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Christliche Heiler

Tertullian: Konvertit, Kirchenführer und Chronist von Heilungen in der lateinischen christlichen Kirche

Aus der Juli 2000-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im zweiten und dritten Jahrhundert der frühchristlichen Kirche gewann das lateinische Christentum eine große Anzahl von Anhängern. Dieses Wachstum hatte bald zur Folge, dass der starke Einfluss der griechischen Kirche abnahm. Der römische Konvertit Tertullian spielte bei diesem historischen Wandel die führende Rolle. Er wird als der Vater des lateinischen Christentums bezeichnet.

Tertullian wurde um das Jahr 145 als Sohn einer heidnischen Familie im nordafrikanischen Karthago geboren. Das strategisch gelegene Karthago entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum des Christentums. Wie viele andere vor–nicänische Kirchen–väter kam er von einer alteingesessenen Familie und genoss eine umfassende Bildung. Der Vater war Offizier in der römischen Armee und erzog den Sohn zur Disziplin und Ordnungsliebe. Tertullian wurde im Recht, in der Literatur, Rhetorik, Wissenschaft und Philosophie unterrichtet. Für kurze Zeit lebte er in Rom, wo er als Rechtsberater arbeitete. Er bekam keine religiöse Unterweisung, befasste sich aber eingehend mit der Heiligen Schrift.

Die ansprechende Botschaft der christlichen Lehrer und Prediger veranlasste Tertullian sich zum Christentum zu bekehren. Die opfermutige Glaubenstreue vieler Christen, die sich weigerten, ihrem Glauben abzuschwören und daher den Märtyrertod erlitten, machte einen tiefen Eindruck auf ihn. Außerdem fühlte er sich zu den Lehren Jesu hingezogen, weil er Zeuge vieler Heilungen war, besonders der Austreibung von „bösen Geistern” aus Geisteskranken. Als Erwachsener verlieh er in zunehmendem Maße seiner Verachtung für den Götzendienst und den Aberglauben des Heidentums Ausdruck.

Wie auch andere zum Christentum Bekehrte, wurde Tertullian ein kompromissloser und streitbarer Sprecher für die aufstrebende Kirche. Ein Historiker schreibt: „Römische Zucht, juristische Klarheit und militärische Disziplin sind im heißen, hochstrebenden Sinn und Herzen Tertullians in ein Element des Geistigen und des Gewissens verwandelt worden.” Hans von Campenhausen, Lateinische Kirchenväter (Verlag Kohlhammer, 7. Auflage 1995), S. 13. Schon bald wurde er zu einem stilsicheren, mit Überzeugungskraft schreibenden Autor. Seine Werke legten großen Nachdruck auf praktische Rechtsfragen, im Gegensatz zu den mehr allgemein gehaltenen und abstrakten Schriften vieler griechischer Autoren. Die meisten seiner dreißig Abhandlungen über diverse religiöse und juristische Probleme sind erhalten geblieben.

Tertullians Schriften befassen sich vornehmlich mit christlichem Gedankengut und christlicher Lehre. Er schrieb auch über geistiges Heilen. Wenn er die Verfolgung seiner christlichen Glaubensbrüder und –schwestern anprangerte, erwähnte er zuweilen die in der christlichen Kirche vollbrachten Heilungswerke. In einer seiner Abhandlungen beschreibt er die Freiheit und Freude, die ein christliches Leben mit sich bringen, wie auch die Fähigkeit Teufel auszutreiben und die Kranken zu heilen. Er erklärt: „Gibt es eine größere Wonne als die Abneigung gegen die Wonne selbst, als die Verachtung für alles, was uns die Welt geben kann, als die wahre Freiheit, als ein reines Gewissen, ein zufriedenes Leben und die Freiheit von aller Todesfurcht? Was wäre edler, als die Götter der Völker in den Boden zu treten — böse Geister auszutreiben — Heilungen zu vollbringen — göttliche Offenbarungen anzustreben — für Gott zu leben? Das sind die Wonnen, ja die Spiele, die sich christlichen Menschen ziemen — heilig, unvergänglich, frei.” Über die Spiele oder De Spectaculis, Kap. XXIX.

