Die Bezirksturnmeisterschaft für Schüler, an der meine Schule teilnehmen sollte, stand vor der Tür. Wir sollten gegen die besten Mannschaften der anderen weiterführenden Schulen antreten und von dem Ergebnis hing es ab, wer an den Landesmeisterschaften teilnehmen durfte. In den letzten Jahren hatte unsere Schulmannschaft bedeutende Fortschritte gemacht und nun waren wir eine der beiden besten Mannschaften in unserer Liga. Ich gehörte zu den wenigen Turnerinnen, die an allen vier Ausscheidungen teilnehmen sollten — am Schwebebalken, im Bodenturnen, am Stufenbarren und am Pferd —, und so war es ganz besonders wichtig, dass ich für die Wettkämpfe topfit war. Nun hatte ich mir aber das Knie verletzt und konnte kaum gehen, geschweige denn trainieren.
Es war wichtig, dass ich für die Wettkämpfe topfit war. Nun hatte ich mir aber das Knie verletzt.
Ich besuchte die Christian Science Sonntagsschule und so war es für mich ganz natürlich, mich im Gebet um Heilung an Gott zu wenden. Meine Mutter und ich sprachen darüber, dass wir uns auf Gott, Geist, verlassen könnten, wussten wir doch, dass meine Kraft von lhm kommt und nicht von den Muskeln. Wir sprachen auch darüber, dass Turnen eine gute Sache ist und wie ich dabei auf vielerlei Weise Gott ausdrückte.
Die Bibel sagt, dass Gott den Menschen zu Seinem Bild und Gleichnis erschaffen hat. Mary Baker Eddy erklärt in Wissenschaft und Gesundheit: „Die Materie ist nicht dieses Gleichnis. Das Gleichnis des Geistes kann dem Geist nicht so unähnlich sein. Der Mensch ist geistig und vollkommen, und weil er geistig und vollkommen ist, muß er in der Christlichen Wissenschaft also verstanden werden." Wissenschaft und Gesundheit, S. 475. Ich musste verstehen lernen, dass ich als Gottes vollkommenes Kind nur Seine Eigenschaften widerspiegeln kann — Schönheit, Anmut, Stärke, Freude, Gesundheit. Verletzung und Schwäche sind kein Teil der Schöpfung Gottes; und darum war die Suggestion, dass ich darunter leiden könnte, eine Lüge.
Ich untersuchte dauernd mein Knie, um zu sehen, wie die Heilung voranschritt. Es schien aber einfach nicht besser zu werden und ich verlor den Mut und wurde ungeduldig. Alles, was ich in meinem Gebet erkannt hatte, leuchtete mir vollkommen ein — und doch heilte mein Knie augenscheinlich nicht. Warum? Ich wusste, dass es noch irgendetwas zu verstehen gab.
Ich ging nicht hin, um zu siegen, sondern um Gottes Schönheit, Seine Freude, Stärke und Anmut auszudrücken.
Durch meine Gebete wurde es mir bald klar, dass ich mir dauernd ausmalte, wie die Heilung vor sich gehen sollte. Meine Gedanken waren ganz auf den Körper konzentriert, statt dass ich Gott vertraute. Ja, ich wandte mich wohl an Gott — aber bald musste ich mir eingestehen, dass meine Hauptsorge war, die körperliche Verletzung loszuwerden, damit ich an den Wettkämpfen teilnehmen konnte — nicht aber, Ihm näher zu kommen. Meine Motive mussten korrigiert werden. Mir wurde klar: Wenn ich wirklich daran glaubte, dass Gott, das Gute, die einzige Macht ist, musste ich Ihm aus tiefstem Herzen vertrauen und mein Denken allein auf Ihn ausrichten — auch wenn die Heilung sich noch nicht zeigte. Wissenschaft und Gesundheit sagt uns: „Man sollte die Tatsachen der göttlichen Wissenschaft zugeben — wenn auch die Augenscheinlichkeit dieser Tatsachen weder vom Bösen, von der Materie noch vom materiellen Sinn gestützt wird —, weil die Augenscheinlichkeit, daß Gott und der Mensch zugleich bestehen, völlig vom geistigen Sinn getragen wird. Der Mensch ist und war stets die Widerspiegelung Gottes. Gott ist unendlich, daher immer gegenwärtig; es gibt keine andere Macht noch Gegenwart." Ebd., S. 471. Wenn ich wirklich davon überzeugt war, dass ich die geistige Widerspiegelung Gottes bin, dann brauchte ich nicht auf den Körper, auf Materie, zu schauen, um das bestätigt zu sehen. Ich begriff, dass Gott, Geist, mich erhalten würde, weil Er mich als Seine Widerspiegelung erschaffen hatte und Er die einzige Macht ist.
