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DIE BIBEL ENTDECKEN

Das Folgende ist der erste Teil einer vierteiligen Serie über Frauen in der Bibel und über Frauen, die von diesen weiblichen Vorbildern in der Heiligen Schrift inspiriert wurden. Diese Ausführungen, die einer 1997 gehaltenen Ansprache entnommen sind, betonen die Geistigkeit, die den Frauen in der Bibel Mut und Weitsicht verlieh und die auch heute noch das Leben von Frauen und Männern bereichern kann.

Frauen in der Bibel: Porträts unseres Erbes

Aus der Mai 1999-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


als ich in den siebziger Jahren — gut fünfzehn Jahre nachdem die Frauenbewegung ihren Höhepunkt erreicht hatte — an einem Predigerseminar teilnahm, standen die Bemühungen im religiösen Bereich, den Weg für Frauen in den Kirchen frei zu machen oder ihnen einen Platz einzuräumen, gerade am Anfang. Es wurden, wenn überhaupt, nur wenige Lehrgänge speziell für Frauen angeboten, und es gab keine Literatur über Frauen in Zusammenhang mit religiösen oder biblischen Studien. Als ich kürzlich in einem Katalog blätterte, in dem die Kurse der theologischen Hochschulen in der Bostoner Gegend aufgelistet waren, fand ich hauptberufliche Dozenten mit Schwerpunktthemen wie „Frauen als Geistliche”, „Die Theologie der feministischen Befreiung” usw. sowie Seminare für das theologische Bibelstudium für Frauen. Zwar gibt es keine biblischen Titel unter diesen Seminarangeboten, doch die Literatur über die Bibel und Frauenfragen nimmt ständig an Umfang zu.

Warum hat es so lange gedauert? Weil von Anfang an die Bibel und die Art, wie sie über das Leben, das religiöse Leben und das Kirchenleben spricht, vornehmlich von Männerstimmen dominiert wurde. Die Stimmen von Frauen waren zum größten Teil nicht zu vernehmen. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft, im Berufsleben und in der Kirche wurde nach männlichen Interpretationen dessen geformt, was die Bibel über diese Bereiche sagt. Diese männliche Betrachtungsweise bestimmte auch die theologische Interpretation. Infolgedessen hatten viele Frauen das Gefühl, von einer zum Herzen sprechenden biblischen Theologie abgeschnitten zu sein. Schauen wir uns einmal kurz an, was für Wirkungen das hatte.

(Männer, ihr könnt beruhigt sein. Wir machen euch nicht verantwortlich dafür. Die Männer haben ebenfalls unter dieser männlichen Interpretation gelitten.) Das Judentum war eine patriarchalische Gesellschaft. Und obwohl das Lukas- Evangelium darauf hinweist, dass Jesus von Frauen unterstützt wurde und dass Jesu moralische und ethische Lehren sich gleicherweise an Männer und Frauen richteten, brachte sein Wirken keine Veränderung dieser patriarchalischen Gesellschaft. Paulus’ Briefe zeigen, dass die Frauen in der Entwicklung der ersten christlichen Gemeinden führende Positionen innehatten. Doch als die Kirche sich von ihren ursprünglichen und frühen Anfängen zu einer festgefügten Institution entwickelte, nahm sie säkulare Praktiken an, die die Unterlegenheit der Frauen unter die Männer bekräftigten und sich dabei auf biblische Texte stützten — hauptsächlich 1. Mose, Kapitel 2, und 1. Korinther, Kapitel 11.

Die Beispiele, die ich anführen werde, stammen aus verschiedenen Anweisungen, die lange nach der biblischen Zeit unterschiedlichen Gruppen von Christen gegeben wurden: Es wird da argumentiert, dass die Ehefraudas „schwächere Geschlecht“ 1. Petr 3:7. sei und wie Eva den Versuchungen des Bösen, Satans, leichter zum Opfer falle. Auch sei Adam zuerst geformt worden und dann Eva; Adam ließ sich nicht verführen, aber Eva fiel der Versuchung zum Opfer, also sei sie die Sünderin und der einzige Weg zu ihrer Errettung ist, dass sie Kinder gebärt. Ein weiterer Punkt ist, dass Adam zu Gottes Ebenbild geschaffen sei; die Frau nicht, daher müsse sie einen Schleier tragen. Der Schleier wird mit Paulus’ Aussage verbunden, dass lange Haare einen Schleier darstellen. Im übertragenen Sinne wird der Schleier auch auf das Reden der Frauen in der Gemeinde angewandt. Hier betrifft es ihre Worte, nicht ihren Kopf, und Schweigen soll ihr Schleier sein. Was die Frage der Ordination von Frauen betrifft, wird darauf hingewiesen, dass Jesus zwölf Männer als Apostel wählte, die seine Arbeit tun sollten. Aus diesen sehr kurzen Beispielen kann man erkennen, dass die Unterwerfung der Frauen in der Kirche und in der Gesellschaft auf die Allegorie von Adam und Eva zurückgeht. In 1. Mose 1:27 wird diese Allegorie zurückgewiesen. Dort heißt es, dass der Mensch als Mann und Frau zum Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde, nicht aber Männer und Frauen. Doch in biblischen und religiösen Kreisen und in der Gesellschaft allgemein wird dieser Punkt nur langsam anerkannt.

