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Homosexualität — wie verhalte ich mich?

Aus der April 1999-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Homosexualität ist etwas, was die Menschen stark entzweit. Wenn man die Kontroverse in den Medienberichten verfolgt, könnte man zu dem Schluss kommen, dass dieses Problem unlösbar sei. Beide Seiten vertreten starke Meinungen, die oft auf Missverständnissen oder auf Furcht beruhen.

Ist das ein Grund zur Verzweiflung? Obwohl die menschlichen Meinungen nicht zu einem Ergebnis kommen, steht uns doch eine Quelle unendlicher Intelligenz zur Verfügung, die für jedes Dilemma eine Lösung und eine klare Orientierung bereithält und uns hilft zu erkennen, was wir tun sollen. Diese Quelle ist Gott. Er ist Gemüt; und dieses Gemüt kennt uns seit jeher und von Grund auf. Er weiß, was für jede Seiner Ideen, für Sie und für mich, richtig ist. Gott selbst ist immer gegenwärtig und liebt jeden von uns als Sein geliebtes Kind. Er gibt uns Lebenszweck und Orientierung. Jeder von uns ist die vollkommene Idee des einen Gemüts.

Gott kommuniziert mit allen Seinen Kindern. Und wir haben eine direkte Verbindung zu Ihm. Diese Verbindung ist von Dauer und unzerstörbar — nichts kann sie gefährden. Und keine zwei Menschen befinden sich auf demselben Weg an genau der gleichen Stelle. Folglich kann keine andere Person genau wissen, was wir selber lernen und wie wir es lernen müssen. Doch Christus Jesus gibt uns ein Beispiel, wie wir unseren Weg finden und geistig Fortschritte machen können — der „Lehrplan" für jeden Einzelnen wird klarer erkennbar, wenn wir auf Gott lauschen und demütig und beständig Gott gehorchen.

Einer meiner besten, langjährigen Freunde ist schwul und ihn beunruhigt es, dass so oft bei dem, was über die Homosexualität ausgesagt wird, die Auffassung vertreten wird, dass er davon geheilt werden muss. Seine Frage ist: Wieso hat jemand das Recht, ihm das zu sagen?

Als ich über diese Frage nachdachte, schien es mir, dass Jesus den Nagel auf den Kopf traf, als Petrus, der mit der Situation eines anderen Mannes beschäftigt war, fragte: „Herr, was wird aber mit diesem?" Jesus antwortete: „Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!" Joh 21:21, 22.

In Nein und Ja von Mary Baker Eddy wird diese Lehre bestätigt: „Ich empfehle, dass Wissenschafter keinen Unterschied machen zwischen der einen Person und einer anderen, sondern dass sie die Wahrheit der Christlichen Wissenschaft denken, sprechen, lehren und schreiben, ohne sich auf rechte oder unrechte Persönlichkeit auf diesem Arbeitsfelde zu beziehen. Überlasst die Unterscheidung, Beurteilung und Leitung des Einzelnen dem Vater, dessen Weisheit unfehlbar und dessen Liebe allumfassend ist." Nein und Ja, S. 7.

Was muss dann aber geheilt werden? Bei einigen mag es Hass sein, bei andern Intoleranz und Missverständnisse. Und bei wieder anderen ist es vielleicht Sinnlichkeit, Promiskuität oder Ehebruch. Und wir können helfen diese falschen Wesenszüge auszulöschen, indem wir uns weigern, sie jemandem anzuhängen. Jeder von uns kann beten, um seine eigenen irrigen Anschauungen über den Menschen, nämlich dass er weniger sein könnte als Gottes vollkommene Idee, zu berichtigen. Dazu gehört, dass wir die Lüge durchschauen, dass der von Gott geschaffene Mensch jemals sündig oder selbstgerecht sein kann oder andere verurteilen würde. Wenn wir danach trachten, nur den wahren Menschen zu erkennen, das Bild und Gleichnis Gottes, dann sehen wir immer mehr Anzeichen von dieser Wahrheit um uns herum und wir können anderen helfen, wenn sie Hilfe brauchen. Wenn wir das wirklich praktizieren, tragen wir auf die wirksamste Weise dazu bei, der Menschheit zu der Erkenntnis zu verhelfen, was in dieser wie in jeder anderen Sache richtig ist.

Dieser vergeistigte Standpunkt fördert Heilung und Frieden. Ich spreche da aus Erfahrung. In meinem Leben gab es einmal eine Zeit, in der die Sinnlichkeit in meinem Denken an oberster Stelle stand. Ich betrachtete sie als einen unleugbaren Teil meiner Identität, etwas, was bestimmte, wer ich bin. Jede Andeutung, ich hätte etwas, was ich aufgeben müsste, hätte ich als lächerlich empfunden. Ich kam mir attraktiv und interessant vor, wenn ich mich auf diese Weise betrachtete, und ich habe dieses Gefühl noch bestärkt.

