Ein Leser aus Österreich schrieb kürzlich dem Herold einen Brief, in dem er eine Situation am Arbeitsplatz beschrieb, wo er den Unterschied zwischen Christian Science und Scientology klarstellen konnte. Da dieses Thema einige unserer Leser beschäftigt, veröffentlichen wir hier einen Auszug aus seinem Brief.
„Im Vorfeld eines Berufungsverfahrens für eine leitende Position an dem Institut, an dem ich lehre, wurde das Gerücht über mich verbreitet, ich sei Scientologe. Es geschah dies in der erklärten Absicht, mich beim Kollegium zu diskreditieren. Im Gebet wurde mir aufgezeigt, wie ich am besten reagieren konnte:
1. durch eine Klarstellung bei einer Abteilungskonferenz, bei welcher der Urheber des Gerüchts anwesend war (ich weigerte mich aber, die Person als Urheber anzusehen, so wie das Gerücht in Shakespeares, Heinrich IV.' auch nicht von einer Person repräsentiert wird, sondern eben als, Gerücht');
2. durch eine (umständehalber nochmals verkürzte) Klarstellung vor der Hearings-Kommission; dabei hatte ich vor dem obersten Personalchef des Bundeslandes und weiteren Spitzenbeamten Gelegenheit, auf die gänzliche Verschiedenheit von Scientology und Christian Science hinzuweisen und auch darauf, daß meine Religionszugehörigkeit seit meinem Dienstantritt vor ca. 20 Jahren aktenkundig ist.
Die Klarstellung wurde von beiden Gremien dankbar zur Kenntnis genommen. Das Gerücht hatte keine Wirkung: ich wurde zum Leiter der Konzertfach-Ausbildung bestellt. Ich finde es wunderbar, daß die Treue zu jenem Namen Christian Science, mit dem Mrs. Eddy ihre Entdeckung im Original bezeichnete, Gelegenheit zu Klärung und Information bietet."
Herr Voigt fügte seiner Klarstellung die folgenden Zitate an. Meyers großes Taschenlexikon (4. Auflage von 1992) sagt unter dem Stichwort Scientology:
nach eigenem Verständnis eine religiösen Anspruch erhebende Bewegung. S. geht zurück auf den Science-fiction-Autor L. R. Hubbard (* 1911, † 1986), der 1950 „Dianetics, the modern science of mental health" (Dianetik, die moderne Wissenschaft von der geistigen Gesundheit) veröffentlichte. Demnach versteht sich S. als eine „Wissenschaft über den menschl. Geist", die über die herkömmliche Psychologie, Medizin und Religion hinaus die vollkommene „geistige Gesundheit" und „totale Freiheit" ermögliche. Voraussetzung dafür sei die Absolvierung eines umfangreichen, von S.-Church zu immensen Preisen angebotenen Kurssystems, in das der Einstieg i.d. R. durch einen kostenlosen „Persönlichkeitstest" erfolgt. Die wichtigste Methode der Kurse ist das „Auditing", eine Abfragetechnik mit Hilfe eines elektron. Meßgerätes („E-Meter"). S.-Church gehört zu den umstrittensten weltanschaul. Organisationen. Kritiker werfen ihr vor, daß sie sich psycholog. Methoden bedient, um Menschen abhängig zu machen und wirtsch auszubeuten.
Und über Christian Science steht in demselben Lexikon: von Mary Baker Eddy (* 1821, † 1910) begr. Lehre des „geistigen Heilens". Sie beruht auf der Anschauung, daß der Mensch in Wirklichkeit Ausdruck des vollkommenen göttl. Wesens ist und daß Disharmonien des menschl. Lebens, Krankheiten eingeschlossen, nicht zu seinem gottgegebenen Wesen gehören. Um dieses göttl. Heilsein zu erleben, wird eine Umwandlung von einer materiellen zu einer geistigen Gesinnung gefordert. Die C.S. zählt über 3200 Zweigkirchen (120 in der BR Deutschland) in 57 Ländern. „The Christian Science Monitor" (Boston 1908 ff.) gilt als eine der angesehensten Tageszeitungen.
