Jede Lektionspredigt, die im Christian Science Vierteljahresheft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Christian Science Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift Von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesen die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.
2. Mai
IMMER-WÄHRENDE STRAFE
Schau, allein das hab ich gefunden: Gott hat den Menschen aufrichtig gemacht; aber sie suchen viele Künste. (Pred 7:29)
Der Prediger hat als Weiser die Menschen und deren Verhaltens- und Denkweisen, ihre Widersprüche und Vorurteile beobachtet und analysiert und zieht nun seine Schlussfolgerungen. Die GN übersetzt: „Das Ergebnis meines ganzen Forschens war: Gott hat die Menschen einfach und aufrichtig geschaffen, aber manche wollen alles kompliziert.“
Wenn die Menschen ohne Gott- Orientierung leben und handeln, was die Bibel mit Sünde wiedergibt, sind sie rat- und rastlos. Das ist immer immer dann der Fall, wenn die Menschen nicht ihr Heil, der Prediger spricht von „Gewinn“ (CB), in Gott suchen, sondern in ihr eigenes Weltbild mit all den menschengemachten Begrenzungen und Vorurteilen flüchten.
Dieser Vers hat Matthias Claudius zu seinem bekannten Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ inspiriert (BKB):
Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder,
Und wissen gar nicht viel,
Wir spinnen Luftgespinste,
Und suchen viele Künste,
Und kommen weiter von dem Ziel.
In der WStB heißt es, die Menschen „verlangen nach vielen „Erfindungen“ und nach einer französischen Übersetzung suchen sie viele „Umwege“ (La Sainte Bible von Louis Segond).
9. Mai
ADAM UND DER GEFALLENE MENSCH
Aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. (1. Mose 2:6, 7)
„,’adamah‘„ Erdboden‘ und, ‘adam‘, Mensch‘, gehen auf das gleiche Wort zurück, das von einem entsprechenden arabischen Ausdruck„ Haut‘„ Oberfläche‘, abzuleiten ist. Die, Hautdecke‘ des Menschen entspricht der, Erddecke‘.“ (WStB)
Es handelt sich hier um einen „Ergänzungsbericht“ (Bruns), in dem „der biblische Zeuge kindlich schlicht“ (Bruns) seine abweichende Meinung wiedergibt. „Der Gottesname Herr verweist darauf, dass hier ein anderer Erzähler am Werk ist als in Kapitel 1.‘ (StEB)
Herr ist die „Wiedergabe des hebräischen Gottesnamens, der mit großer Wahrscheinlichkeit Jahwe gelautet hat ... Da die jüdischen Gelehrten, die den hebräischen Text mit Vokalen versahen, den Gottesnamen aus Scheu nicht mehr aussprachen, haben sie statt der ursprünglichen Vokale die Vokale des hebräischen Wortes für, Herr‘ eingesetzt.“ (StEB)
„Jahwe heißt Gott immer dann, wenn er sich als der Gott der ethischen Welt offenbart oder als solcher angesprochen wird. Jahwe ist der dem Volk Israel persönlich zugeordnete Gott. ... Jahwe ist der persönliche Gott.“ (WStB) In der Fachliteratur wird daher auch vom „jahwistischen Schöpfungsbericht“ (CB) gesprochen. „Jahwe als der Schöpfer ist die beherrschende, personhaft waltende Macht. ... Gegenüber dem menschlichen Erfahrungsreichtum ... ist die theologische Formulierung weniger durchdacht. Einfach werden die Schöpfertätigkeiten Jahwes geschildert als ein Machen, Formen, Einblasen und Pflanzen, lauter Anthropomorphismen, die aber unbefangen gebraucht werden, ohne dass über die äußere Erscheinung Jahwes auch nur ein Wort gesagt wird.“ (CB)
16. Mai
DIE STERBLICHEN UND DIE UNSTERBLICHEN
Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat. (Jak 1:25)
„Dass der Jakobusbrief kein wirklicher Brief ist, sondern eine Lehrschrift, sieht man gleich bei dem Versuch, seinem Aufbau zu erkennen. Ein fortlaufender Gedankengang fehlt, die einzelnen Abschnitte stehen recht unverbunden nebeneinander. Sie zeigen auch jeweils in sich selbst keinen strengen Gedankengang. ...
Der Bereich, für den [Jakobus] geschrieben hat, ist das alltägliche Miteinanderleben. Da geht es um Redlichkeit, Friedfertigkeit und Nächstenliebe: und darin sagt dieser Brief sehr Christliches.“ (Wilckens) Ein Punkt dabei ist, dass das Hören allein nicht ausreichend ist, sondern erst die Umsetzung im täglichen Leben uns diese Vollkommenheit nahebringt.
