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Hör auf, alles auf die lange Bank zu schieben — und zwar sofort!

Aus der Januar 1998-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ich hatte an jenem Vormittag die Bibellektion aus dem Christian Science Vierteljahresheft studiert und beim Nachdenken und Beten große Inspiration gefunden. Nun kam ich in die Küche und wollte das Mittagessen vorbereiten.

Da fiel mein Blick auf ein paar Sachen, die ich bereitgelegt hatte, um sie einer Verwandten zu schicken. Mir wurde bewusst, dass ich sie schon seit Wochen immer wieder herumschob, sooft sie mir in den Weg kamen. Jedesmal rechtfertigte ich mich vor mir selbst damit, dass ja eigentlich mein Mann daran schuld sei — warum suchte er mir keinen passenden Karton?

Plötzlich war ich dem Heulen nahe, denn es kam mir so vor, als hätte die am Vormittag getane Arbeit mir kaum geholfen, mein Tagewerk besser einzuteilen. Doch als ich diese noch immer herumliegenden Dinge anschaute, wurde mir klar, dass ich vom ewigen Hinausschieben geheilt werden musste! (Na also! Mein morgendliches Studium hatte doch etwas bewirkt!)

Ich sagte mir, dass ich wenigstens diese Sachen sofort zur Post bringen konnte. Also ging ich in den Keller und kramte so lange in den Kartons, bis ich einen passenden gefunden hatte. Dann verstaute ich alles darin, stopfte alles ordentlich aus — und war drauf und dran, das Paket wieder beiseitezustellen, damit mein Mann es verschnüren konnte. (Er hat so viel mehr Talent für solche Arbeiten.) Aber damit schob ich die Angelegenheit ja schon wieder auf die lange Bank! Nicht lange danach war das Paket sorgfältig verschnürt und adressiert.

Doch immer noch flüsterte eine heimliche Versuchung: „Bring es morgen zur Post, wenn du sowieso unterwegs bist!“ Doch ich widersprach: „Nein! Ich komme der Bequemlichkeit nicht entgegen, denn ich lerne gerade eine Lektion in Bezug auf das Aufschieben!“ Also fuhr ich zur Post und gab das Paket auf.

Hinausschieben ist ein Irrtum, der unser geistiges Wachstum und unsere Arbeitsleistung eindeutig beeinträchtigt.

Diese scheinbar unwichtige Angelegenheit ist zu einem bedeutsamen Wendepunkt in meinem Leben geworden und war ein positiver Schritt zur Heilung vom ewigen Hinausschieben. Erstens hat sie mich dazu gebracht, diese Angewohnheit mit den Augen eines ehrlichen Metaphysikers zu betrachten und Schritte zu unternehmen, um sie zu heilen. Zweitens hat es mich dazu bewogen, jeden Tag etwas zu erledigen, was ich aufgeschoben hatte — und wenn ich nur einen Pulli wegräume, der über Nacht über einer Stuhllehne hängen geblieben ist. Diese Selbstdisziplin ist nicht zur sinnlosen Routine geworden, sie hat vielmehr dazu geführt, dass ich mehr Ordnung zum Ausdruck bringe, mehr von Gottes Wesen als göttlichem Prinzip.

Hinausschieben wird oft als harmlose Zeitverschwendung angesehen, doch es ist ein Irrtum, der unser geistiges Wachstum und unsere Arbeitsleistung eindeutig beeinträchtigt. Er redet uns ununterbrochen ein — und das scheinbar völlig berechtigt —, dass es aus diesem oder jenem Grund viel besser und angenehmer wäre, erst morgen das zu erledigen, was sofort getan werden kann.

Christian Science bringt denen eine neue Dimension von Hoffnung und Entschlossenheit, die den Argumenten des Hinauszögerns entgegentreten wollen — Argumenten, die das Gute verzögern und den Fortschritt, das geistige Wachstum und die Erledigung unserer rechtmäßigen Aufgaben aufhalten möchten. In dieser Wissenschaft lernen wir erkennen, dass es Hilfen gibt, die außerhalb unser selbst liegen und uns immer zur Verfügung stehen. Es sind geistige Hilfsquellen und sie gehen von dem einen unendlichen Gemüt, Gott, aus. Dieses Gemüt ist die einzig wirkliche Intelligenz, der Ursprung aller Tätigkeit. Das göttliche Gemüt allein verleiht alle wahre Intuition, Inspiration, Entschlusskraft, Zielstrebigkeit, Richtung und Ordnung. Weil Gott den Menschen zu Seinem Ebenbild schuf, wie die Bibel erklärt Siehe 1. Mose 1:26, 27., ist unsere wahre, einzige Identität ein individueller Ausdruck des Wesens Gottes und daher untrennbar von dem einen Gemüt und seinen Hilfsquellen. Wenn wir unser geistiges Selbst klarer erkennen, das von dem ewigen göttlichen Gesetz regiert wird, können wir die Neigung zum Hinausschieben erfolgreich abwehren.

