Haben Sie manchmal das Gefühl, Sie könnten Ihre Gedanken nicht beisammenhalten, Sie hätten einen „Black-out" oder ihr Gedächtnis habe nachgelassen? Oder glauben Sie, Sie müssten „Ihren Kopf gebrauchen" oder Ihr Gehirn mehr trainieren? Wenn Sie die Inserateseiten einer Zeitung aufschlagen, können Sie Kurse oder Bücher angeboten finden, die Ihnen erfolgreiches „Gehirntraining" versprechen.
Aber was steckt eigentlich hinter dem Gedanken an „Gehirntraining"?
Man könnte sagen, es ist ein falsches, egoistisches menschliches Denken, das sich immer nur um sich selbst dreht und glaubt,
– seine eigenen Gedanken kreieren zu können oder zu müssen,
– sie dementsprechend auch zusammenhalten zu können und
– dass wichtige Gedanken verloren gehen oder vergessen werden könnten.
Die Tatsache, dass der Mensch der Bibel zufolge die Schöpfung Gottes, des einen Gemüts ist, geschaffen zum Bild und Gleichnis der göttlichen Allwissenheit, um umfassende, intelligente göttliche Aktivität zu verkörpern, wird von diesem selbstsüchtigen und nicht selten auch selbstherrlichen Denken außer Acht gelassen. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin von Christian Science, nennt diese Gedankenhaltung sterbliches Gemüt, weil es den vergänglichen und falschen Anspruch erhebt, neben dem unendlichen göttlichen und einzigen Gemüt bestehen und eine eigene materielle Schöpfung aufbauen und erhalten zu können.
Mangel an Konzentrationsfähigkeit oder Gedächtnislücken werden im Allgemeinen nicht mit Egoismus in Verbindung gebracht. Aber beispielsweise die Auffassung, dass nur wir dazu fähig seien eine bestimmte Lösung auszuarbeiten und wir diese auf einen gegebenen Termin finden müssten, ohne dass uns dabei jemand helfen könne, macht die Ich-Bezogenheit deutlich. Auch erzeugt sie innere Spannungen und später — bei näherrückendem Termin — einen Druck, der durch Furcht und einen falschen Sinn von Verantwortung noch verstärkt werden kann. Alle diese Anschaungen bewirken früher oder später den „Black-out" oder das gefürchtete Loch. Aber es kann vermieden werden, indem die grundlegend falschen Annahmen über das Wesen des Menschen konsequent durch ein höheres Verständnis berichtigt werden.
Die Erkenntnis, dass der Mensch als das Kind Gottes immer und überall nur Gottes Gedanken zum Ausdruck bringt, hilft uns zu verstehen, dass wir nicht nur keinen Mangel, sondern eine unbegrenzte Fülle von Ideen zur Verfügung haben.
Im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (S. 79) spricht Mrs. Eddy vom sterblichen Gemüt oder persönlichen Sinn interessanterweise als von einem „un-wissenschaftlichen Praktiker", den sie sagen lässt: „Dein Gehirn ist überlastet und du musst ruhen", und sie fügt hinzu: „Die Wissenschaft wendet sich gegen all das, indem sie für die Rechte der Intelligenz eintritt und versichert, dass Gemüt den Körper und das Gehirn beherrscht." Ebenfalls im gleichen Buch gibt sie auf die hier besonders wichtige Frage „Was ist Intelligenz?" die bedeutungsvolle Antwort: „Intelligenz ist Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht. Sie ist die ursprüngliche und ewige Eigenschaft des unendlichen Gemüts, des dreieinigen Prinzips — Leben, Wahrheit und Liebe —, das Gott genannt wird" (S. 469) (Wenn Sie übrigens dieses lesenswerte Buch nicht schon besitzen, können Sie es in jedem Christian Science Leseraum ausleihen oder kaufen oder im Verlagshaus in Boston bestellen.) Diese Definition steht zweifellos im klaren Gegensatz zur menschlich-materiellen Auffassung, dass die Menschen in ihrem Gehirn ein gewisses Maß von Intelligenz besitzen, das von verschiedenen Faktoren bestimmt wird und durch äußere Einflüsse, wie Erziehung und Schulung positiv, aber durch Unfall oder Verkümmerung negativ beeinflusst werden kann.
Im Buch Vermischte Schriften von Mary Baker Eddy finden Sie auf Seite 307 den häufig zitierten Gedanken, der im Hinblick auf die bereits am Anfang dieses Artikels erwähnten Behauptungen des sterblichen Gemüts besondere Bedeutung erhält: „Gott gibt euch Seine geistigen Ideen, und sie wiederum geben euch, was ihr täglich braucht. Bittet niemals für morgen; es ist genug, dass die göttliche Liebe eine immergegenwärtige Hilfe ist, und wenn ihr wartet und niemals zweifelt, werdet ihr jeden Augenblick alles haben, was euch not tut." Auf Gottes Stimme hören, Seine Gedanken erkennen und aufnehmen, kann man lernen. Es erfordert Demut, Wachsamkeit und — Gehorsam. Nur allzu gern möchte uns das sterbliche Gemüt einreden, unsere Ideen seien „in diesem speziellen Fall bestimmt zweckmäßiger" als die Gedanken, die uns eine innere Stimme liebevoll als das Richtige empfiehlt.
Wenn Sie mit den Lehren von Christian Science nicht oder erst wenig vertraut sind, werden Sie vielleicht fragen, woher sie eigentlich die biblische Legitimation für ihre außergewöhnliche Auffassung nimmt? Christus Jesus, unser maßgebendes Beispiel und unser Wegweiser, sagte es unmissverständlich: „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht" (Joh 5:19). Falls es mir einmal Mühe bereitet, diese meine untrennbare Beziehung zur göttlichen Intelligenz zu akzeptieren und ihr gemäß zu handeln, dann hilft mir jeweils ein technischer Vergleich: Ich bin immer „nur" der Empfänger, der keine eigenen Programme produzieren kann. Gott ist der Sender alles Guten, und meine Aufgabe ist es, meinen Empfänger haarscharf auf diesen Sender einzustellen, damit keine Störsender meinen Empfang trüben oder gar verunmöglichen können.
Wenn wir durch Selbstdisziplin und aufmerksames Lauschen auf die göttlichen Eingebungen gelernt haben, den persönlichen Sinn mit seinen Schmeicheleien oder Befürchtungen weitgehend auszuschalten, dann werden wir erleben und auch dankbar anerkennen: Jeder göttliche Gedanke ist zu jeder Zeit am rechten Ort und erfüllt bis ins Kleinste seine Aufgabe. „Wenn sich die Strahlen der unendlichen Wahrheit im Brennpunkt der Ideen sammeln, dann bringen sie augenblicklich Licht, wohingegen tausend Jahre menschlicher Lehren, Hypothesen und vager Vermutungen keinen solchen Glanz ausstrahlen" (Wissenschaft und Gesundheit, S. 504).
Es mag nicht immer leicht sein, gegenüber den allgemein anerkannten Lehren der Anthropologie und Esoterik auf der wahren Beziehung des Menschen zu Gott zu bestehen und die materiellen Auffassungen von denkenden Gehirnlappen über Bord zu werfen. Wenn Sie es aber mit der festen Überzeugung von der gegenwärtigen Allwissenheit Gottes tun, dann können Sie erfahren, dass es für Sie keinen „Black-out" und auch keinen Gedächtnisschwund mehr gibt, sondern dass die Entfaltung der göttlichen Gedanken eine ununterbrochen andauernde Wirklichkeit in Ihrem Leben ist.
    