Alles, was gesagt wurde, trägt den Stempel des Mannes. Wie können dann „Frauen in der Bibel“ ein „Porträt unseres Erbes“ bieten? Es gibt eine Licht- und eine Schattenseite. Und nicht die menschliche Erfahrung der Frauen, sondern das, was sie in ihre menschliche Erfahrung eingebracht haben, ist unser Erbe. In der Bibel haben wir viele kurze und prägnante Darstellungen unserer Schwestern — und meine Herren, es sind auch Ihre Schwestern. In diesen Darstellungen sehen wir diese Frauen in ihrer Beziehung zu Männern, Männern, die große Taten vollbrachten. Seit mehr als zwei Jahrtausenden ist der Geist des Lebens dieser Frauen ihre Stimme, die zu uns spricht, wenn wir sie als Vorbilder betrachten, weil das die einzige Stimme ist, die sie besaßen.

Ich habe sieben dieser Frauen ausgewählt, die wir uns näher anschauen wollen.

Zuerst sehen wir uns 2. Mose 2:1–10 an. Außer dem Pharao ist Mose der einzige Name, der in dieser Geschichte genannt wird. Vielleicht sollten wir diese Geschichte „Drei Frauen und ein Baby“ nennen oder „Ich und mein kleiner Bruder Mose“. Ich hoffe, dass einige von Ihnen dachten: „Oh ja, es geht um Mirjam“, obwohl alle Frauen namenlos bleiben.

Hintergrund der Geschichte sind die tyrannischen Handlungen des Pharao, der die Ermordung von Kindern befohlen hatte, ein Plan, der sich als Bumerang erwies und zur Niederlage führte. Doch wer besiegte den Pharao? Drei namenlose Frauen.

Wir beginnen mit einer verzweifelten Mutter, die scheinbar dem Befehl des Pharao gehorcht; mutig fertigt sie für ihren Sohn ein getarntes Kästchen aus Rohr an, das sie im Fluss ins Schilf setzt, damit es nicht stromabwärts getrieben wird. Seine Schwester beobachtet unauffällig aus der Ferne, um nicht Misstrauen zu erregen, dass das Baby nicht wirklich ausgesetzt worden ist. Doch sie ist nahe genug, um zu sehen, was die Tochter des Pharao tut, als sie das Kästchen entdeckt. Die Schwester geht zu der Tochter und bietet ihr an, eine hebräische Frau für sie zu finden, die das Kind stillen kann. Die Tochter des Pharao willigt ein.

Sie sagt dann zur Mutter des Babys: „Nimm das Kindlein mit. . .“ Mose 2:9.. Der hebräische Text enthält hier ein wunderbares Wortspiel im Sinne von: „Hier, es ist dein“ Siehe Nahum Sarna, Exodus (Philadelphia, Pa.: The Jewish Publication Society, 1991), S. 10., womit unbewusst die wahre Mutter anerkannt wird. Welche Ironie! Der Pharao wurde von seiner eigenen Tochter hinters Licht geführt, die unwissentlich die Mutter des Kindes dafür bezahlt, es in der Tradition seines Volkes aufzuziehen und es dafür vorzubereiten, der große hebräische Führer zu werden, der sein Volk befreit!

Erst in Kapitel 15 erfahren wir den Namen von Moses Schwester. Wie Sie aus dem Text ersehen, haben die Hebräer jetzt das Schilfmeer durchquert und singen dem Herrn ein Loblied. Die Bibel nennt dieses Kapitel „Moses Lobgesang“. Achten Sie jedoch darauf, dass Vers 1 in Vers 21 wiederholt wird, wo Mirjam eine Prophetin genannt wird: „Und Mirjam sang ihnen vor: Lasst uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche Tat getan, Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.“ 2. Mose 15:21. Bibelgelehrte betrachten dieses Gedicht als sehr alt, möglicherweise als das älteste israelitische Gedicht, das uns vorliegt und eines, das zur Zeit des Geschehens verfasst wurde. Es war Mirjams Lobgesang, der später Mose zugeschrieben wurde. Das hat zu sehr interessanten Spekulationen und wissenschaftlichen Untersuchungen geführt über die Möglichkeit, dass es ursprünglich Mirjams Geschichte war. Heute wissen wir den Geist dieser drei namenlosen Frauen zu schätzen!

Der zweite Teil dieser Ansprache erscheint nächsten Monat.

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