An Den Stränden in aller Welt werden ständig unzählige Muscheln an Land gespült. Als meine Familie und ich einmal an die See fuhren, versprach ich meinen Freunden, ihnen ein paar besonders schöne Muscheln mitzubringen. Aber all die kleinen Wunderwerke, die ich am Strand entdeckte, waren angeknackst, oder es fehlte ein Stückchen.
Als ich so dastand und die Küste entlangschaute, dachte ich daran, daß Gott, das allwissende Gemüt, immer gegenwärtig ist. Plötzlich veranlaßte mich etwas, näher ans Wasser zu gehen. Ein dicker Saum von Seetang zog sich am Rand des Wassers entlang. Er sah nicht gerade verlockend aus, aber er fesselte meine Aufmerksamkeit so, daß ich mich schließlich niederbeugte und mit den Händen darin zu wühlen begann. Da entdeckte ich, daß sich die ganze Küste entlang viele wunderschöne, unversehrte Muscheln in dieser natürlichen Falle verfangen hatten. Aus größerer Entfernung konnte man sie nicht sehen. Als ich aber mit dem Rücken zur See im Wasser stand und den Seetang durchsuchte, fand ich all die Muscheln, die ich brauchte.
Nun, es ist sicher keine weltbewegende Angelegenheit, heile Muscheln am Strand zu finden, doch für mich war dieses Erlebnis ein Hinweis auf etwas Bedeutsameres. Die Muscheln waren — verstrickt im Seetang — schon die ganze Zeit dagewesen. Ich mußte mir nur bewußt werden, daß sie da waren. Ich brauchte gar nicht etwas zu finden, was nicht vorhanden war! Durch dieses Erlebnis wurde mir die geistige Tatsache klarer, daß der Mensch, der als Gottes Bild Siehe 1. Mose 1:26, 27. oder Idee mit dem göttlichen Gemüt eins ist, in Wirklichkeit niemals von irgend etwas in der Schöpfung getrennt sein kann.
Im Matthäusevangelium wird berichtet, daß Christus Jesus einmal Petrus aufforderte, einen Fisch im See zu fangen und aus dem Fischmaul eine Münze herauszuholen. Siehe Mt 17:24–27. Sie mußten Steuern zahlen und hatten kein Geld. Doch als er Jesu Weisung folgte, fand er das Geld, das sie brauchten, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. Ich erkannte, daß diese Geschichte die allgegenwärtige Intelligenz Gottes veranschaulichte, die jederzeit bei Jesus war — als sein eigenes göttliches Bewußtsein — und ihn mit allem versorgte, was er brauchte.
Im Lehrbuch der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjen s’aiens), Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, erklärt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Begründerin der Christlichen Wissenschaft, immer wieder, daß der Mensch in seinem wahren Selbst Gottes Widerspiegelung ist und daß wir in dem Maße Harmonie und Gesundheit erleben, wie wir diesen Begriff vom geistigen Sein verstehen. In dem Kapitel „Die Wissenschaft des Seins“ schreibt sie: „Der endliche Sinn hat keine wahre Wertschätzung von dem unendlichen Prinzip, Gott, oder von Seinem unendlichen Bild oder Seiner Widerspiegelung, dem Menschen. Die Fata Morgana, die Bäume und Städte da erscheinen läßt, wo sie nicht sind, veranschaulicht die Illusion des materiellen Menschen, der das Bild Gottes nicht sein kann.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 300.
Wenn wir unsere Vorstellung von uns selbst auf das beschränken, was uns die endlichen, materiellen Sinne diktieren, übersehen wir, welche Möglichkeiten wir als geistige Kinder Gottes haben. Unsere Wahrnehmung scheint auf das beschränkt zu sein, was unsere Augen sehen, unsere Ohren hören, unsere Finger anfassen, unsere Nase riecht und unsere Zunge schmeckt. Wenn wir aber die grenzenlosen Eigenschaften erkennen, die der Mensch in Wirklichkeit besitzt — wie zum Beispiel göttliche Intelligenz —, und wenn wir auf diese geistigen Eigenschaften Anspruch erheben, werden wir uns der geistigen Wirklichkeit und unseres wahren Seins stärker bewußt.
