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Was wird morgen sein?

Aus der Januar 1998-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Während meiner Studentenzeit erschien in einem Nachrichtenmagazin ein aufsehenerregender Artikel über die in Südamerika freigesetzten „Killerbienen". Der Artikel sagte katastrophale Auswirkungen für ganz Nordamerika voraus. Anhand von anschaulichen Einzelheiten schilderte der Schreiber den voraussichtlichen, von vielen Toten gesäumten Weg der Bienen nach Norden. Ich war so beeindruckt von dieser „prophetischen" Vision, dass ich überlegte, ob es nicht klüger wäre, immer ganz im Norden zu bleiben, wo die klimatischen Bedingungen für diese Bienen nicht so günstig sind.

Zu allen Zeiten sind Ereignisse prophezeiht und vorhergesagt worden. Dabei ging es manchmal um Tiefgründiges, oft auch um Katastrophen. Im Alten Testament wird das Kommen des Messias vorhergesagt.

Jahre später las ich die ersten Berichte über das Auftreten dieser Bienen in Texas. Man hielt sie zwar immer noch für gefährlich, aber allen Vorhersagen der Wissenschaftler zum Trotz waren die Killerbienen nicht die große Gefahr, die zunächst so überzeugend und in sensationeller Aufmachung angekündigt worden war. Man erklärte sich das damit, dass sich diese Bienen auf dem Weg in den Norden mit harmloseren einheimischen Arten gekreuzt hatten.

Zeigt das nun einmal mehr, wie fehlerhaft menschliche Vorhersagen sind, oder gibt es hier tiefere Zusammenhänge?

Zu allen Zeiten sind Ereignisse prophezeiht und vorhergesagt worden. Dabei ging es manchmal um Tiefgründiges, oft auch um Katastrophen. Im Alten Testament wird das Kommen des Messias vorhergesagt. Unzählige Male ist im Gegensatz dazu der Weltuntergang angekündigt worden. Gegenwärtig werden wir mit Prophezeiungen überschwemmt, dass die Erde aus vielen Gründen dem Untergang geweiht sei — weil etwa unkontrollierbare Epidemien die Bevölkerung drastisch dezimieren oder umgekehrt eine Bevölkerungsexplosion die natürlichen Ressourcen aufzehren wird.

Natürlich müssen wir wachsam sein und achtgeben auf das, was in unser Denken eindringen möchte. Man muss aber auch erkennen Können, was die Wahrheit ist und wie sie sich von falschen Vorhersagen unterscheidet. Die Verlässlichkeit einer Prophezeihung Kann daran gemessen werden, auf welche Grundlage sie sich stützt. Welche Quelle hat sie? Basiert sie lediglich auf menschlichem Wissen, auf menschlichen Beobachtungen und Berechnungen? Oder Wird sie durch Gebet und geistige Offenbarung wahrgenommen?

Mary Baker Eddy macht den Unterschied zwischen sterblichen und geistigen Grundlagen der Prophezeihung deutlich. Sie sagt: „Die alten Propheten gewannen ihren Blick in die Zukunft von einem geistigen, unkörperlichen Standpunkt aus und nicht dadurch, dass sie Unheil ankündigten und Tatsache mit Dichtung verwechselten — dass sie die Zukunft von der Grundlage der Körperlichkeit und des menschlichen Glaubens aus vorhersagten."Wissenschaft und Gesundheit, S. 84. Dann wieder definiert sie das materielle Wissen so: „Der von den fünf körperlichen Sinnen erlangte Augenschein; Sterblichkeit; Ansichten und Meinungen; menschliche Theorien, Lehren, Hypothesen; das, was nicht göttlich ist und was der Ursprung von Sünde, Krankheit und Tod ist; das Gegenteil von geistiger Wahrheit und geistigem Verständnis." Ebd., S. 590.

Wenn wir die Unterschiede zwischen materiellem und geistigem Wissen erkennen können, werden wir die unkörperliche, unzerstörbare Beschaffenheit von Gottes — nicht des Menschen — Schöpfung wahrnehmen. Wenn die Menschen nur gelernt haben, das Zeugnis der fünf Sinne zu akzeptieren, wird es ihnen schwer fallen, sich einen liebenden, für alle Seine Kinder sorgenden Vater-Mutter Gott vorzustellen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Vorhersagen von schlimmen Zeiten und Hungersnöten wie ein roter Faden durch die Geschichte winden — von den Ufern des Galiläischen Meeres im ersten Jahrhundert bis zu den technisch hoch entwickelten Ländern im 20. Jahrhundert.

Allen Vorhersagen zum Trotz sind wir nie am Rand der Erdscheibe abgestürzt, sooft wir es auch versucht haben. Entgegen allen Vorhersagen aus den vierziger Jahren hat Europa nach dem Zweiten Weltkrieg keinen langen Erholungsprozess gebraucht, sondern sich in einer einzigen Generation aus den Trümmern erhoben. Und was kaum jemand erwartet hat: Die Mauer in Berlin ist gefallen, und der Kalte Krieg ist vorbei.