Mit dem Ausdruck „das vollkommene Gesetz der Freiheit“ nimmt Jakobus ganz bewusst eine von der hellenistischen Philosophie geprägte Denkund Redeweise seiner Zeit auf, um seine Botschaft zu transportieren. (Wilckens)
„Das christliche Gesetz ist das Gesetz der Liebe. ... Das christliche Gesetz ist insofern vollkommen, als es kein höheres Gesetz als das Gesetz der Liebe gibt. ... Teleios, wie es im Griechischen heißt, bezeichnet nahezu immer zweckgebundene Vollkommenheit.“ (Barclay)
„So steht der Ruf zur Tat nicht im Gegensatz zum Evangelium, sondern in engster Verbindung mit der Botschaft der Freude. Wer das Evangelium wirklich gehört und recht zu Herzen genommen hat, wird ein Täter des Worts ... und selig in seiner Tat.“ (LBe)
23. Mai
SEELE UND KÖRPER
Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet ... (Mt 6:25)
Welche Überlegungen stecken hinter dieser „kleinen Lehrrede“? (Wilckens) Einen wichtigen Aspekt seines Wirkens sieht Christus Jesus in dem einfühlsamen Vermitteln des Zusammenhangs zwischen göttlicher Fürsorge und menschlicher Vorsorge. Hier wird nicht dem „in den Tag hineinleben“ oder der Sorglosigkeit das Wort geredet. „Jesus verbietet nicht jede gebotene, kluge Vorsorge, wohl aber, dass wir uns Sorgen machen. Jesus macht sich nicht zum Fürsprecher einer ratlosen, gedankenlosen, unbedachten und leichtsinnigen Haltung dem Leben gegenüber. ... Im griechischen Text wird an dieser Stelle das Wort merimnan = sich sorgen, besorgt sein verwendet. ...
So bestanden [die Rabbiner] zum Beispiel darauf, dass jedermann seine Söhne ein Handwerk lehren müsse, denn, so sagten sie, sie kein Handwerk zu lehren, hieße sie zu Dieben machen. Das heißt, sie waren der Ansicht, dass alle erforderlichen Maßnahmen getroffen werden müssten, um mit dem Leben fertigzuwerden. ...
Jesus lehrte hier eine Lebenshaltung, die seinen Landsleuten wohlvertraut war: Kluge Vorsorge muss mit heiterer Gelassenheit und Vertrauen Hand in Hand gehen.“ (Barclay)
30. Mai
DIE ZAUBEREI DES ALTERTUMS UND DER NEUZEIT — ALIAS MESMERISMUS UND HYPNOTISMUS — BLOSSGESTELLT
Dies ist die Geschichte Nehemias, des Sohnes Hachaljas. (Neh 1:1)
Mit der Geschichte Nehemias werden wir mit einer der „autobigraphi schen Glanzleistungen“ (BKB) des Alten Testaments vertraut gemacht. Die so genannte „Nehemia-Denkschrift ... lässt zunächst eine Sammlung von Nehemiaworten, vergleichbar den Prophetenbüchern, erwarten. Wir haben es bei der Denkschrift allerdings nicht mit solchen zu tun, sondern mit einer Beschreibung der Wirksamkeit Nehemias. So ist es an dieser Stelle nicht nur sprachlich möglich, sondern inhaltlich geboten, mit, Geschichte‘ zu übersetzen.“ (Bruns)
„Nehemia versetzt uns in den Dezembermonat des Jahres 445 v. Chr. Er ist ein im Exil aufgewachsener Jude und Hofbeamter des Königs geworden und erzählt uns nun von einem Besuch seiner Brüder aus Jerusalem. ... Dort sieht es 141 Jahre nach dem Zusammenbruch im Jahre 586 noch sehr traurig aus.
Nehemia berichtet staunend, wie Gott sich zum Baumeister in Jerusalem nicht einen Architekten auserwählt, sondern einen, Kellner‘. Nehemia ist weise genug, zuerst ganz still ans Werk zu gehen.“ So konnte er „ruhig und zielbewusst das Werk vollenden. ...
So steht dieser Mann vor uns, der auf viele Annehmlichkeiten bei Hof verzichtete, sich ganz und vorbildlich in den Dienst für das Volk Gottes stellte und trotz mancher Enttäuschung vielfache Frucht sehen durfte. Prophetisch weist Nehemia ... auf den hin, der ohne Sünde den Bau der Gemeinde durchführt: Jesus Christus, der für Israel und für die Gemeinde aus den Nationen im Neuen Testament der eigentliche Baumeister ist.“ (Bruns)
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
BKB = Brockhaus, Kommentar zur Bibel
Bruns = Hans Bruns, Die Bibel mit Erklärungen
CB = Calwer Bibellexikon
GN = Gute Nachricht
LBe = Lutherbibel erklärt
StEB = Stuttgarter Erklärungsbibel
Wilckens = Ulrich Wickens, Das Neue Testament
WStB = Wuppertaler Studienbibel
