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„Die Zukunft der Medizin — und die Medizin der Zukunft”

Aus der Juli 2000-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Immer mehr Mediziner und andere, die im Gesundheitswesen tätig sind, schenken der geistigen Dimension des Heilens Beachtung. Von den 125 anerkannten medizinischen Hochschulen in den Vereinigten Staaten bieten inzwischen mindestens 61 einen Kurs über Spiritualität in der Medizin an; und gut 40 regen ihre zukünftigen Ärzte an, Aussagen über die spirituelle „Vorgeschichte” eines Patientin in die medizinischen Unterlagen aufzunehmen.

Trends wie diese wurden im vergangenen Dezember auf dem achten Symposium über „Spiritualität und Heilen in der Medizin” erörtert, das unter der Schirmherrschaft der Harvard Medical School und des Mind/Body Medical Institute am Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston, USA, stattfand.

Der Konferenzleiter, Dr. med. Herbert Benson, sprach über die zunehmende Bedeutung von Religion und spirituellen Praktiken beim Heilungsprozess. Dr. Benson sagte: „Es ist der Wunsch der Patienten, dass diese Praktiken bei ihrer Betreuung eingesetzt werden.” Und er fügte hinzu: „Das hohe Maß an Akzeptanz und Verständnis im Bereich von Spiritualität und Gesundheit ist phantastisch.”

Viele Konferenzteilnehmer erlangen auf diesen Symposien neue Perspektiven über Spiritualität und gewinnen auf dem ganztägigen Seminar über die spirituellen Heilpraktiken verschiedener Religionen frische Impulse für ihre Arbeit im Gesundheitswesen. Zum Thema Christian Science sprach Virginia S. Harris, C. S. B., Vorsitzende des Christian Science Vorstands.

Sie brachte zunächst den Vertretern aus den verschiedenen Bereichen der Gesundheitsversorgung ihre Wertschätzung für die geleisteten Beiträge zum Ausdruck. „Ihre tägliche Arbeit und ihre Bemühungen”, so sagte sie, „verändern die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft über Gesundheit, Heilen und Spiritualität denkt. Ich habe großen Respekt für das, was Sie tun.” Darauf sagte sie im Wesentlichen folgendes:

Für die einen ist die Forderung nach Spiritualität in der Gesund- heitsversorgung eine „stille Revolution”. Für andere ist es eine „Explosion, die nicht aufzuhalten ist!” Doch was immer es sei — ob eine stille Revolution oder eine Explosion — wir sind heute hier, weil wir bis zu einem gewissen Grad erkennen, dass diese Forderung nach Spiritualität einen bedeutenden Wandel auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Theologie und der Medizin nach sich zieht.

Spiritualität ist nicht länger eine bloße Kuriosität oder ein unbestimmtes Sehnen, sondern ist heute eine Forderung geworden. Die Menschen verlangen mehr darüber zu wissen, wie sie ihre Spiritualität entdecken, wie sie Zugang dazu finden können und was Spiritualität für sie tun kann.

Lichterketten

Für mich ist dieser Wandel — diese Forderung nach Spiritualität — mit dem Wandel im Denken vergleichbar, der zum Fall der Berliner Mauer führte. Ich habe sowohl vor wie nach dem Zusammenbruch der Mauer und des Systems, das sie aufrechterhielt, einige Zeit in Deutschland verbracht. Und ich habe miterlebt, wie die Hoffnung wuchs und die Gedanken über Freiheit sich wandelten.

Nur wenige Tage vor dem Mauerfall hielt ich mich in Leipzig in der damaligen DDR auf. Ich besuchte die Nikolaikirche, wo Johann Sebastian Bach gespielt hatte und wo die berühmten Friedensdemonstrationen begannen.

Ich sprach mit dem Pastor, der diese Friedensdemonstrationen ins Leben gerufen hatte. Er erklärte mir, dass die Demonstrationen als Friedensgebete begannen. Die Menschen kamen zusammen, um über Freiheit zu diskutieren und zu beten. Hier fanden sie Ermutigung und Unterstützung — und ihre Zahl wuchs.

Während meines Aufenthaltes in der DDR hatte ich das Privileg bei der letzten Friedensdemonstration mitzumarschieren. Es war ein bewegendes Bild — zur Hauptsache liefen Kinder und Väter mit Kerzen in der Hand durch die Straßen. Sie beteten und marschierten schweigend einer Zukunft entgegen, die frei und offen sein sollte.

