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Mary Baker Eddys Kirchenlieder

Aus der Januar 1998-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn man Christian Science studiert, hat man ganz natürlich den Wunsch, andere an der Inspiration, die man daraus empfängt, teilhaben zu lassen. Man möchte Jesu Rat folgen: „Was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern.“ Mt 10:27. Diese Inspiration erwächst aus unserem persönlichen Leben. Sie ist nichts Endgültiges oder „Offizielles“, doch das macht sie nicht weniger wichtig. Der folgende Artikel ist aus einem der Christian Science Praxis gewidmeten Leben und aus tiefer Wertschätzung für Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin von Christian Science, entstanden. Er enthält mehr Interpretationen als die meisten anderen Artikel in dieser Zeitschrift — er gibt die Erkenntnisse und Inspiration einer einzelnen Person wieder —, aber wir sind der Ansicht, dass er unsere Leser dazu anregen könnte, Mrs. Eddys Gedichte zu lesen, eigene Inspiration daraus zu schöpfen und das Licht zu finden, das ein solches Studium stets mit sich bringt.

Über einen Zeitraum von zweiunddreißig Jahren schrieb Mary Baker Eddy eine Reihe von Gedichten, von denen wir nun sieben vertont im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft finden. In die sen Liedern spiegeln sich unvermeidlich sowohl die schweren Zeiten als auch die Siege im Leben dieser bemerkenswerten Frau. Im Laufe der Jahre habe ich sie im Zusammenhang mit Mrs. Eddys jeweiligen Lebensumständen betrachtet und dadurch einige Einsichten gewonnen.

„Christus meine Zuflucht“

Das Gedicht ...Christus meine Zuflucht“ (Lied Nr. 253-257) wurde 1868 erstmals veröffentlicht, nur zwei Jahre, nachdem Mrs. Eddy Christian Science entdeckt und allein durch Gebet eine erstaunliche Heilung erlebt hatte. Nach dieser Heilung widmete sie sich eingehend dem Bibelstudium und forschte geduldig, um die geistige Grundlage der durch Christus Jesus bewirkten Heilungen zu verstehen. Sie war fast mittellos, alleinstehend, musste zur Untermiete wohnen und hatte nur wenige Freunde, die ihrer revolutionären Entdeckung der geistigen Gesetze, die der Heilmethode Jesu zugrunde lagen, positiv gegenüber eingestellt waren. Ist es von daher nicht verständlich, dass Christus Mrs. Eddys Zuflucht wurde, wie der Titel dieses Liedes andeutet?

Der Inhalt dieses Gedichts, das sie an der Schwelle ihres neuen Lebenswerkes schrieb, lässt ihre wachsende Überzeugung von der Macht Gottes deutlich werden — der Macht, die jedem ehrlichen Sucher nach dem Christus, der Wahrheit, die Kraft gibt, widrigen Stürmen standzuhalten und sie zu überwinden.

Für mich weist dieses Gedicht darauf hin, wie wichtig Empfänglichkeit und Geduld sind: Die „Harfensaiten“ unseres Denkens „warten“, wie es im englischen Original heißt, was für mich eine Aufgeschlossenheit für geistige Inspiration bedeutet. Und selbst auf „sturmbewegter Meeresflut“ können wir, wenn wir ausharren, schließlich Christus, Wahrheit, erkennen, der darauf wandelt und sich unserem wartenden Denken nähert. Wenn wir in unserem Verständnis von Gott und Seinem Christus wachsen, „zerfällt“ die Last „in nichts“; wir finden wahre Sicherheit, den Fels der Wahrheit, der dem Wind und den Wogen des aufgepeitschten fleischlichen Gemüts standhält. Und in der letzten Strophe des Liedes werden wir daran erinnert, wie wichtig es ist, stets bereit zu sein, anderen zu helfen: „O lass mich täglich Gutes tun / Für sie, für Dich.“