Das göttliche Bewußtsein oder die Intelligenz Gottes, die überall gegenwärtig ist, herrscht als höchste Macht über die ganze Schöpfung und schließt alle Wahrheit in sich. Darum ist es so wichtig zu erkennen, daß wir Gottes Söhne und Töchter, Sein Gleichnis, sind. Denn wenn wir wirklich Gottes Bild und Gleichnis sind, wie wir im ersten Buch Mose lesen, können wir das göttliche Gemüt als unser eigenes wahres Bewußtsein betrachten und die Annahme von einem materiellen Gemüt ablegen, das seine sogenannte Intelligenz von den fünf körperlichen Sinnen herleitet. Gott ist Geist, nicht Materie. Intelligenz muß daher vom Geist ausgehen.
Wenn wir die grenzenlosen Eigenschaften erkennen und in Anspruch nehmen, die der Mensch in Wirklichkeit besitzt, werden wir uns unseres wahren Seins stärker bewußt.
Nun fällt es uns sicherlich nicht schwer, Gott die göttliche Intelligenz und das unendliche Gute zuzuschreiben. Aber sie für uns selbst zu beanspruchen mag unnatürlich und sogar unmöglich erscheinen. Doch Christus Jesus war der lebendige Beweis dafür, daß auch Menschen wie Sie und ich dieses göttliche Bewußtsein durch Widerspiegelung besitzen und seine Eigenschaften zum Ausdruck bringen können.
Das Vertrauen auf unsere wahre Identität als Kinder des Geistes kann uns im täglichen Leben auf geradezu dramatische Weise helfen. Als junges Mädchen brauchte ich einen Job, um aufs College gehen zu können. Ich bewarb mich bei einer großen Firma und mußte eine Reihe Tests machen. Einer der Tests bestand aus hundert Mathematikaufgaben. Sie mußten innerhalb von acht Minuten gelöst werden.
Ich starrte verzweifelt auf den Testbogen, dachte an die unmögliche Zeit und fühlte mich wie gelähmt. Aber dann begann ich mich daran zu erinnern, wer ich bin und woher Intelligenz kommt. Ich behauptete still meine Einheit mit der unendlichen Intelligenz des Gemüts, Gottes, und wußte, daß auf der ganzen langen Liste keine einzige Aufgabe stand, die meine wahre, göttliche Intelligenz nicht lösen konnte. Gott ist allwissend, und ich bin das Kind dieses liebenden Gottes, der alles mit mir teilt. Ich nahm den Bleistift und beantwortete eine Frage nach der anderen. Ich schrieb einfach nieder, was mir zuerst in den Sinn kam, und dann machte ich mich an die nächste Aufgabe. Als ich fertig war und den Testbogen abgab, sagte mir die Prüferin, ich hätte noch eine Minute Zeit. Ich antwortete, ich sei schon fertig. Da meinte sie, sie habe noch nie jemanden gesehen, der diese Aufgaben in weniger als acht Minuten geschafft hatte. Der Test wurde sofort ausgewertet, und ich erfuhr, daß alle hundert Antworten richtig waren. Ich bin noch heute dankbar, daß ich den Job bekam und so aufs College gehen konnte.
Wenn ich manchmal glaube, ich sei einfach nicht intelligent genug oder es fehle mir an irgend etwas, dann denke ich an die Worte Christi Jesu: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ Lk 12:32. Diese trostreichen Worte geben mir die Gewißheit, daß Gottes Gaben für Seine Kinder ihren Ursprung in der unendlichen Liebe haben. Alles, was Gott ist und hat, ist auch uns gegeben — und dazu gehört die wunderbare Gabe unbegrenzter Intelligenz.