Wenn Die Göttliche Liebe uns näherkommt, uns teurer und wirklicher wird", so lesen wir in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, „dann unterwirft sich die Materie dem Geist." Wissenschaft und Gesundheit, S. 239. Der Bibel nach ist Liebe eine Bezeichnung für Gott. Was für eine gewaltige Erkenntnis: Gott, der Allmächtige, ist göttliche Liebe! Wenn einer die Nähe und Zärtlichkeit der göttlichen Liebe erst einmal fühlt, wie kann er dann anders, als Liebe zu einem wesentlichen Bestandteil auch der kleinsten Einzelheiten des Alltags werden zu lassen?
Als ich einmal von starken Schmerzen geplagt wurde, die einfach nicht nachlassen wollten, stieß ich auf dieses wundervolle Zitat, und es ließ mich nicht mehr los. Ich begann diese Aussage als einen Maßstab zu benutzen, nach dem ich mein tägliches Leben beurteilte. Ich wußte, daß die Wörter Gott, göttliche Liebe und Liebe für mich konkreter werden mußten. Nachdem ich viel gebetet und mich aufrichtig bemüht hatte, mit ganzem Herzen das im Leben auszudrücken, was ich über Gott lernte, war ich von einem großen Licht erfüllt. Und plötzlich wußte ich, daß die göttliche Liebe mir wirklich näherkam, mir „teurer und wirklicher" wurde. Ich fühlte in meinem Körper, wie sich die Materie dem Geist unterwarf. Die Heilung vollzog sich augenblicklich, selbst nach diesem langen Kampf mit Schmerzen und Leiden. Das war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Und es ist mir noch so lebendig im Gedächtnis, als ob es gestern oder sogar heute geschehen wäre. Warum? Weil es die Tiefen des Denkens und Fühlens ergründete. Diese Heilung bleibt für mich nach wie vor wichtig und eine große Lehre.
Wie können wir in unserem Leben Zeugnis für die Macht der göttlichen Liebe ablegen? Wir können danach streben, wie Christus Jesus zu lieben, indem wir jeden Augenblick die Macht der göttlichen Liebe geistig widerspiegeln. Die Liebe, die er ausdrückte, war göttlich inspiriert, sie war nicht menschlichen Ursprungs. Daher können auch wir erwarten, daß die Liebe, die wir selbst in den kleinsten Dingen zum Ausdruck bringen, von Gott kommt. Wenn ein anderer Ihnen auf einer belebten Durchgangsstraße die Vorfahrt nimmt, können Sie ein bißchen mehr lieben und selber aufmerksamer warten, bis Sie im Verkehr an der Reihe sind. Wenn Ihnen an Ihrem Arbeitsplatz jemand mit weniger Erfahrung vor die Nase gesetzt wird, können Sie mehr lieben, bis Ihnen klar ist, daß die Vater-Mutter Liebe tatsächlich für Sie sorgt, und dann etwas sorgfältiger und bereitwilliger lauschen, um sich selber in Fragen der Gerechtigkeit führen und belehren zu lassen. Wenn ein anderer neidisch, selbstsüchtig oder Ihnen gegenüber rücksichtslos ist, können Sie trotzdem jene geistige Liebe ausdrücken, die die mentale Dunkelheit durchdringt und alles in Licht badet. Solche Liebe ist keine Tätigkeit des menschlichen Gemüts; vielmehr stützt sie sich auf die Macht und Substanz Gottes, der göttlichen Liebe.
Ein kleines Kind, das versuchte, einem Freund Gott zu beschreiben, sagte: „Er ist kein Wort, sondern ein Gefühl." Diese einfachen Worte können uns etwas lehren. Wir müssen bereit sein, Gottes Ausdruck der Liebe in unserem Leben tief im Innern zu spüren, und dadurch mehr von Seinem Wesen in uns erscheinen lassen. In diesem Zusammenhang finden wir eine anschauliche Erklärung in Mrs. Eddys Schriften. In bezug auf die göttliche Wissenschaft sagt sie: „Wir besitzen es nur, soweit wir es leben." Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 126. Nehmen Sie einmal an, Sie besitzen einen Smoking oder ein Ballkleid, tragen es aber nur einmal im Jahr. Obwohl es den Rest des Jahres in Ihrem Schrank hängt, haben Sie doch keinen Nutzen davon. Die Wahrheit des Seins — die Christliche Wissenschaft — ist für uns nur von Nutzen, „soweit wir" sie „leben" — soweit wir in die Praxis umsetzen, was wir lernen, und die göttliche Natur immer mehr zum Ausdruck bringen.
Dies ist möglich, wenn wir im täglichen Leben den göttlich inspirierten, tiefempfundenen Wunsch erkennen lassen, anderen ein Segen zu sein — wenn wir ehrlich danach hungern, unserem Nächsten zu helfen. Ein ehrlicher, von Herzen kommender Wunsch kann das Leben umwandeln. Christus Jesus stellte zu Beginn seiner mächtigen Bergpredigt fest: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden." Mt 5:6. So wie wir uns manchmal nach einem guten Essen und einem köstlichen Getränk sehnen, können wir uns auf ein geistiges Erwachen und Verstehen freuen, das eine bisher nicht gekannte Zufriedenheit mit sich bringt — eine dauerhafte und echte Zufriedenheit. Damit können wir den Menschen, mit denen wir täglich in Berührung kommen, sei's im Laden, im Büro, auf der Straße oder wo auch immer, ein Beispiel geben. Wenn wir das Gute, an das wir glauben, das wir kennen, fühlen und suchen, auch leben, kommt frischer Wind ins Leben, und wir werden in der Lage sein, andere zu segnen.
Im Buch des Propheten Jesaja lesen wir von einer „Bahn. . ., die der heilige Weg heißen wird" Jes 35:8.. Für mich stellt dieser Weg die Gelegenheiten dar, die das Leben uns bietet, die heilende Substanz der göttlichen Liebe widerzuspiegeln. Wenn uns die göttliche Liebe in Gedanken, Worten und Taten „näherkommt, uns teurer und wirklicher" wird, dann werden wir beim Vorwärtsschreiten auf diesem „Weg" in der Lage sein, durch die Macht dieser Liebe alle Hindernisse zu entfernen, die sich uns in den Weg legen, alle Frustration, Schmerzen, Furcht oder hoffnungslos erscheinenden Situationen. Wir müssen Liebe, Gott, in uns wirken lassen — ohne mentale Vorbehalte, was auch immer das Problem ist. Es ist sehr leicht zu lieben, wenn alles glatt läuft und so, wie wir es uns wünschen. Doch wenn der Weg düster und die Hindernisse sehr wirklich scheinen, müssen wir standhaft sein und die göttliche Liebe in jedem Gedanken und Wort, in jeder Handlung, Tat und Vorstellung tief im Innern wirken lassen.
Betrachten wir doch einmal die drei jüdischen Männer aus der Bibel und ihr Erlebnis im feurigen Ofen. Siehe Dan, Kap. 3. War ihre Liebe zu Gott nicht ganz offensichtlich ohne die geringsten Zweifel, Fragen oder Ausflüchte? Es war eine absolute Liebe. Sie bewahrte sie vor dem Feuer des Bösen. Das kann sie auch für uns tun, wenn unsere Liebe absolut ist, ohne ein Körnchen Verfälschung, Zweifel, Furcht oder Auflehnung. Die heilende Wirkung echter Liebe, der Liebe der göttlichen Liebe, kann die dunkelste Wolke der Sterblichkeit überstrahlen. Was könnte denn auch dieser großen Liebe der Liebe widerstehen — diesem allmächtigen Licht?
Ihr Leben braucht nicht bloß Routine zu sein, wenn Sie ein volles Leben führen und von Anfang bis Ende geistige „Würze" hineintun. Solch ein Leben erfordert, daß wir dem Meisterchristen Christus Jesus nachfolgen, der ohne Ausnahme lebte, was er lehrte. Wie Eiskrem durch Vanille Geschmack bekommt, so bekommt unser ganzes Leben Geschmack, wenn wir die Wahrheiten leben, die wir durch unser Studium der Bibel und des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft lernen. Die bedeutungsvolle Aussage des Meisters „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen" Joh 8:31, 32. veranschaulicht, daß wir die Wahrheit des Seins nur beweisen, wenn wir sie leben. Wenn jemand ein wundervolles Mahl für Sie zubereiten würde, komplett mit schönem Geschirr und Tafelgedeck, Sie es aber nicht äßen, würden Sie dann satt? So ist es auch mit den Worten, die Sie lesen und studieren. Sie machen Ihnen die Wahrheit zugänglich, aber damit sie wirklich in Ihrem Leben lebendig werden, müssen Sie danach leben; dann kommt Erfüllung.
In einem Lied aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft heißt es: „Ich fühle Gottes Gegenwart." Liederbuch, Nr. 139. Worte, die nicht gefühlt, verstanden und gelebt werden, haben keine Substanz. Wir erfahren die Liebe Gottes in dem Maße, wie wir sie leben. Wenn wir sie wirklich leben, werden die göttliche Wahrheit und Liebe nicht etwas sein, über das wir lediglich nachdenken, sondern sie kommen tatsächlich als unser Denken zum Ausdruck — als die eigentliche Substanz unseres Seins.