„Kommunionslied“

Das „Kommunionslied“ (Lied Nr. 298-302) erschien erstmals im Dezember 1876 in der Zeitung Lynn Transcript, und zwar unter dem Titel „Lied der Wissenschaft“, Acht Jahre waren seit „Christus meine Zuflucht“ vergangen — Jahre, in denen Mrs. Eddy wunderbare Heilungen vollbracht, Schüler unterrichtet und 1870 eine Broschüre heraus – gebracht hatte, die den Titel „Die Wissenschaft des Menschen“ trug und der Vorläufer des Kapitels „Zusammenfassung“ in Wissenschaft und Gesundheit war. 1872 hatte sie mit dem eigentlichen Schreiben von Wissenschaft und Gesundheit begonnen; 1874 hatte sie das vollendete Manuskript der Druckerei übergeben und 1875 war die erste Auflage herausgekommen. Dieses Lied, das mit drei Fragen und den Verben sehen, hören und fühlen beginnt, fragt uns nachdrücklich, ob wir unsere wahren Sinne, die Sinne der Seele, gebrauchen: Haben wir den Heiland gesehen, den Jubel gehört und die Kraft des Wortes gefühlt — die Kraft, die uns heute das christliche Heilen wiedergegeben hat?

In diesem Lied, in dem die wahre, geistige Kommunion mit Gott beschrieben wird, schwingt auch Mrs. Eddys eigener Verzicht auf Rituale und Glaubensbekenntnisse mit. Sie erkannte, dass ein Verständnis von Christus, Wahrheit, nichts mit Ritualen — dem Brotbrechen und Weintrinken — zu tun hat. Das Wichtigste ist vielmehr die geistige Bedeutung, die diese althergebrachten Rituale vermitteln wollen — das Verständnis der Wahrheit, das sich im Denken und Handeln („in Taten hehr“) ausdrückt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Mrs. Eddy 1875 nach siebenunddreißigjähriger Mitgliedschaft in der Kongregationalistischen Kirche in Tilton, New Hampshire, ihren Austritt erklärte. Mit diesem Schritt und mit der Veröffentlichung des Christian Science Lehrbuchs, Wissenschaft und Gesundheit, besiegelte sie ihren Entschluss, der ganzen Menschheit ihre Entdeckung und die damit verbundenen Heilungswerke zugänglich zu machen.

In dem Lied heißt es, dass die göttliche Liebe für jene „im Lichte Raum“ macht, die sich rück — haltlos Gott, der göttlichen Liebe, zuwenden und die falschen, tränenreichen Vorstellungen aufgeben. Mrs. Eddy sprach aus eigener Erfahrung, denn sie wurde in ihrem Leben mit vielen Herausforderungen konfrontiert und musste viel Kummer und Leid überwinden.

Als ich darüber nachdachte, wie sie wegen ihres geringen Einkommens viele Jahre lang zur Untermiete wohnen musste, wurde mir klar, dass Gott einen Platz für sie bereitete. Als sie Gott immer mehr als Liebe verstehen lernte, die alle unsere Bedürfnisse stillt, festigte sich auch ihr geistiges Verständnis von Heim, und im März 1875 konnte sie schließlich ein Haus in der Broad Street in Lynn, Massachusetts, erwerben.

„Weide meine Schafe“

Elf ereignisreiche Jahre vergingen nach der Veröffentlichung des „Kommunionsliedes“, bis im Jahre 1887 das Gedicht „, Weide meine Schafe' “(Lied Nr. 304–309) erschien. In Rückblick und Einblick (S. 46) schreibt sie den Vermerk hinzu: „Geschrieben, als ich Pastorin der Kirche Christi, Wissenschaftler, in Boston war.“

Die ergreifenden und doch beruhigenden Worte dieses Liedes zeigen ganz klar, dass unser Bedürfnis nach Führung in dem Maße erfüllt wird, wie wir dem einen großen Hirten, Gott, vertrauen, der in der Tat jedem ernsthaften Sucher den Weg weist, wie steil die Berge auch sein mögen. Gott — so besagt das Lied — führt uns nicht nur, sondern beschützt uns auch in Lust und Leid und lässt uns durch die Tür in die Sicherheit der Hürde eingehen. Jesus beschrieb diese Tür, als er sagte: „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.“ Joh 10:9.

Dieses Lied bietet allen, die schwere Zeiten durchmachen, starken Halt. Mrs. Eddy hatte in den Jahren zwischen der Veröffentlichung des „Kommunions – liedes“ und diesem Gedicht selbst etliche Krisen zu bewältigen. 1877 hatte sie Asa Gilbert Eddy geheiratet, der ihr eine enorme Stütze war. Unter anderem war er der erste, der sich öffentlich als Christlicher Wissenschaftler bezeichnete. Als er nach nur fünfjähriger Ehe verstarb, wurde Mrs. Eddy von Kummer fast überwältigt.

