„Wir haben alles getan, was menschenmöglich war, aber eine absolute Sicherheit gibt es nun einmal nicht." Mit einer solchen Bemerkung wird etwa bei einem geplanten Unternehmen auf ein „nicht kalkulierbares Restrisiko" hingewiesen oder ein Unglück als besonders tragisch bezeichnet, weil keine erkennbare Ursache für das Versagen einer technischen Einrichtung angegeben werden kann. Sie kann sich ebenso auf Soldaten beziehen, die zur Herstellung und Erhaltung des Friedens in ein von Kriegswirren betroffenes Land gesandt werden, wie auf Touristen, die eine gefährliche Reise planen, oder auch auf einen Geschäftsmann, der von seiner Firma mit einer schwierigen Aufgabe betraut wird.
Die tief greifende Frage, ob überhaupt ein absoluter Schutz vor Unheil jeglicher Art möglich ist, wird von nicht wenigen gläubigen Menschen mit Überzeugung bejaht. Sie weisen mit vielen Beispielen aus der jüdischen und christlichen Vergangenheit, wie sie in der Bibel zu lesen sind, auf die Allmacht und Allgegenwart Gottes hin. Doch auch in unserer Zeit sind „Fälle von unvorstellbar großem Glück" bekannt, die sich in den Grauen eines Krieges, bei einem Erdbeben oder bei anderen schweren Katastrophen ereignet haben. Gibt es dafür eine Erklärung? Sicher. Jedenfalls für den, der dieses Wort des Psalmisten gelten lässt: „Ob ich schon wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir, Dein Stecken und Stab trösten mich." Ps 23:4 (nach King-James-Bibel). Selbst Menschen, die in einer schwierigen Situation zeitweilig mit großen Zweifeln rangen, haben erfahren, dass ihnen Gottes „Stecken" — Seine liebevoll bestimmte Führung — wieder zum Stab wurde, der ihnen von neuem die ersehnte Sicherheit bot.
Wenn diese Tatsache — Kinder eines Vaters — alle erkennen und in die Tat umsetzen, dann sind die Sicherheit und der Friede für alle nicht mehr weit!
Vor einigen Jahren konnten meine Frau und ich auf einer Ferienfahrt mit unserem Auto erleben, was wahre Sicherheit bedeutet. Sie erfahren mehr darüber im Bericht, den Sie auf Seite 17 in dieser Ausgabe des Herold finden können.
In unserer heutigen hochtechnisierten Welt wird der Glaube, dass es eine göttliche Hilfe wirklich gibt, auf die wir unter allen Umständen vertrauen können, leider oft als unrealistisch und in Notsituationen als von geringen Nutzen angesehen. Und doch schrieb vor kaum hundert Jahren der Dichter Chr. Hohlfeldt:
Nur mit Gott fang alles an!
Kindlich musst du Ihm vertrauen,
Darfst auf eigne Kraft nicht bauen,
Demut schützt vor stolzem Wahn.
Nur mit Gott fang alles an!
Hat sich die Menschheit in unserer Zeit so weit von diesem echten Gottvertrauen entfernt? Wenn heute darauf hingewiesen wird, dass selbst Jesus nicht vor der Kreuzigung bewahrt wurde und seine Auferstehung als eine historisch nicht feststehende, schwer zu glaubende „Begebenheit" dargestellt wird, dann erscheint seine Kreuzigung — wie der Tod von Märtyrern vor und nach ihm — als ein „tragisches Schicksal". Das Leben Jesu wird so kaum als ein besonderes Beispeil für die immer beschützende göttliche Hilfe verstanden werden, obwohl er dies seinen Jüngern auch „nach seinem Leiden durch viele Beweise" Apg 1:3. zeigte, wie am Anfang der Apostelgeschichte berichtet wird.
Doch abgesehen davon, dass Christus Jesus wusste, was mit ihm geschehen sollte, was er mehrmals in seinen Leidensankündigungen voraussagte Siehe Mt 16, 17, 20., nahm er auch Stellung zu damaligen tragischen Ereignissen, wie dem Einsturz des Turmes von Siloah, bei dem achtzehn Bauarbeiter umkamen. Jesus fragte seine Zuhörer, ob sie meinten, dass diese Galiläer „schuldiger gewesen sind als alle anderen Menschen, die in Jerusalem wohnen? Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen." Lk 13:4,5. Könnte heute die Aufforderung Jesu, „Buße zu tun", etwa bedeuten, dass wir uns sehr ernsthaft fragen sollten, ob alles, was uns als „machbar" erscheint, im ganzen Zusammenwirken von Mensch und Natur auch wirklich sinnvoll ist, um so noch rechtzeitig eine nötige Wende herbeizuführen? „Umkehren" ist der eigentliche Sinn des griechischen Wortes, das mit „Buße tun" übersetzt wird. Wir brauchen nicht Theologie zu studieren, um zu verstehen, was uns Jesus mit seiner Mahnung sagen wollte: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen." Mt 18:3.
Jemand mag einwenden: „Ich will ja gar nicht in den Himmel kommen, ich möchte nur hier eine möglichst große Sicherheit und Frieden haben." Individueller Friede und Sicherheit sind aber nur möglich, wenn jede(r) Einzelne erkennt, dass wir die auf das eigene Wohl begrenzte Denkweise aufgeben und statt dessen verstehen lernen können, dass wir die ganze Menschheit und die gesamte Natur in ein liebevolles „Hegen und Pflegen" einschließen müssen!
Alle Menschen haben einen gemeinsamen, unendlich guten Schöpfer. Wie immer wir Ihn nennen mögen: wenn diese Tatsache — Kinder eines Vaters — alle erkennen und in die Tat umsetzen, dann sind der „Himmel" und damit die Sicherheit und der Friede für alle nicht mehr weit!
Mary Baker Eddy hat den Begriff „Himmel" mit Worten definiert, die Jesu Beschreibung vom „Himmel" gut ergänzen: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch!" Lk 17:21. In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift lesen wir: „Himmel. Harmonie; die Herrschaft des Geistes; Regierung durch das göttliche Prinzip; Geistigkeit; Glückseligkeit; die Atmosphäre der Seele." Wissenschaft und Gesundheit, S. 587. Diese Regierung schließt den wahren Frieden und echte Sicherheit in sich. Und das ohne jedes „nichtkalkulierbare Restrisiko", das ein so genanntes „gesichertes Einkommen" oder die technischen Sicherungssysteme und all die anderen materiellen Einrichtungen und Verfahren in sich bergen.
