Ich War Noch ziemlich klein, als mein Vater, der unter Alkoholismus litt, uns verließ und jede Verbindung zur Familie abbrach. Jahre später kam er zurück und versuchte, seine Vaterrolle wieder zu übernehmen. Wir waren danach zwar mehrere Jahre lang in Kontakt miteinander doch ich verhielt mich immer zurückhaltend.
Dann wurde eine tödliche Krankheit bei ihm festgestellt, und es hieß, er habe nur noch kurze Zeit zu leben. Ich hatte das dringende Gefühl, daß ich ihn liebgewinnen und in den Monaten, die ihm noch blieben, ein besseres Verhältnis zu ihm aufbauen sollte (schließlich war er mein Vater — natürlich mußte ich ihn liebhaben!). Aber obwohl ich ernsthaft betete, empfand ich einfach keine Liebe.
Ich hatte Gott gebeten, mir Eigenschaften in meinem Vater zu zeigen, die ich lieben konnte. Ich betete auch darum, mich weniger durch diese Situation belastet zu fühlen. Eines Tages kamen mir die folgenden Worte in den Sinn, so als ob sie laut gesprochen worden wären: „Ich bin dein Vater, und ich habe dich nie verlassen. Ich bin Liebe, und du bist niemals auch nur einen Augenblick von der Liebe getrennt gewesen.“ In diesem Moment fühlte ich ganz stark, daß ich vergeben konnte. Die Vergangenheit mit ihrer Bitterkeit begann von mir abzufallen. Ich wußte, daß Gott mich immer uneingeschränkt geliebt hatte und daß ich irrtümlicherweise versucht hatte, einen Sterblichen zu lieben — eine menschliche Beziehung herzustellen, anstatt die Allgegenwart Gottes, meines wirklichen Vaters, anzuerkennen.
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