Hätten alle Prophezeihungen der jüngsten Zeit sich erfüllt, wären durch den sauren Regen die Wären im Adirondackgebirge bereits vollkommen zerstört worden, der Berg St. Helena wäre durch dauernde vulkanische Tätigkeit für immer zur Einöde geworden, und auf der ganzen Welt hätten wir jetzt eine Klimakatastrophe, weil die Ölquellen in Kuwait in Brand gesteckt wurden.

Alle diese unheilvollen Voraussagen wurden zweifellos im Vertrauen auf Wahrscheinlichkeiten getroffen, die die Wissenschaftler aus ihrem materiellen Wissen herleiteten. Aber wie weit wollen wir uns eigentlich auf Informationen verlassen, die sich lediglich auf das stützen, was die fünf Sinne uns berichten?

Warum haben diese düsteren Mutmaßungen und Weltuntergangsvisionen scheinbar die Macht, uns zu Geiseln der Furcht zu machen? Die Erklärung liegt in dem grundlegenden sterblichen Glauben, dass es eine Macht neben Gott gibt, die Unheil anrichten kann. Wer auf Gott vertraut, muss dieser allgemein akzeptierten falschen Voraussetzung täglich entgegentreten. Das Leben und die Lehren Christi Jesus geben uns die Vollmacht, das zu tun und so der vorherrschenden öffentlichen Meinung zu widerstehen.

Als Mary Baker Eddy ihre Kirche gründete, hat sie die Übel nicht ignoriert,die den Menschen im späten neunzehnten Jahrhundert zusetzten.

Während seines Erdenwandels widerstand Jesus allen menschlichen Annahmen oder Vorhersagen, die unterstellten, dass der Mensch von Gott getrennt werden könne; dazu gehörten alle Ansichten und Vorhersagen in Bezug auf Krankheit und Mangel, unmoralisches Verhalten, Naturkatastrophen und den Tod. Im Grunde genommen weigerte sich Jesus, die Schlussfolgerungen des menschlichen Wissens oder die Wahrnehmungen der fünf Sinne als Wirklichkeiten hinzunehmen.

Als die Jünger Jesus während einer Seereise weckten, weil das Schiff in schwerer See unterzugehen drohte, wies er augenblicklich ihre Behauptung zurück, sie würden alle umkommen. Er verließ sich auch nicht auf seine eigenen Augen und Ohren, um die Lage richtig zu beurteilen. Stattdessen blickte er über das hinaus, was er sah und hörte, und gebot dem Sturm Einhalt. Siehe Mk 4:37-39. Jesu Reaktion gründete sich nicht auf menschliche Logik, sondern auf sein Verständnis des göttlichen Prinzips der Harmonie, das den Menschen und das Universum regiert. Dazu schreibt der Psalmist: „Darum fürchten wir uns nicht, ... wenngleich das Meer wütete und wallte" Ps 46: 3,4.. Der Meister hielt sich nicht mit der Weisheit der Seefahrer auf, die sich in vielen Generationen aus menschlichem Wissen entwickelt hatte. Er anerkannte augenblicklich die absolute Macht Gottes über die Disharmonie und hielt daran fest. Und so ruhte das kleine Schiff mit seinen Passagieren sicher im plötzlich beruhigten Wasser.

Sie erkannte sie als das, was sie waren — Suggestionen, die dem Denken der Menschen aufgedrängt wurden und die sich aus Furcht, Sünde oder Unwissenheit ergaben.

Als die große Menschenmenge in einer einsamen Gegend, wo es nichts zu essen gab, gespeist werden musste, akzeptierte Jesus nicht die ängstlichen Mahnungen seiner Jünger, die Menschen gehen zu lassen. Auch erkundigte er sich nicht danach, was denn fehltem um den Bedarf zu decken. Als treuer Schüler der Bibel wusste der Meister sehr wohl, dass Gott die Kinder Israel in der Wüste Sinai versorgt hatte. Er trat der menschlichen Ansicht entgegen, es gebe keine ausreichende Versorgung, und in Übereinstimmung mit der biblischen Verheißung, dass Gott sehr wohl einen Tisch in der Wüste bereiten kann, fragte er: „Wieviel Brote habt ihr? Geht hin und seht!" Mk 6:38. Als ihm die Jünger nur fünf Brote und zwei Fische brachten, segnete Jesus das Mahl, indem er über die Ansichten des materiellen Sinnes hinausschaute, um Gottes unendliche geistige Versorgung zu sehen. Die Wirklichkeit der Versorgung trat so an die Stelle des befürchteten Mangels.

Wie Jesus, so müssen auch wir die allerhabene Macht des einen Gottes innerlich akzeptieren und bereit sein, die vielen, in der Öffentlichkeit verbreiteten und im menschlichen Wissen verankerten Voraussagen augenblicklich und entschieden zu verneinen. Gleichzeitig müssen wir geistig wach sein, um die täglichen Herausforderungen zu sehen, die nach Heilung verlangen.