Der allgemeinen Erfahrung nach gibt das menschliche Gemüt seine falschen Neigungen und Gewohnheiten nicht ohne Druck auf, nicht ohne das ständige Bemühen, das Denken in Zucht zu halten. Bloßes Wunschdenken genügt nicht. Wirkliche Leistung, wahrer Fortschritt wird nur dadurch erreicht, dass man die Materialität, die Weltlichkeit ablegt. Das erfordert Hingabe und harte Arbeit. Schon ein geringes Verständnis von Mrs. Eddys Leben und ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit zeigt uns dies. Wenn wir die Bedeutung ihrer Aussage in Wissenschaft und Gesundheit „Die Wissenschaft ist eine göttliche Forderung, nicht eine menschliche“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 329. zu erfassen beginnen, lernen wir uns der Regierung des göttlichen Prinzips etwas mehr zu beugen, und sehen ein, dass es notwendig ist, unser Denken diszipliniert zu läutern.

Vielleicht müssen wir, wie ich es tat, damit beginnen, dass wir unsere täglichen Pflichten erledigen. Es ist weise, schon in kleinen Dingen konsequent zu sein. Und Christian Science ist eine kraftvolle geistige Stütze bei unseren Bemühungen. Sie zeigt uns, dass Gott Gemüt ist, unser einzig wahres Gemüt, und uns erleuchtet, uns Kraft verleiht. Sie hilft uns zu verstehen, dass unser wirkliches, von Gott ausgehendes Denken das Wesen dieses Gemüts zum Ausdruck bringt. Und wenn wir selbst in kleinen Dingen von dieser geistigen Warte ausgehen, gewinnen wir Zuversicht, so dass wir auch schwerere Aufgaben meistern können.

Christus Jesus widersprach jedem Argument der Verzögerung, sei es bei der Heilung von Krankheit, Sünde oder Mangel. In den Berichten der Evangelisten über seine großen Demonstrationen der Macht Gottes lesen wir meist das Wort Sogleich.

Seine Jünger sahen einmal ein sehr klares Beispiel für die „sogleich“ sichtbare, augenblickliche Wirksamkeit der Christuskraft, als Jesus seine Predigt aus der Synagoge hinaus an das Seeufer verlegt hatte. Im Lukas-Evangelium wird berichtet, dass dort Fischer ihre Netze reinigten, nachdem sie die ganze Nacht vergeblich gefischt hatten. Als Jesus seine Predigt beendet hatte, forderte er Simon Petrus und die anderen auf, wieder in ihre Boote zu steigen: „Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ Das war eine göttliche Forderung, aber Petrus widersprach aus einem scheinbar völlig vernünftigen Grund: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Lk 5:1-6. Doch dann tat er, was Jesus von ihm verlangte, und sie warfen die Netze aus. Ihr Fang war so reich, dass sie ihn kaum bergen konnten. Zweifellos brachte diese Erfahrung Jesu Jüngern neue Inspiration, neue Entschlusskraft und geistiges Wachstum. Auch jetzt noch lernen wir — seine heutigen Nachfolger — daraus.

Das englische Wort für Aufschieben — procrastination — kommt von dem lateinischen Wort Crastinus, das „morgig“ bedeutet. Mrs. Eddy benutzt das Wort procrastination nur einmal in ihren Werken und es wird in der deutschen Übersetzung mit Zaudern wiedergegeben. Sie sagt in ihrer Predigt Christliches Heilen: „Das nimmermüde Sein, geduldig mit dem ständigen Zaudern des Menschen, bietet ihm jede Stunde neue Gelegenheiten; wenn aber die Wissenschaft eine geistigere Forderung an ihn stellt und ihn heißt, sich höher zu erheben, ist er vielleicht ungeduldig oder zweifelt, ob er diese Forderung erfüllen kann.“Heilen, S. 19.

Wenn wir ungeduldig sind in Bezug auf unseren Fortschritt oder gar daran zweifeln, dass wir bestimmte Aufgaben meistern können, finden wir Trost und Stärke darin, dass Gott tatsächlich unermüdliches Sein ist; dass Er rein geistige Forderungen an uns stellt und wir diesen Forderungen nachkommen müssen; dass unsere Fähigkeit dazu von Ihm kommt und wir daher nie versagen können.

Wir alle müssen wachsam auf neue Gelegenheiten achten, die gegenwärtige Verfügbarkeit der Christuskraft zu beweisen, und sie mit neuer Hingabe akzeptieren. Gott wird unser Bemühen segnen. In unserem Alltag wird größere Ordnung herrschen — und vor allem werden wir beständig geistiges Wachstum und Heilung erleben.

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