ich, daß der Mensch geistig ist und daß Gott in jeder Beziehung für ihn sorgt. Doch im Laufe des Tages ließ ich manchmal die Annahme gelten, daß der Mensch ein von Gott getrennter Sterblicher ist, der sehr wohl Krankheit kennen und in Furcht davor leben oder ihr Opfer werden kann.
Nun nahm ich mich selber in die Pflicht. Ich erkannte, daß ich konsequenter sein mußte. Zum einen entsprach es nicht der geistigen Wahrheit, in meinen Gebeten für mich selbst von einem geistigen Standpunkt aus zu argumentieren, gleichzeitig aber zuzugestehen, daß andere für Krankheit anfällig sein können, und zum anderen zeugte es nicht gerade von Liebe. Ich wußte auch, daß meine Gebete für mich selbst nicht so rein und machtvoll waren, wie sie sein konnten, wenn ich nicht bereit war, dieselbe Freiheit auch für andere zu beanspruchen.
Ich war versucht, Krankheit bei anderen hinzunehmen, weil die Welt so sehr an die Wirklichkeit und Unvermeidlichkeit von Krankheit glaubt. Als ich jedoch über die eigentliche geistige Natur der Schöpfung nachdachte, änderte sich mein Bild von meinen Mitmenschen. Da Gott, Gemüt, keine Krankheit kennt, trifft dasselbe auch auf Seine Widerspiegelung, den Menschen, zu. Ich mußte bereit sein, jeden in dieser geistigen Schöpfung eingeschlossen zu wissen — bereit, zuzugestehen, daß ungeachtet des menschlichen Bildes kein Kind Gottes von Krankheit Kenntnis hat. Ich erkannte, daß meine Verantwortung mir selbst und der Welt gegenüber darin bestand die geistige Schöpfung anzuerkennen. Dazu gehörte das Wissen, daß der Mensch nur geistig ist, nicht geistig und materiell.
Auch war es wichtig für mich zu erkennen, daß ich niemals aus eigener Kraft in der Lage sein würde, die Annahme vom Bösen abzuwehren. Ich wußte, daß es der Macht des Christus, der Wahrheit, bedurfte, um die schleichende Furcht vor Krankheit zu zerstören. Nachdem ich anerkannt hatte, daß dieser göttliche Einfluß in meinem Bewußtsein am Werk war und die Furcht vor Krankheit austrieb, wurde ich sehr viel zuversichtlicher und ruhiger, was die Wirksamkeit meiner Gebete betraf.
Dennoch wachte ich einige Tage später mit allen Anzeichen einer Grippe auf. Zuerst war ich versucht zu glauben, meine Gebete seien vergeblich gewesen. Doch dann geschah etwas Wunderbares. Ich hörte auf, dem materiellen Augenschein Glauben zu schenken. All die inspirierenden Gedanken, mit denen ich in der vorangegangenen Woche gebetet hatte, standen mir zur Seite — stärkten mich und richteten mein Denken auf Gott. Wollten die Krankheitsbilder mich zuerst einschüchtern, so setzte sich doch schnell die geistige Wahrheit durch, daß ich als Kind Gottes frei war. Ich stellte fest, daß ich einfach nicht daran glaubte, daß die Krankheit Macht hatte. Ich wußte, daß Gott, das Gute, die Quelle meiner Gesundheit war und daß keine Notwendigkeit bestand, sie einzubüßen.
Innerhalb von drei Stunden war ich völlig geheilt und ging für den Rest des Tages zur Arbeit. Abends bin ich mit einer Freundin essen gegangen. Es gab keine Genesungszeit.
Ich weiß, daß diese Heilung so rasch vonstatten ging, weil ich bereit gewesen war, für die ganze Welt und nicht nur für mich selbst zu beten. Welch heilende Macht erleben wir, wenn unsere Gebete sich nach außen wenden mit dem Ziel, andere zu segnen!
    