Wie sich in der Ehe eine unbefriedigende Beziehung zum Partner durch Gebet in einer ganz neuen Richtung entfalten kann, zeigt das folgende Interview. Der Christian Science Herold unterhielt sich mit einer aus Süddeutschland.
Frau B., Sie sind in Ihrer Ehe auch einmal an den Punkt gestoßen, wo Sie sich gefragt haben: „Wie soll das weitergehen? Ist das überhaupt der richtige Partner?" Ja, Ja, Sie waren eine Zeit lang überzeugt, Sie hätten den Falschen geheiratet, haben dann aber einen Ansatz gefunden, mit diesem Problem fertig zu werden, der schließlich zur Festigung und Stärkung Ihrer Beziehung mit Ihrem Mann führte. Möchten Sie einmal davon erzählen?
Ja, sehr gerne. Es war so, dass ich zum Zeitpunkt meiner Heirat völlig überzeugt davon war, mit dem richtigen Partner verheiratet zu sein. Das war also eigentlich nie so ein grundsätzliches Thema. Aber trotzdem, nach so etwa zehn Jahren, dachte ich mir: „Es fehlt dir was, es befriedigt dich gar nicht und es gibt dir auch nichts, verheiratet zu sein mit diesem Mann." Und sicher, man war freundlich, aber es war keine interessante, anregende Gesellschaft für mich, also ich fühlte mich nicht glücklich.
Ich nahm dann eine Aushilfsarbeit an und arbeitete da auch mit einem Arbeitskollegen zusammen. Und es schien dann so, dass ich in diesem Arbeitskollegen all diese Eigenschaften entdeckte, die ich in meinem Mann vermisste. Die Zusammenarbeit lief sehr harmonisch und sehr gut und ich merkte, dass ich seine Gesellschaft suchte, einfach weil es mir so viel Freude machte. Und ich dachte nun: „Das ist ja wunderbar. Endlich hast du nun jemanden, mit dem du dich spannend unterhalten kannst und lachen kannst und auch dieses Interesse findest, der nach dir fragt und interessiert daran ist, was du denkst." Und das war dann ganz schwierig, als ich wieder nach Hause kam. Und ich haderte mit dem Schicksal: „Warum gibt es diese Konstellationen?" Man fühlt sich hingezogen zu jemand anderem, und man darf das nicht, obwohl man sich da so gut fühlt. Und ich konnte diese Situation einfach nicht mit dem vereinen, was ich über Gott verstehen gelernt hatte, nämlich dass Gott ein liebevolles Prinzip ist. Und das hat mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, was Gott damit zu tun hat.
Das ist ja eigentlich immer der erste Schritt, dass man betet, dass man die Ruhe in sich sucht, um zu lauschen darüber. Ich wußte, es ist eigentlich nicht das, was Gott mit mir vorhat, mich in einen Zwiespalt zu bringen. Doch irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, wie sich das, menschlich gesehen, lösen könnte. Ich sah immer diese Personen. Der eine, der halt so ist, und der andere, der anders ist, und ich mich da aufgeteilt fühlte. Ich fühlte mich verantwortlich für die Ehe, aber hingezogen zu dem ganzen Glück, das ich in der anderen Person sah.
Das Glücksgefühl und die Liebe, die man am Anfang gespürt hat, waren nicht mehr da.
Und was hat Sie dann schließlich dazu geführt, diesen Konflikt zu überwinden?
In dem Kapitel „Ehe" in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy gibt es zwei kurze Sätze über das Glück, und die kamen mir wieder ins Gedächtnis zurück und begleiteten mich dann immerzu. Und sie lauteten: „Glück ist geistig, aus Wahrheit und Liebe geboren. Es ist selbstlos; daher kann es nicht allein bestehen, sondern verlangt, dass die ganze Menschheit daran teilhabe" (S. 57). Ich wollte einerseits diesen Satz nicht gerne hören — das mit dem „Selbstlos". Ich dachte: „Nun endlich habe ich hier mal Fürsorge und Zuspruch und Interesse gefunden und jetzt soll ich schon wieder selbstlos sein." Und darum passte mir das eigentlich gar nicht so gut. Aber immerhin ging's ja ums Glück. Und ich war ja nun nicht glücklich, also ich konnte ja diese Beziehung nicht ausbauen oder musste auch diesen Umstand zu Hause lösen. Und darum begleitete mich das dann doch schon weiter: „Glück ist geistig."
Mein Fokus richtete sich auf eine geistige Ursache von Geliebt- und Verstandensein.
Und ich dachte darüber nach, dass Geist ja nicht etwas ist, was uns begrenzt oder einschränkt, sondern im Gegenteil, unendlich groß ist, und wenn das die Beschaffenheit vom Glück ist, ich noch vielmehr davon entdecken konnte, was es eigentlich seinem Wesen nach ist, und mal ganz von den persönlichen Umständen wegschauen konnte.