Wir können unser Einssein mit Gott verstehen und spüren und das Wirken der göttlichen Liebe, die den ewigen Bund zwischen Gott und dem Menschen errichtete, erkennen.

In dieser Zeit hatte sie auch ihren inzwischen erwachsenen Sohn wiedergesehen. Er war als kleines Kind von ihr getrennt worden und ohne viel Schulbildung in einer rauhen Umgebung am Rande der Wildnis aufgewachsen. Er kam nach Boston, aber sehr schnell war klar, dass er und seine Mutter sehr wenig gemein hatten. Schon bald kehrte er nach Hause zurück.

In diese Jahre fallen ferner gerichtliche Auseinandersetzungen, der Verrat durch einige ihrer ersten Schüler und der Verlust familiärer Unterstützung. Aber es waren auch eindrucksvolle Fortschritte zu verzeichnen, wie zum Beispiel die Eröffnung ihrer staatlich anerkannten Lehranstalt für Metaphysik in Massachusetts. Sie rief das Christian Science Journal ins Leben, setzte die Überarbeitung von Wissenschaft und Gesundheit fort und begann mit der Veröffentlichung weiterer Bücher. 1884 erteilte Mrs. Eddy Klassenunterricht in Chicago und unterrichtete die erste Lehrerbildungs — klasse, um Christian Science Lehrer auszubilden. Trotz mancher Schwierigkeiten und Krisen ging die Arbeit an der Gründung der Kirchenorganisation stetig voran.

Die Erfahrungen dieser Jahre spiegeln sich in dem Sehnen, aber auch in der Stärke wider, die aus dem Gedicht „, Weide meine Schafe' “ sprechen. Der tiefe Wunsch, der Menschheit zu helfen, kommt hier in den Worten zum Ausdruck, die Jesus an seinen Jünger Petrus richtete. Wir können aus solchen selbstlosen Beweggründen viel lernen: zum Beispiel, dass wir auf die Stimme Gottes statt auf das Zeugnis der materiellen Sinne oder des sterblichen Willens lauschen und bereit sein müssen, ein „hartes Herz" durch Gottes Weisheit und Liebe erneuern zu lassen. Alle Weisungen in diesem Lied helfen uns in dem Bemühen, bei Gott Führung in unserem Leben zu suchen. Weiter wird uns in dem Lied versichert, dass Gott des „Dünkels Wahn" zerstreut. Gott allein ist gut, und wir bringen das Gute nur zum Ausdruck, wenn wir Ihn und Seine alles übertreffende Gerechtigkeit widerspiegeln. Von Gott wird auch erwartet, dass Er „die Welt aus dumpfer Ruh" weckt. Wie wichtig ist es, dass wir uns gegen aggressive Suggestionen wie Gleichgültigkeit wehren, denn sonst würden wir einen „dumpfen" Frieden mit dem Irrtum zu schließen.

Die Worte dieses Liedes malen für mich ein lebendiges Bild der Gefühle, die Mrs. Eddy während dieser oft einsamen, aber schöpferischen Jahre bewegt haben mögen. So schreibt sie zum Beispiel: „Fremde wir, am öden Strand / Schaffend für und für ..." Aber wieder folgt unmittelbar darauf das tiefe Verlangen danach, den Fortgang der Entwicklung Gottes Führung anheimzustellen: „Gingen gern, von Dir erkannt,/ Ein durch Deine Tür." So wie Mrs. Eddy trotz persönlichen Leids und manchen Widerstands gewaltige Aufgaben erfüllte, müssen wir das auch tun. Wir können unser Heil nur ausarbeiten, indem wir dem geraden und schmalen Pfad folgen, den Jesus uns wies. Einen anderen Weg gibt es nicht, und auf diese Weise gehen wir durch die einzige „Tür" in die Sicherheit der Schafhürde ein.

Wie dunkel, kalt und bedrohlich die uns bedrängenden Probleme auch erscheinen mögen — Gott ist stets da, immer erreichbar. Er nährt, erhält und führt uns, so wie ein guter Hirte sich um seine Herde kümmert. Wir müssen jedoch den Hirten immer näherkommen, damit wir uns Seine heilende Fürsorge, Seine Führung und Seine Weisheit zunutze machen können.