Wir wissen alle, dass die Mauer schließlich ohne Gewalt niedergerissen wurde. Es war ein ganz natürliches Ereignis — und etwas, was niemand in dieser Weise vorhersah. Und danach wandelte sich von einem Tag zum anderen unser Bild von der Welt.

In einem später in Deutschland produzierten Film, der über die Ereignisse im Herbst 1989 berichtet, sagt der höchste Stasi-Beamte der Stadt Leipzig: „Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebet.”

Kerzen und Gebet! Warum erzähle ich Ihnen hier davon? Weil ich heute in diesem Saal die gleichen Eigenschaften ausgedrückt sehe wie damals unter den Männern und Frauen, die bei den Friedensdemonstrationen mitmarschierten und deren Gebete und Hoffnungen, deren Zivilcourage und nicht unterzukriegender Freiheitsgeist die Mauer zum Einsturz brachte.

Wir sind hier zusammengekommen, weil wir alle wissen, dass es mehr über Gesundheit und Heilen zu lernen gibt. Wir suchen, wir lauschen und, ja, wir reißen die Mauern nieder, die uns voneinander trennen. Es zeigt sich immer deutlicher, dass die Medizin und die Religion ein neues dynamisches Stadium gegenseitiger Wertschätzung und Erforschung betreten haben. Es ist ein Konvergieren — kein Kollidieren — und es wird die Zukunft der Gesundheitsversorgung bestimmen. Diese wenigen Tage, die wir hier gemeinsam verbringen, werden uns Einblicke in die Heilmethoden des 21. Jahrhundert geben.

Die Praxis von Christian Science

Ich bin gebeten worden Einsichten darüber zu vermitteln, wie das christlich-wissenschaftliche Heilen in der Praxis funktioniert. Lassen Sie mich erst einmal erklären, dass Christian Science ein Heilsystem ist, das sich auf zeitlose Wahrheitsprinzipien gründet, die in der Bibel enthalten sind. Dieses Heilsystem kann von jedermann angewandt werden. Mehr Menschen wenden das christlichwissenschaftliche Heilen bei der Gesundheitsversorgung an als tatsächlich zu der Kirche gehören, die unter denen, die geheilt wurden, entstand. Christian Science wirkt vorbeugend und heilend. Für unsere Zwecke heute möchte ich auf drei Aspekte der Praxis von Christian Science eingehen.

Erstens werde ich einige Erkenntnisse darstellen, die ich als Patientin gewonnen habe, als jemand, der dieses Heilsystem anwendet und der durch das Vertrauen auf die Macht des Gebets Heilung erlebt hat.

Zweitens möchte ich aus meiner Sicht als Christian Science Praktikerin sprechen, die Patienten durch Gebet behandelt.

Und drittens werde ich Ihnen einige Hintergrundinformationen über Christian Science und die Entdeckerin dieser Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, geben.

Es gab eine Heilung in meinem Leben — unter den vielen, die ich erlebte —, die mich tiefer als alle anderen berührt hat. Es war eine Heilung, die nicht nur mein Leben rettete, sondern es auch umwandelte. Sie hinterließ in mir den starken Wunsch anderen durch geistiges Heilen zu helfen.

Vor gut zwanzig Jahren hatte ich einen schweren Autounfall. Ich überquerte auf einer Schnellstraße eine Kreuzung, als ein Auto, das bei Rot durch die Ampel fuhr, in die Seite meines Wagens krachte und ihn in zwei andere Wagen schob.

Mein erster Gedanke war sicherlich wie bei jedem in so einer Situation: „Oh, Gott, Hilfe!” Ich war allein und schwer verletzt. Es dauerte 45 Minuten, bis man mich aus dem Wrack befreit hatte. Ich wusste, dass die Lage ernst war. Ich verlor immer wieder das Bewusstsein und konnte mich nicht bewegen.

Aber ich konnte denken und beten. Und so wandte ich mich an Gott wie nie zuvor und kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben. Ich glaube, ich dachte, so lange ich bei Bewusstsein sei, wüsste ich, dass nicht tot bin. Und außerdem konnte ich dann beten, was denn auch meine einzige Hoffnung war.