Ich wurde dann zu einer weiteren Stelle geführt, die mir das auch noch näher erklärte. Das ist auch im Kapitel „Ehe". da heißt es: „Seele hat unendliche Mittel, mit denen sie die Menschheit segnet, und das Glück würde schneller erlangt werden und sicherer in unserem Besitz bleiben, wenn wir es in der Seele suchten" (S. 60). Und das hat meinen Fokus also nun mehr auf etwas Geistiges, auf eine geistige Ursache von Befriedigung, von dem Gefühl des Geliebtseins, des Verstandenseins hingeführt, dass ich also nicht mehr Anerkennung von meinem Mann erwartete — ob er nun sagte: „Wie geht's dir?" oder danach fragte: „Was machst du?" oder „Wie war eigentlich dein Tag?" Das hatte ich so stark vermisst.
Und jetzt half mir diese Stelle, davon frei zu kommen von dieser Erwartungshaltung, viel mehr mein Augenmerk auf meine eigene Beziehung mit Gott zu richten, mit Geist, mit Seele. Das hatte ich aus den Augen verloren. Und es kam dann einiges, wo ich merkte: „Mensch, du bist's ja nicht. Es liegt ja nicht an dir, dass kein Interesse da ist. Du bist ja nicht wertlos, bloß wenn jemand dich nicht interessant findet im Moment. Gott findet dich trotzdem interessant. Und Er liebt dich auch. Und ich kann dieses Gefühl oder diese Wertschätzung bewusst spüren und fühlen."
Hat diese Wertschätzung und diese Erkenntnis dann auch dazu geführt, dass Sie praktisch etwas verändert haben in Ihrer Haltung Ihrem Mann gegenüber?
Ja, also ich kann mich entsinnen, ich hab erst mal die Eigenschaften, die ich vermisst habe, einfach selber ausgedrückt. Zum Beispiel: Mein Mann arbeitet nun mehr im Büro und ich fand halt mal interessant, wenn jemand auch ein bisschen handgreiflich zupackt, und ich hab dann einfach gedacht: „Na ja, wenn das Eigenschaften sind, die letztlich aus Geist kommen, dann brauchst du sie nicht bei einer Person zu suchen, du kannst sie selber ausdrücken. Also ich ging in den Schuppen und hackte Holz und dachte: „Na, das ist so eine männliche Eigenschaft, das hättest du jetzt toll gefunden, wenn da einer gekommen wäre und mit angepackt hätte. Aber jetzt machst du das selber."
So fing ich an, diese Eigenschaften alle in Gott zu finden, d. h. unabhängig von Personen, egal, ob ich das nun machte oder jemand anderes. Und das gab mir Befriedigung. Das war die Basis, dass ich mit mir selber wieder zufrieden war und dachte: „Du bist nicht auf einem verlassenen Abstellgleis. Gott hat dich jetzt nicht vergessen mit deinen eigenen Interessen und Vorlieben und hat dir dann nur so eine langweilige Ehe gegeben, mit der du nun zurechtkommen musst, sondern Er weiß, was zu dir gehört und was dir Freude macht, und Er gibt dir die Gelegenheiten dazu." Und ich geh jetzt hin und drück das aus.
All diese Eigenschaften, die ich früher vermisste, tauchen jetzt in unserem Heim auf.
Diese Änderung der Einstellung hat dann zu Veränderungen in Ihrer Situation geführt.
Es hatte meinen Blickwinkel völlig von der Erwartungshaltung seitens anderer Personen hin zu meiner ersten Beziehung hingewandt. Und das ist immer die geistige. Indem ich diesen Blickwinkel meiner Erwartungshaltung mehr auf mich selber gesetzt habe — mich selbst und meine Beziehung zu meinem Schöpfer —, konnte ich ganz frei diese Eigenschaften auch meinem Mann gegenüber ausdrücken und konnte dann eben „Hallo" und „Guten Morgen" sagen und „Erklär mir doch mal, was hast du denn heute gemacht". ohne dass ich dachte: „Ja, also eigentlich müsste er mal anfangen."
Sie haben im Grunde Erfüllung gefunden durch Ihr besseres Verständnis Ihrer Beziehung zu Gott, der göttlichen Liebe, und das hält jetzt Ihre Ehe zusammen.
Genau. Gott ist wirklich die Ursache von meinen Bedürfnissen. Und Er stillt sie auch. Und seither, muss ich sagen, kann ich erkennen, wie sich das erweitert. Wie also all diese Eigenschaften, die ich früher zu vermissen schien, in unserem Heim auftauchen — oft durch meinen Mann, aber oft auch einfach durch andere, die gerne zu uns kommen. Und dadurch entstehen Freundschaften. Es ist aber alles ganz klar getrennt, da sind die Freundschaften und drum herum ist diese Stabilität und dieses Vertrauen, das man füreinander als Ehepartner hat. Und ich denke, es kommt, wenn wir sehen, dass es bei einer Ehe darum geht, die göttliche Liebe individuell auszudrücken, dass also Einheit demonstriert wird, trotz der Verschiedenheit — die Einheit miteinander, die innerhalb des göttlichen Gemüts besteht. Und das ist so viel mehr als ein momentanes Angezogensein von anderen Personen. Ich bin wirklich dankbar, dass ich diese Erfahrungen mit einem umfassenderen Begriff von Liebe machen konnte.