Heute werden in den Nachrichten oft die schlimmstmöglichen Szenarien mit ihren Auswirkungen auf die Allgemeinheit ausgemalt. Solche Berichterstattung bringt den Zeitungen Leser und den Fernsehanstalten höhere Einschaltquoten. Sie informiert uns über alles Böse und die Verluste, die uns nach menschlichem Ermessen und Glauben bei jedem Sonnenaufgang erwarten. Bei unseren Gebeten können wir daran denken, dass es sich dabei nicht um ein neues Fasziniertsein vom Bösen handelt, sondern um immer das gleiche alte Thema — dass die Menschen in eine Lage geraten könnten, wo Gott machtlos ist. In der einen oder anderen Form ist das schon immer die Behauptung der materiellen Sinne gewesen! Aber wenn wir an unserer geistigen Beziehung zu Gott festhalten, können wir unsere Hände in Seine legen und darauf vertrauen, dass Er uns erlösen und beschützen wird. Wir haben die von Gott verliehene Fähigkeit, dem Flugsand vorherrschender Meinungen standzuhalten.

Meine Mutter, die um die Jahrhundertwende ein junges Mädchen war, hat mir von den Zeltmissionen der Erweckungsbewegung erzählt, deren Versammlungen sie besuchte. Dort wuede der Weltuntergang eindringlich gepredigt und vorhergesagt — als ob er am nächsten Donnerstag schon stattfände. Sie sagte, dass die Massen durch die ständige Wiederholung der Vorhersagen wie hypnotisiert waren. Ihre Generation wurde von der persönlichen Überzeugungskraft und dem Magnetismus dieser Eiferer ergriffen. Unsere Generation scheint von der massiven Ansammlung und Verbreitung von „Ansichten und Meinungen; menschlichen Theorien, Lehren, Hypothesen" hypnotisiert zu sein.

Der Kritiker mag hier fragen, ob es denn einen Sinn habe, mit metaphysischen Mitteln gegen die „Wirklichkeiten“ der Naturkatastrophen und Kriegsereignisse vorzugehen, die täglich in der Welt ihren Lauf nehmen. Als Mary Baker Eddy ihre Kirche gründete, hat sie die Übel nicht ignoriert, die den Menschen im späten neunzehnten Jahrhundert zusetzten. Sie erkannte sie als das, was sie waren — Suggestionen, die dem Denken der Menschen aufgedrängt wurden und die sich aus Furcht, Sünde, Unwissenheit oder Fehlinformationen durch die fünf Sinne ergaben. Ja, Mrs. Eddy lehrte, dass das Gute, nämlich Gott oder Geist, nicht nur die Allheit ist, sondern auch die einzige Wirklichkeit und Macht, und dass das Böse eine Illusion oder Lüge ist. Ein Schüler von Mrs. Eddy erklärte unmissverständlich — und dabei bewegte er sich ganz im Rahmen dieser Lehren und ihrer praktischen Demonstration —, dass die richtige Anwendung des Gesetzes Gottes für einen Menschen auf hoher See, der dem Ertrinken nahe, aber ohne erkennbare menschliche Hilfe ist, eine Rettungsmöglichkeit vorsehen wird. Es war niemals Mrs. Eddys Absicht, Christian Science an das Forum philosophischer Diskussionen zu verweisen. Sie hat nicht nur erwartet, dass diese Wissenschaft der Menschheit sofort Hilfe und Heilung bringt, sie hat es gefordert!

Persönlich und durch das Kirchenhandbuch hat Mrs. Eddy ihren Schülern regelmäßig den Rat gegeben, den vorherrschenden Meinungen zu widerstehen. So sollen sich die Kirchenmitglieder täglich im Gebet gegen aggressive mentale Suggestion verteidigen Siehe Handbuch Der Mutterkirche, Art. VIII Abschn. 6. — und dazu gehören alle Voraus- und Vorhersagen, die die Menschheit außer Reichweite Gottes stellen möchten. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine solche Vorhersage sich auf Krankheiten, auf die Umwelt oder die Wirtschaft bezieht — für die Macht des Gebets gibt es keine Grenzen.

Das Leben und die Lehren unseres Meisters beflügeln die Religion mit der Fähigkeit, auf die Nöte der Welt zu antworten. Aber bis zur Anerkennung dieser Tatsache wird sich der Homo sapiens weiter vor dem fürchten, was morgen sein wird. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Die christlichen Ideen präsentieren zweifellos das, was die menschlichen Theorien ausschließen — das Prinzip der Harmonie des Menschen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 170. Diese immergegenwärtige geistige Harmonie ist mächtig genug, um die falschen Behauptungen des menschlichen Wissens zum Schweigen zu bringen. Der göttliche Schutz und die göttliche Herrschaft, die Christus Jesus in der Wüste und am Galiläischen Meer anrief, sind heute nicht nur gegenwärtig, sie stehen auch jedem Einzelnen von uns zur Verfügung.

Es besteht kein Grund, sich vor morgen zu fürchten!

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