Ich war zwar heterosexuell, doch meine Einstellung zum sexuellen Verhalten kam meinem schwulen Freund bekannt vor. In unserer individuellen Lebensweise hatten wir viel gemein. Nach einiger Zeit jedoch begannen wir uns nach einem geistigeren Fundament zu sehnen. Mein Freund trat einer Kirche bei, die seine sexuelle Einstellung nicht als Problem betrachtete. Ich entschloss mich, mich in der Christian Science Kirche, die ich besuchte, um Mitgliedschaft zu bewerben. (Ich hatte damals keine Beziehung.)

Als ich in verschiedenen Komitees in der Kirche zu arbeiten begann, wurde mir allmählich bewusst, dass es einen moralischen Standard gibt, über den ich mir nicht ganz im Klaren war. Ich hatte geglaubt, dass ich nur dem Buchstaben des moralischen Gesetzes gehorsam zu sein brauchte, doch nun stellte ich fest, dass wahre Freiheit von Sinnlichkeit viel tiefer geht. Ich wusste nicht, ob ich jemals diesen Standard einhalten konnte, und ich kam mir ganz stark wie eine Heuchlerin vor. Ich fürchtete, dass ich die Kirche schädigen könnte, wenn ich dort weiter mitmachte, obwohl ich diese Kirche von ganzem Herzen liebte.

In meiner Verzweiflung ging ich schließlich zu einem Kirchenmitglied und erzählte ihr ganz frei heraus von meiner Situation. Ich bat sie unverhohlen, ein Urteil über mich zu fällen und mir zu sagen, ob sie glaube, dass ich Mitglied bleiben kann. Ich werde niemals ihre Antwort vergessen. Mit großer Sanftheit und Tränen in den Augen wandte sie sich mir zu und sagte: „Gott wird Sie führen." Ich war überrascht. Sie traf kein Urteil über mich oder über das, was ich ihr gesagt hatte, sondern verstand, dass ich mich völlig in Gottes Hand befand.

Tief beeindruckt von der Liebe und der Toleranz, die mir von dieser lieben Frau und von meiner Kirche allgemein entgegengebracht wurde, verließ ich sie, um ehrlichen Herzens darüber nachzudenken, was ich tat und warum ich es tat. Nicht lange danach gewann ich tatsächlich die Weisheit und die geistige Stärke, um die sinnliche Vorstellung, die ich von mir hatte, und den ganzen Ballast, der damit verbunden war, abzuwerfen. Ich sah mich in einem neuen Licht als völlig geistig, freudig und vollständig. Diese neue Sicht hat mir, meiner Familie und meiner Kirche unermessliche Segnungen gebracht.

Mir bedeutet diese Erfahrung so viel, weil sie mir nicht nur gezeigt hat, dass Erlösung unbestreitbar möglich ist, sondern auch, dass es notwendig ist uns davon zu befreien, andere Menschen zu richten und zu verurteilen. Durch wahre Liebe, nicht durch Verdammung, war ich ganz von selbst zu meiner Einsicht gekommen. Was meinen schwulen Freund betrifft, so glaube ich, dass auch er Fortschritte macht, da ich sicher bin, dass Gott ihm die Wahrheit seiner eigenen geistigen Identität vermittelt, so wie Gott mir diese Wahrheit vermittelt.

Liebe ist mächtiger als alles andere, um Widerstand aufzulösen und die Gedanken zu inspirieren. Durch Erfahrung habe ich die Überzeugung gewonnen, dass außerhalb der gesetzlichen Ehe Keuschheit die einzige Lebensweise ist, die geistiges Wachstum und Stabilität fördert. Doch selbst in der Ehe erkenne ich, dass wir dem Glauben entwachsen müssen, wir seien sinnliche Sterbliche. Ich bin nicht durch die Argumente anderer zu diesem Schluss gekommen, sondern durch Erfahrung und durch die göttliche Liebe, die das Kirchenmitglied mir gegenüber zum Ausdruck brachte.

Wenn ich jetzt etwas höre oder jemanden treffe, der „etwas tut, was ich nicht tun würde“, denke ich an das Beispiel dieses Kirchenmitglieds und halte inne. Meine Aufgabe ist, liebevoll, geduldig und demütig zu sein. Ich denke daran, dass es Gottes Aufgabe ist, nicht meine, Seine geliebten Kinder zu führen. Was manchmal jemand lernen muss, ist, dass er geliebt wird — ganz einfach geliebt wird. Wir können darauf vertrauen, dass die göttliche Liebe uns regiert, und es Gott überlassen, uns zu formen und zu gestalten. In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Lasst uns in geduldigem Gehorsam gegen einen geduldigen Gott daran arbeiten, mit dem universalen Lösungsmittel der Liebe das harte Gestein des Irrtums — Eigenwillen, Selbstrechtfertigung und Eigenliebe — aufzulösen, das gegen die Geistigkeit ankämpft und das Gesetz von Sünde und Tod ist." Wissenschaft und Gesundheit, S. 242.

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