„Der Mutter Abendgebet"

Sechs Jahre vergingen, bevor 1893 Mrs. Eddys Gedicht „Der Mutter Abendgebet" (Lied Nr. 207-212) erschien. Im Hinblick darauf, was sich in diesen Jahren in ihrer Kirche ereignete, ist die Definition von Abend im Glossarium von Wissenschaft und Gesundheit von Bedeutung: „Verschwommenheit des sterblichen Denkens; Müdigkeit des sterblichen Gemüts; unverständliche Anschauungen; Frieden und Ruhe." Wissenschaft und Gesundheit. S. 586.

Die Erfahrungen dieser Jahre spiegeln sich in dem Sehnen, aber auch in der Stärke wider, die aus dem Gedicht „, Weide meine Schafe' " sprechen.

1889 herrschte große Uneinigkeit und Verwirrung in der Kirchenorganisation. In diesem einen Jahr hielt Mrs. Eddy es für notwendig, die Vereinigung Christlicher Wissenschaftler, die Lehranstalt für Metaphysik in Massachusetts und die Kirche aufzulösen. Manch einem erschien dies alles schon als „Abendzeit" — als eine Zeit verworrener Ansichten über den richtigen Weg, eine Zeit der Unklarheit und Erschöpfung des sterblichen Denkens. Aber auf diese Zeitspanne folgten „Frieden und Ruhe", denn 1893, im Erscheinungsjahr dieses Gedichts, befand sich das Originalgebäude Der Mutterkirche im Bau und die erste Jahresversammlung trat mit fünfzehnhundert anwesenden Mitgliedern in großer Harmonie zusammen.

Welch gottgegebene Weisheit und welchen Mut brauchte Mrs. Eddy, um so wesentliche Teile der Organisation aufzulösen und auf einer festeren und beständigeren Grundlage neu zu organisieren. Betrachtet man alle Ereignisse, die in diese Zeit fallen, so überrascht es nicht, dass dieses Gedicht als „Gebet" bezeichnet wird. Das Bewusstsein der „holden", aber machtvollen Gegenwart Gottes stärkte unsere Führerin. Sie lernte viel über Gottes Frieden, Gegenwart, Kraft und Freude. In ihrem Gebet bittet sie dann, dass dieselbe Liebe, die eines Nestlings „zagen Flug" bewacht, ihr Kind auf den Fittichen aus dem Dunkel der Nacht emportragen möge.

Auch in diesem Gedicht finden wir ein in Mrs. Eddys Schriften häufig wiederkehrendes Thema, nämlich die Erhabenheit der Seele über den materiellen Sinn und das geistige Erschauen des „hehren Wohnorts" Gottes und Seiner uns umgebenden Arme im Gegensatz zu dem Bild von Begrenzung und Bösem, das mit den sterblichen Augen wahrgenommen wird. Je mehr wir über Gottes Güte erfahren, desto klarer erkennen wir, dass das, was der „Verlust" einer lieb gewonnenen menschlichen Meinung oder Vorstellung zu sein scheint, sich als „segenschwer" erweist. Der Verlust einiger ursprünglicher organisatorischer Pläne, die Mrs. Eddy für ihre Kirche hatte, gereichten ihr schließlich nach weiterem Beten zum Segen; denn mit der notwendigen Neuorganisation machte die Kirche großen Fortschritt. Wenn wir treu „ausharren" und lernen, mehr zu lieben, wird uns die Wirklichkeit von Gottes ewiger, allgegenwärtiger Fürsorge immer deutlicher; dann bannt das „Himmelslächeln" irdische Tränen, und wir finden „heim zu Gottes Frieden".

„Liebe"

„Liebe", Mrs. Eddys fünftes Gedicht (Lied Nr. 30-32), wurde drei Jahre später, im Jahre 1896, veröffentlicht. Mrs. Eddy hatte im Dezember 1894 den beispiellosen Schritt getan, die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit als Pastor ihrer Kirche einzusetzen, und Anfang 1895 wurde das Originalgebäude Der Mutterkirche eingeweiht. Auch die erste Ausgabe des Handbuchs Der Mutterkirche war 1895 erschienen — ein weiterer wesentlicher Schritt, der sich als „segenschwer" erwies, denn dadurch wurde die Organisation ihrer Bewegung auf eine geistigere Grundlage gestellt.

