Jede Lektionspredigt, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Christian Science Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.
7. September
DER MENSCH
Freuet euch des Herrn, ihr Gerechten; die Frommen sollen ihn recht preisen. (Ps 33:1)
In der Bibel finden wir häufig den Begriff „Gerechter" und die ScB schreibt als Zusammenfassung über Gerechtigkeit: „Die Worte, gerecht' und, recht' werden gebraucht, um die hebr. Worte jaschar (,aufrichtig') und zaddig (,gerecht') zu übersetzen. In beiden Worten herrscht ein Gedanke vor: Der gerechte oder der aufrichtige Mensch wird so genannt, weil er recht mit Gott steht; und er ist recht mit Gott, weil er gewandelt hat, in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig' (Lk 1,6; vgl. Röm 10,5; Phil 3,6). Der gerechte Mensch im AT war nicht sündlos (Pred 7,20), sondern einer, der für seine Sünden auf das Kommen des Messias vertraute und im Glauben die geforderten Opfer brachte (z. B. 3. Mose 4,27-35). Vergleiche Gerechtigkeit (NT), Röm 10, 10." In einer Fußnote zu diesem Vers heißt es zum Begriff Gerechtigkeit: „,Gerechtigkeit' hier ... bezieht sich auf die Gerechtigkeit Gottes, die rechtlich allen zugerechnet wird, die an den Herrn Jesus Christus glauben, also, die Gläubigen sind die Gerechten."
14. September
SUBSTANZ
Die Frömmigkeit ... ist großer Gewinn für den, der sich genügen läßt. (1.Tim 6:6)
In der folgenden Übersetzung von Hfa ist sicher nicht gemeint, dass der Mensch sich mit Unzulänglichkeiten abfinden soll, sondern dass er seine gottgegebenen Eigenschaften anerkennt und nutzt: „Dabei ist in der Tat jeder reich, der an Gott glaubt und mit dem zufrieden ist, was er hat." Zum Begriff Frömmigkeit findet sich in CB folgende Erklärung: „Das Wort fromm steht in der deutschen Bibel für verschiedene Grundworte; es bedeutet, gerecht' Ps 33,1; Lk 18,9. Es meint den guten, redlichen Menschen, der pflichtgemäß handelt 1 Mose 4,7; ... Immer drückt fromm ein wirkliches oder vermeintliches Treueverhältnis zu Gott aus von solchen, die ihn rühmen."
Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jes 60:1,2)
WStB kommentiert: „Wenn Gott sich erbarmt, darf Israel die gute Botschaft vernehmen: dein Licht ist gekommen ... Das Kommen Gottes ist eine Erleuchtung: Sünde und Unheil sind Finsternis, Erbarmen ist Licht. Dieses Licht ist, gekommen'; es ist ein wunderbares Ereignis. Gott selbst, die Herrlichkeit Jahwes ist dieses Licht. Wie ein Gestirn aufgeht, so ist Gott aufgegangen. ... Weil Gott selbst als leuchtendes und erleuchtendes Licht kommt, ist der Aufruf an Israel kein sinnloser und Anspruch mehr: Werde Licht! Der Mensch kann nur das werden, was Gott für ihn zuvor geworden ist. Aber dazu muß er sich aufmachen, darum heißt es Auf! Der Aufbruch aus dem Exil muß in immer neuer Weise vollzogen werden, auch wenn das Volk nun schon wieder im Land der Väter ist. ... Nun wird es aber nicht generell auf Erden licht, sondern es heißt ausdrücklich: aber über dir geht Jahwe auf. Nur dort, wo Gott aufgeht und erscheint, wird es hell. Wo der Mensch das Licht, das Gott selbst ist, annimmt, dort allein wird es auch hell sein."
21. September
MATERIE
Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden. (Ps 46:11)
Könnte bei Bruns nicht auch die Überwindung eines inneren Widerstandes gegen alles Göttliche, eine innere Kriegführung, gemeint sein, wenn es heißt: „Hört auf [mit dem Krieg gegen des Gottesvolk!] und erkennt, daß ich Gott bin; ich bin erhaben über die Völker, ich bin erhaben auf Erden!" Und in einer Fußnote heißt es: „Der Sänger weitet unseren Blick: Es geht einem großen Sieg dieses Gottes entgegen. Er ruft alle Menschen auf, Gottes Taten zu erkennen, ja Gott selbst nimmt das Wort (V. 11) und spricht von seiner völligen Überlegenheit über alle Herren und Völker. Hier geht der Blick auf das letzte Friedensreich (Jes. 2,2; 11,6; Offb. 21), wo alle Gewaltpolitik ein Ende haben wird (V.10). Der Sänger bleibt dabei: Letzte Bergung in unserer Zeit und für alle Ewigkeit bleibt allein der Herr, sein Volk, seine Stadt und seine Macht."
Öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Gesetz. Herr, laß mir deine Gnade widerfahren, deine Hilfe nach deinem Wort. Wenn dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen in meinem Elend. Ich will deine Befehle nimmermehr vergessen; denn du erquickst mich damit. Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben; sie werden nicht straucheln. (Ps 119:18, 41, 92, 93, 165)
Hfa übersetzt diese Verse in modernes Deutsch: „Öffne mir die Augen, damit ich die Wunder erkenne, die dein Gesetz enthält! Herr, zeige mir immer wieder, wie sehr du mich liebst, und hilf mir, wie du es versprochen hast! Wenn ich nicht Freude an deinem Wort gehabt hätte, dann wäre ich in meinem Elend umgekommen. Nie will ich deine Befehle vergessen, denn sie haben mich gestärkt. Wer dein Gesetz liebhat, lebt in Frieden und wird niemals scheitern."
28. September
WIRKLICHKEIT
Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. (Mt 5:8)
Barclay erklärt, das „rein" im Griechischen katharos heißt, das ursprünglich „sauber" bedeutet. Es wird z. B. verwendet bei sauberer Wäsche, bei geworfeltem bzw. gesiebtem Getreide oder bei einer Armee, aus der untüchtige, nicht einsatzbereite Soldaten ausgeschieden wurden. Barclay schreibt weiter: „Vor allem aber wurde es [rein] mit einem anderen griechischen Adjektiv — akeratos — gebraucht, nämlich bei Wein oder Milch, die nicht mit Wasser gemischt waren, oder auch bei unlegierten Metallen.
Die Grundbedeutung von katharos ist mithin unvermischt, unverfälscht und unverschnitten. Daher stellt diese Seligpreisung auch erhebliche Ansprüche und könnte übersetzt werden:
Wohl dem, dessen Motive stets lauter sind, denn er wird Gott schauen ...
Geschieht, was wir tun, um des Lohnes willen, oder um anderen damit zu dienen? Entspringt unser Dienen selbstlosen Motiven, oder wollen wir uns selbst zur Schau stellen? Geschieht, was wir für die Gemeinde tun, um Christi oder um unseres persönlichen Ansehens willen? Gehen wir in die Kirche, um Gott zu begegnen, oder sehen wir darin nur eine Anstandspflicht? Beten und lesen wir die Bibel aus dem aufrichtigen Wunsch heraus, mit Gott zu leben, oder geschieht es wegen eines angenehmen Gefühls der Überlegenheit, das wir daraus ableiten zu können glauben? Ist unser Glaube etwas, das uns ständig zum Bewußtsein bringt, wie sehr wir Gottes bedürfen, oder dient er nur dazu, Gefallen an unserer eigenen Frömmigkeit zu finden? Die ernsthafte Prüfung unserer Motive ist entmutigend und beschämend, denn selbst die besten Menschen tun nur selten etwas aus reinen, unvermischten Motiven. Jesu hat gesagt, nur die Menschen, die reinen Herzens seien, würden Gott schauen."
Und man wird die Pracht und den Reichtum der Völker in sie bringen. Und nichts Unreines wird hineinkommen und keiner, der Greuel tut und Lüge, sondern allein, die geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes. (Offb 21:26, 27)
Das Buch der Offenbarung des Johannes ist voller Symbole. Barclay sieht in der „Pracht und dem Reichtum der Völker" die Talente, die die verschiedenen Kulturen als Bausteine für die universale Kirche mitbringen und ausdrücken: Die Griechen brachten die Kraft des Intellekts und die gedankliche Darstellung des christlichen Glaubens, die Römer brachten als gute Juristen und Verwalter die Fähigkeit zu organisieren, zu verwalten und Gesetze zu formulieren. Und Barclay meint damit auch den Einzelnen, wenn er sagt: „Wer der Kirche beitritt, muß ihr seine Gaben zur Verfügung stellen: Schriftsteller ihre Wortgewalt, ... Musiker ihre Musik, Handwerker ihr Handwerk. Es gibt keine Gabe, die Christus nicht gebrauchen kann."
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
Bruns = Hans Bruns, Die Bibel mit Erklärungen
CB = Calwer Bibellexikon
GN = Gute Nachricht
GNe = Gute Nachricht erklärt
Hfa = Hoffnung für alle
NJB = Neue Jerusalemer Bibel
ScB = Scofield-Bibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel
