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Furcht? Sie ist nicht in der Liebe!

Aus der Juni 2000-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Hand aufs Herz! Wer kann behaupten, noch nie eine bestimmte Furcht oder eine unbestimmte Angst in seinem Leben gehabt zu haben?

Selbst Christus Jesus, das große Vorbild vieler Menschen, blieb davon nicht verschont, als er in seiner schwersten Stunde am Kreuz ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!"  Mt 27:46. Doch war er nichtsdestotrotz wenig später fähig, diese Furcht des Verlorenseins zu überwinden und zu beweisen, „dass Leben unvergänglich und dass Liebe der Meister über Hass ist"  Wissenschaft und Gesundheit, S. 44., wie Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit dazu ausführt. Das bringt ihn den Menschen so nahe und ermutigt uns, ihm nachzufolgen, wie er es von seinen Jüngern erwartet.

Mich hat diese Liebe wundervoll zu einem ähnlichen Sieg geführt! Es war in der Mitte des Zweiten Weltkrieges, als „Bombenteppiche" deutsche Städte zerstörten. Entsetzliche Bilder von Hamburg hatte ich in den Zeitungen gesehen. Nun sollte Berlin bombardiert werden! Dieser Gedanke allein war schrecklich genug. Doch ich war zu dieser Zeit als junges Mädchen allein in Berlin und war kriegsdienst-verpflichtet. Das Institut, in dem ich arbeitete, sollte mit allen wertvollen Instrumenten und Mitarbeitern in wenigen Tagen nach Thüringen evakuiert werden. Es wurde absolute Urlaubssperre verhängt. Das bedeutete, ich würde meine Eltern nicht sehen, bevor sie aus ihren Sommerferien zurückkehrten. Doch in meiner großen Sorge kannte ich nur den einen Wunsch: in allen Gefahren bei ihnen zu sein. Auch nach der Rücksprache mit meinem Chef, der sehr verständnisvoll war, blieb es bei der Urlaubssperre. Er erlaubte mir aber übers Wochenende kurz zu meinen Eltern ans Meer zu fahren. Von ihnen wollte ich mir Trost holen wegen der bevorstehenden Trennung in dieser schweren Zeit. Ich kannte zwar damals Christian Science schon, wusste aber noch nicht recht, wie ich die göttlichen Tatsachen auf diese Situation anwenden sollte.

Meine Lieben jedoch waren in rechter Urlaubsstimmung, allen voran mein fröhlicher Onkel aus Danzig. Er fragte: „Warum gibst du dich solch trüben Gedanken hin? Genieß das Heute, diesen einen Tag, mit uns an der heimatlichen See, und freu dich!" Doch das konnte ich nicht. Ich war enttäuscht. Die Furcht vor der Zukunft hatte mich fest im Griff. So beschloss ich mich in der Stille allein an Gott zu wenden — beim Schwimmen im Meer. Ich sagte zu meinem himmlischen Vater: „Eher werde ich nicht ans Ufer zurückkehren, bis Du mich getröstet hast." So schwamm ich und schwamm ich, geradewegs aufs Meer hinaus. Mit dieser Sportart jahrelang vertraut, hatte ich große Ausdauer darin. Doch es geschah nichts auf mein Rufen und Lauschen hin. Da wurde mir auf einmal sehr kalt. Das war mir auch nach zweistündigem Schwimmen noch nie passiert. Ich musste umkehren und dachte mir, dass Gott mir auch auf dem Heimweg antworten könnte.

Doch, o Schreck! Als ich mich umdrehte, sah ich kein Ufer mehr, nicht einmal den Leuchtturm auf der Steilküste. Da kroch die nächste, nicht minder große Furcht in mir hoch. Würde ich die weite Strecke zurück überhaupt noch schaffen, wo ich jede Orientierung in dem endlosen Meer verloren hatte? Unwillkürlich schaute ich unter mich und entdeckte klar den Grund. Er musste sehr tief liegen, denn mein Schatten erreichte ihn nicht, sondern hörte in der Mitte zwischen mir und dem Meeresboden auf. Mit einem Mal war mir, als wenn da überhaupt kein Wasser wäre — nur Luft, und ich würde sofort abstürzen. Diese Furcht war kaum auszuhalten. Es war eine Zerreißprobe.

Doch da geschah etwas Unerwartetes. So mancher wird es schon einmal erlebt haben: „Wenn die Not am größten, ist Gottes Hilf' am nächsten." Ich hörte laut eine Stimme rufen, die mir wie Gottes Stimme erschien: „Marianne, hab doch keine Furcht, das Wasser trägt überall!" Das war das Erlösungswort. Für „Wasser" setzte ich Liebe ein. Ich wusste aus der Physik, dass die Tragfähigkeit des Wassers kein Vakuum kennt und überall gleich ist. Und nun wurde mir klar, dass auch die unendliche Liebe kein Loch kennt, in dem wir untergehen können. Sie trägt, und wie wunderbar tröstend, sie trägt überall, jetzt und später, sei es hier im Wasser, sei es in Berlin oder am Evakuierungsort.

Alle Furcht war gewichen und hatte einem grenzenlosen Vertrauen Raum gegeben. Eine himmlische Seligkeit, die mehr ist als Glück, erfüllte mich mit Frieden, Lob und Dank. Als ich nach Stunden das Ufer erreichte, war es genau da, wo ich meinen Bademantel abgelegt hatte. Darauf saßen meine Eltern und mein Onkel mit gesenkten Häuptern. Als ich ihnen freudig zurief: „Hallo, da bin ich wieder!", antwortete meine Mutter vorwurfsvoll: „Kind, warum hast du uns das angetan? Wir warten hier schon vier Stunden auf dich!" Wenn ich ihnen jetzt auch nicht von meinem vielleicht größten GOTT-Erleben erzählen konnte, so minderte das meine Freude nicht. Die Gewissheit „Die Liebe trägt überall" verblasste während des ganzen Krieges nicht, auch als nach Bombenangriffen in Berlin die regelmäßige Post meiner Eltern ausblieb und ich nach Kriegsende ein langes drei viertel Jahr nichts von ihnen hörte. Damals, als Christian Science in Deutschland verboten war, las ich viel in der Bibel und fand die Worte von Johannes: „Furcht ist nicht in der Liebe"  I. Joh 4:18.. Dies Zitat bestätigte mir die von Gott gegebene Zusicherung.

„Doch woher kommt dann aber so viel Furcht in der Welt?" mag einer fragen. Hiobs Worte in der Bibel mögen uns eine Antwort geben. Er sagt: „Was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen."  Hiob 3:25. Seine Worte zielen auf die Ursache der Furcht: eine begrenzte, uninspirierte, irrige Gedankenhaltung. Mary Baker Eddy bezeichnet diese als „sterbliches Gemüt". Ob es nun Furcht vor körperlichen Schwächen ist wie Krankheit, Alter, Unfall, vor gestörten Beziehungen, vor Mangel, Fehlschlägen oder vor dem Tod. Der furchtsame Gedanke geht letztlich diesen Erscheinungen voraus. Mary Baker Eddy, die durch ihre Entdeckung von Christian Science den Menschen einen Ausweg aus der Furcht zeigt, sagt: „Der Weg, den Irrtum aus dem sterblichen Gemüt zu entfernen, ist der, die Wahrheit mit Fluten der Liebe einströmen zu lassen."  Wissenschaft und Gesundheit, S. 201. Wenn wir also die Furcht durch das Wissen um unser Einssein mit Gott, der Liebe ist, ersetzen, dann ist kein Raum für Furcht und wir sind befreit. Wünschen wir uns das nicht alle?

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