Der Trainer sagte meiner Mutter, dass ich, so leid es ihm täte, nicht am Wettkampf teilnehmen könne. Aber nachdem meine Mutter mit mir gesprochen hatte, bat sie ihn, mich nicht aus der Teilnehmerliste zu streichen — ich hätte fest vor dabei zu sein! Obwohl mein Knie noch immer nicht normal aussah, waren wir doch beide der Meinung, es hätte sich so weit gebessert, dass ich ohne Risiko am Wettbewerb teilnehmen konnte.
Der Tag des Wettkampfs kam. Bodenturnen war meine erste Disziplin. Darin war ich auch am besten und es machte mir am meisten Spaß. Ich wusste, meine Mutter war unter den Zuschauern und betete für mich, während ich mich auf die Pflichtübungen vorbereitete. Kurz bevor ich auf die Matte ging, flüsterte mir eine Freundin zu: „Zeig, dass du eine Transparenz für Gott bist." Ich verstand das so, dass ich nur das ausdrücken sollte, was seinen Ursprung in Ihm hat, und dass ich allem, was Ihm ungleich ist, den Zutritt zu meinem Denken verwehren musste. Und so ging ich nicht hin, um zu siegen, um „die Beste" zu sein, sondern um Gottes Schönheit, Seine Freude, Stärke und Anmut auszudrücken. Ich wollte wirklich Ihn verherrlichen!
Ein paar Tage darauf war mein Knie vollkommen in Ordnung.
Nach meinen Bodenübungen wurde mir bewusst, dass ich die ganze Zeit weder an mein Knie gedacht noch die geringste Behinderung gespürt hatte. Ich konnte auch die drei anderen Disziplinen völlig schmerzfrei absolvieren. Zu meiner großen Überraschung wurde ich die Zweite in der Gesamtplatzierung. Und wie erstaunt war ich, als ich am anderen Tag die Schlagzeile im Sportteil unserer Tageszeitung las: „Schülerin Berschauer glänzt ..." Der Artikel erwähnte, dass unsere Mannschaft den zweiten Platz errungen hatte und lobte meine Bodenturnübungen. Ich wusste, ich war für Gott transparent gewesen.
Nach dem Wettkampf beteten meine Mutter und ich weiter. Ein paar Tage darauf war mein Knie vollkommen in Ordnung. Ich hatte erkannt, dass ich als das Bild Gottes nur Gesundheit und Vollkommenheit widerspiegeln kann. Und am folgenden Wochenende hatte ich die beste Gelegenheit, das zu beweisen: Ein paar Mannschaftskameradinnen und ich waren beim Landeswettbewerb dabei — und ich wurde im Bodenturnen Zehnte! Das Wichtigste, was ich aus dieser Erfahrung gelernt habe, ist, mir nicht auszumalen, wie eine Heilung vor sich gehen soll, sondern jederzeit auf Gott zu vertrauen, auf Ihn zu schauen, um mir meiner ununterbrochenen Vollkommenheit sicher zu sein. Gott allein ist Kraft und Macht wir sollten unsere Möglichkeiten, Seine Macht zu beweisen, nicht begrenzen. Wenn es jederzeit unser Ziel ist, Ihn zu verherrlichen, werden wir Seine Natur, Sein Wesen, mehr und mehr zum Ausdruck bringen. Und wenn wir das tun, dann können wir gar nichts anderes tun als glänzen!
Wißt ihr nicht, daß euer Leib
ein Tempel des heiligen Geistes ist,
der in euch ist und den ihr von Gott habt,
und daß ihr nicht euch selbst gehört?
Denn ihr seid teuer erkauft;
darum preist Gott mit eurem Leibe.
1. Korinther 6:19, 20