Ich war mir der göttlichen Macht und Gegenwart bewusst. Ich erinnerte mich an einen Vers aus der Bibel: „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.” Ps 46:2. Ich betete um diese Hilfe, betete um eine Antwort auf meine Not.

Während die Rettungsarbeiten lärmend um mich her vonstatten gingen, spürte ich einen göttlichen Trost. Ich kann ehrlich sagen, dass ich die meiste Zeit in der Lage war ruhig zu bleiben.

Wir wurden alle im Rettungswagen zur Unfallstation des nächsten Krankenhauses gebracht. Die Ärzte gaben mir aufgrund meiner schweren inneren Verletzungen kaum Überlebenschancen.

Während der ganzen Zeit, wo ich um mein Leben kämpfte, spürte ich dennoch zutiefst Gottes mächtige Fürsorge und Seine Liebe zu mir. Ich fühlte tief im Innern — es war ein geistig intuitives Gefühl —, dass diese Macht und Liebe mich retten konnte und auch retten würde.

Und so beschlossen mein Mann und ich, dass ich zu Hause am besten aufgehoben wäre und dass wir darauf vertrauen konnten, dass Gott mich heilen würde. Diese Entscheidung war für uns selbstverständlich, denn ich hatte andere Heilungen gehabt und hatte mein Leben lang Beweise für die Macht des Gebets erlebt.

Sicherlich werden einige von Ihnen jetzt denken: „Aber Sie sind hier in der Notaufnahme des Krankenhauses, wo Ihnen all die neuesten Instrumente und die ganze Kunst der Ärzte zur Verfügung stehen. Warum bleiben Sie nicht dort und nutzen diese Ressourcen zusätzlich zum Gebet?”

Mein Glaube spielte eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung. Mein Glaube war zu einem Verständnis herangewachsen, zu einem Verständnis und Vertrauen auf das Heilsystem, auf die Behandlung durch Christian Science. Es war keine blinde Zurückweisung der von den Ärzten und Krankenschwestern angebotenen Fürsorge. Ich schätzte ihre Hilfe und respektierte ihre Empfehlungen.

Für uns war es natürlich und normal und sicher, uns für die christlich-wissenschaftliche Behandlung zu entscheiden. Mein Mann rief einen Christian Science Praktiker an, der mich durch Gebet behandelte. Die Entlassungspapiere wurden unterzeichnet und ich wurde im Krankenwagen nach Hause gebracht.

Die ersten paar Tage waren hart. Ich konnte mich nicht bewegen und die Schmerzen waren intensiv. Es gab einen Punkt, wo ich zu sterben glaubte. Doch ich gab nicht auf. Ich kann ehrlich sagen, dass ich in diesen Augenblicken Gottes Liebe, Kraft und Gegenwart spürte, die mich in Sicherheit hielten. Ich erwartete Heilung!

Während dieser schweren Tage saßen meine Mutter oder mein Mann jeden Augenblick bei mir. Meine ganze Familie betete. Wir lasen aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy.

Ich betete und lauschte viel, besonders nachts, auf Engelsbotschaften — Gottes Gedanken, die mir Trost und Frieden brachten.

Es gab mehrere wichtige Elemente bei dem Gebet, das ich — viele Male am Tag — betete. Diese Elemente bilden die Grundlage der in Christian Science praktizierten Behandlung.

Das erste war: „Was ist Gott?” Ich betete, um mehr über das Höchste Wesen zu verstehen. Als ich dort praktisch unbeweglich im Bett lag, nutzte ich, was mir verfügbar war — meine mentalen Energien —, um den unendlichen Gott als Allmacht, als ewiges Leben und göttliche Liebe zu verstehen; um zu verstehen, dass diese göttliche Gegenwart eine immer gegenwärtige Hilfe in der Not ist. Ich fragte mich: „Was bedeutet das?”

Ich begann Gott nicht nur als mächtigen Vater, sondern auch als liebevolle Mutter besser zu verstehen. Ich stützte mich natürlich auf die Stärke Gottes als Vater. Doch jeden Moment spürte ich auch die göttliche Mutterliebe, die mich heilte, tröstete, sich meiner Bedürfnisse annahm — und mich wahrhaft stärkte.