In dem Lied „Liebe" werden wir nachdrücklich aufgefordert, mehr — wahrhaft — zu lieben. Mrs. Eddy betete selbst ohne Unterlass und bemühte sich, Schwierigkeiten im Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen zu lösen. Die in diesem Lied ausgedrückte Inspiration über das Wesen der Liebe spiegelte sich in ihrer eigenen Erfahrung wider. Es handelt sich hier nicht um theoretische oder sehnsüchtige Worte über die Liebe und ihre Bedeutung. Mrs. Eddy hatte die Liebe Gottes erkannt, das wirkliche, unwandelbare, göttliche Wesen der Liebe, als sie durch ihr Gebet Kummer und Leid überwand. Dass sie ihre Erkenntnisse aber auch bewies, ist an dem großen Fortschritt zu erkennen, den die Sache der Christian Science in diesen Jahren verzeichnen konnte.

Das Lied „Liebe" betont, wie wichtig es ist, dass wir die göttliche Liebe hier und jetzt zum Ausdruck bringen. Nicht einmal einen unfreundlichen Gedanken, so lehrt uns das Lied, sollten wir über jemanden hegen, weil schon ein unfreundlicher Gedanke oder ein übereiltes Wort genügen kann, jemanden, der bereits schwach und geknickt ist, vollends zu Boden zu drücken. Vielmehr — so legt das Lied uns eindringlich nahe — sollten wir um den Geist flehen, den Jesus zum Ausdruck brachte, Jesus, der die Menschheit liebte und Sünde und Krankheit heilte.

Das Lied sagt uns auch, dass Gottes „mächtig Wort" die Schöpfung hervorbrachte und Licht werden ließ. Wir können unser Einssein mit Gott verstehen und spüren und das Wirken der göttlichen Liebe die den ewigen Bund zwischen Gott und dem Menschen errichtete, erkennen. Liebe ernährt uns, befreit uns vom Zwist; Liebe ist unser Leben; und die göttliche Liebe ist stets und unter allen Umständen bei uns, „wenn wir uns treffen" und auch „wenn wir gehn".

„Weihnachtsmorgen"

„Weihnachtsmorgen" (Lied Nr. 23-28) erschien 1898, dreißig Jahre nach dem Lied „Christus meine Zuflucht". Das Bild in dem früheren Gedicht von dem „auf sturmbewegter Meeresflut" wandelnden Christus ist ein notwendiges, fast tägliches Element unseres Fortschritts, ebenso wie die Aussage in diesem späteren Lied: „Du lieber Christus, nie gebor'n, / Doch immer hier". Mrs. Eddy war eine praktische Christin, die die inspirierten Worte ihrer Schriften Schritt für Schritt unter Beweis stellte. Nicht eine ihrer Lehren ist bloß die Mutmaßung eines weltfremden religiösen Theoretikers. Ihr Leben lang war sie aktiv an den Dingen beteiligt: im Familien- und Geschäftsleben, als Autorin, Heilerin und Lehrerin, als Gründerin einer Kirche und in der Auseinandersetzung mit vielen schwierigen zwischenmenschlichen Beziehungen. Mary Baker Eddy war also keineswegs ein passiver Zaungast des Lebens, der ein abstraktes religiöses Glaubensbekenntnis niederschrieb.

Nach und nach breitete sich Christian Science über die Grenzen Amerikas aus. 1890 wurden die ersten öffentlichen Gottesdienste in London gehalten; 1898 wurde in Hannover eine Kirche gegründet. 1897 erschien das Buch Vermischte Schriften und Mrs. Eddy maß diesem Buch so viel Bedeutung bei, dass sie allen Unterricht in Christian Science für ein Jahr unterbrach und ihre Schüler nachdrücklich aufforderte, in diesem Jahr das Buch zu studieren.

Das Jahr, in dem das Lied „Weihnachtsmorgen" erschien, war in vieler Hinsicht produktiv. Mrs. Eddy gründete den Christian Science Vortragsrat, die Christian Science Verlagsgesellschaft erhielt durch eine Treuhandund Übertragungsurkunde ihre heutige Form, die erste Ausgabe des Christian Science Sentinel erschien, der Unterrichtsrat wurde offiziell ernannt und Mrs. Eddy unterrichtete ihre letzte Klasse, an der fast siebzig Schüler teilnahmen. Viele dieser Schüler leisteten später Hervorragendes für Mrs. Eddys Bewegung.