Tertullian erklärt, dass die christliche Methode zur Heilung von Krankheit auf der Macht des Christus und ihrer Untrennbarkeit von Gott beruht. Ein Verständnis der wahren Natur dieser Beziehung, so behauptet er, verleihe die Fähigkeit die Krankheiten zu beseitigen, unter denen der menschliche Körper leidet. In einer an die Machthaber des Römischen Reiches gerichteten Erklärung führt er aus: „Ja, alle Herrschaft und Macht, die wir über sie [die bösen Geister] besitzen, rührt daher, dass wir den Namen Christi nennen und sie an die Leiden erinnern, die Gott ihnen durch Christus, den Richter, androht und von denen sie erwarten eines Tages heimgesucht zu werden. Dadurch, dass sie Christus in Gott und Gott in Christus fürchten, werden sie den Dienern Gottes und Christi untertan. Durch unsere Berührung, übermannt von dem Bewusstsein und dem Gedanken an diese Flammen des Gerichts, verlassen sie also auf unser Geheiß widerwillig und verzagt die Körper, in die sie eingedrungen sind — beschämt vor aller Augen.” Apologeticum [Verteidigung des Christentums], Bd. III, Kap. XXIII.

In einer kurzen Abhandlung mit dem Titel Über die Geduld beschreibt Tertullian die Gesundheit, den Trost, den Glauben und andere christliche Tugenden, die sich daraus ergeben, dass wir Gott als Quelle der Geduld und die innige Beziehung des Menschen zu seinem Schöpfer anerkennen. Er erklärt: „Gott ist ein so völlig ausreichender Verwahrer der Geduld. Wenn du ein erlittenes Unrecht Seiner Fürsorge anvertraust, wird Er es bestrafen; ist es ein Verlust, wird Er ihn ersetzen; ist es Schmerz, wird Er ihn heilen; ist es der Tod, wird Er davon erwecken. Welche Ehre wird der Geduld erwiesen, dass Gott ihr Schuldner ist! Und nicht ohne Grund: denn sie hält alle Seine Gebote; sie hat mit allen Seinen Befehlen zu tun. Sie stärkt den Glauben; sie weist dem Frieden den Weg; hilft der Barmherzigkeit; bringt Demut; wartet lange auf Reue; versieht ein Schuldbekenntnis mit ihrem Siegel; besiegt das Fleisch; bewahrt den Geist; zähmt die Zunge; zügelt die Hand; tritt Versuchungen mit den Füßen...” Über die Geduld, Kap. XV.

Aufgrund des anhaltenden Wachstums der Kirche nach dem vierten Jahrhundert beeinflussten Tertullians ans umfangreiche Werke viele lateinische Kirchenschriftsteller. Einer von ihnen war der berühmte Augustinus, dessen Schriften die christliche Lehre mehr als ein Jahrtausend lang prägten. Wie auch Tertullian, schrieb Augustinus gegen Ende seines Lebens über die eindrucksvollen Heilungen unter den Christen in Nordafrika.

Die frühchristliche Kirche stellte das geistige Heilen in den Mittelpunkt ihrer Lehre und Praxis. Sie folgte Jesu Weisung alle Krankheiten zu heilen und die Kranken gesund zu machen. Ein namhafter Gelehrter schreibt: „, Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. ... Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.’ In diesen Worten hat der Stifter der Religion die dienende Liebe an den Kranken in den Mittelpunkt der Religion und sie allen seinen Jüngern auf die Seele gelegt. Die alte Christenheit hat diese Verpflichtung im Herzen behalten und in der Tat verwirklicht.” Adolf von Harnack, Die Mission und Ausberitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten, Vierte verbesserte Auflage, Erster Band (Leipzig: Verlag Hinrichs, 1924), S. 147.

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