Nachdem ich mit Gott begonnen und mehr von dieser Vater-Mutter-Gegenwart erkannt hatte, bemühte ich mich als Nächstes besser zu verstehen, was es bedeutet, wie die Bibel sagt, das „Bild” und „Gleichnis” Gottes Siehe 1. Mose 1:27. zu sein.

Ich fragte mich: „Was sagt mir das über mich in dieser Situation? Was sagt es mir über mein geistige Natur — über mein ganzes Sein? Was sagt es mir über meine Lebensaussichten — nicht Todesaussichten?”

Wenn ich von meiner geistigen Natur spreche, dann denke ich an mein wirkliches Sein, an den dauerhaften und ewigen Ausdruck meines Seins als Bild und Gleichnis Gottes. Dieses wahre Sein kommt in der folgenden Übersetzung aus dem ersten Kapitel der Genesis sehr klar zum Ausdruck: „Er schuf den Menschen zum Bild und Gleichnis des Gemüts, zum Bild und Gleichnis des Gemüts erschuf Er ihn.” Siehe Mary Baker Eddy, Vermischte Schriften, S. 97. Ich bin nicht zwei verschiedene Personen — eine geistige und eine sterbliche. Als eine Idee des Gemüts, Gottes, habe ich eine dauerhafte Existenz und Identität.

Mein Gebet wurde durch eine Aussage von Mary Baker Eddy gestärkt. Sie schreibt, dass „man das vollkommene Bild vom Menschen im Bewusstsein tragen sollte, damit sich der gegenwärtige Zustand des Menschen bessere und seine Selbstbetrachtung sich abkehre von Missklang, Krankheit und Sünde zu dem hin, was das Bild seines Schöpfers ist” Ebd., S. 98.

Und das dritte Element, das ich beim Beten besser zu verstehen versuchte, war meine Beziehung zu Gott. Ich fragte mich: „Was ist diese Beziehung? Bin ich mit Gott verbunden? Was heißt das? Wie sieht das Einssein mit dem Allmächtigen aus? Und wie hilft mir das Verständnis dieser Beziehung? Wie bringt diese Beziehung Heilung, selbst im Angesicht des Todes?”

Ich vertraute darauf, dass meine Beziehung zu Gott mich aufrechterhalten würde, selbst in den Augenblicken, als ich zu sterben glaubte. Da Gott Vater-Mutter ist und wir Seine Kinder sind, muss diese Beziehung zwischen Gott als Vater-Mutter und Seinem/Ihrem Kind sehr kostbar sein — ja es muss eine ewige, unauflösbare, unwandelbare Beziehung sein.

Diese drei Elemente sind grundlegend für die christlichwissenschaftliche Behandlung. Sowohl Praktiker wie Patient setzen sich gewöhnlich in ihrem Gebet mit diesen Punkten auseinander:

1. Was ist Gott? Liebe; Vater-Mutter; eine allmächtige Gegenwart.

2. Was ist die wahre Natur des Menschen als Bild und Gleichnis Gottes? Was ist unsere ureigene geistige Natur?

3. Was für eine Beziehung hat jeder von uns in jedem Moment zu Gott als Vater-Mutter?

Als ich als Patientin die Wahrheit dieser drei grundlegenden Prinzipien mehr zu verstehen begann, brachte das Heilung mit sich. Es war, als ob ich etwas zu erfassen begann, was schon immer da war, schon immer wahr gewesen ist, was aber von der Betriebsamkeit des Alltags überdeckt worden war. Es war hart, dass es auf diese Weise geschehen musste, aber es brachte großes geistiges Wachstum. Ich gewann neue und tiefe Erkenntnisse darüber, was das göttliche Leben wirklich ist.

Zwei Wochen später konnte ich aufstehen und bald darauf meine Familie wieder versorgen. Ich war vollständig geheilt. Die Macht Gottes hatte mich geheilt und gerettet. Für das, was diese Heilung mich und viele andere gelehrt hat, bin ich ungeheuer dankbar.

Im Laufe der Jahre hat es andere, wenn auch vielleicht weniger weltbewegende Heilungen gegeben, aber jede einzelne hat das Vertrauen unserer Familie auf dieses geistige Heilsystem noch verstärkt.

Der zweite Teil dieser Ansprache folgt im nächsten Monat.

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