Im Zusammenhang mit all dem Guten, das sich beständig für die Bewegung der Christian Science entfaltete, scheint die weitere Erläuterung zum Christus in diesem Gedicht von Bedeutung. Das Erscheinen des Christus, der Wahrheit, im Bewusstsein — mit anderen Worten die „sel'ge Weihnacht" — ist unausweichlich, weil das Licht des Christus, das heller leuchtet als alles andere, immer gegenwärtig ist. Christus, die Offenbarwerdung Gottes, ist gänzlich unbelastet von einer materiellen Geburtsstunde. Christus ist wie ein sanfter Strahl tätiger, lebendiger Liebe — nie geboren, todlos, unberührt von starrer Glaubensform oder „Erdenpein".

Das Lied schließt mit dem bewegenden Gebet:

Erfüll uns heut
Mit allem, was du bist,
bleib uns
Ein Hort allzeit.

Wenn ein solches Verständnis vom Wesen Christi unser Bewusstsein erfüllt, empfinden wir Sicherheit — und zwar immer.

„Zufriedenheit"

Das letzte der sieben Gedichte, „Zufriedenheit" (Lied Nr. 160-162), wurde im Jahre 1900 veröffentlicht. Mrs. Eddy sagt schlicht, dass die Liebe in jeder Situation gegenwärtig und bereit ist, uns zu führen. Ob wir durch stürmische oder durch gute Zeiten gehen, das Lied sagt, dass die göttliche Liebe allein „Frieden schenkt".

Auf der Jahresversammlung von 1899 sprach Mrs. Eddy im Tremont – Tempel in Boston vor dreitausend Anhängern. 1900 fügte sie dem Kirchenhandbuch eine Satzungsbestimmung hinzu, die ein Komitee für Veröffentlichungen, bestehend aus einer einzelnen Person, vorsieht.

Mrs. Eddys letztes Lied erinnert uns daran, dass „harter Stein, Gewalt und Schein" die Saat der Wahrheit nicht am Keimen „in Geist und Tat" der treuen Nachfolger Gottes hindern können. Wie überzeugt war unsere Führerin von der Güte Gottes und Seinem Vermögen, voll und ganz für Seine Kinder zu sorgen!

In diesem letzten Lied spricht Mrs. Eddy mit ruhiger Überzeugung auch den dunklen Sinn und die Furcht an und erinnert uns daran, dass Gott tatsächlich gut ist. Diese fast trügerisch einfachen Gedanken haben tiefe Bedeutung: Sie sprechen vom Licht des Lebens, von der Macht der Weisheit und der Allheit Gottes.

In der letzten Strophe dieses tiefgründigen Liedes hören wir, dass „die Zeiten gehn". Die gesammelte Unwissenheit der Welt löst sich auf, wenn Liebe, Leben, Gott, uns emporhebt und erlöst. Das Lied spricht auch vom Erwachen der „Erdgebundenen" (nach dem englischen Original) — dem Erwachen des Denkens, das den Traum von Substanz in der Materie träumt.

Die letzten Worte des Liedes beschreiben sowohl die Voraussetzung als auch die Verheißung wahrer, dauerhafter geistiger Zufriedenheit: „In Ihm stets find, o Gotteskind, / Zufriedenheit."

Diese sieben Lieder können unseren geistigen Fortschritt fördern. Aus dem Leben unserer Führerin können wir ersehen, welche Möglichkeiten es gibt, ein sich entfaltendes Verständnis von Gott, dem geistigen Menschen und der Christus-Idee praktisch anzuwenden.

Wenn wir Schritt für Schritt menschlichen Willen und Furcht allmählich besiegen und geistig wachsen, lernen wir, den verschiedenen Herausforderungen in unserer menschlichen Erfahrung standzuhalten und sie zu überwinden. Individuellen geistigen Fortschritt werden wir in dem Maße erleben, wie wir das Gesetz Gottes, unseres großen Hirten, noch demütiger, gehorsamer und geduldiger befolgen.

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