ein amerikanischer Traum?
Aus der Vogelperspektive betrachtet, sieht das von dem Erzähler und der gleichzeitigen Hauptperson Lester Burnham (Kevin Spacey) vorgestellte Wohnviertel am Rande einer Großstadt wie ein kleiner Traum für jede Familie aus. Feine, von hübschen Gärtchen umsäumte Einfamilienhäuser reihen sich in regelmäßigen Abständen aneinander. Dort wohnt Lester mit seiner umtriebigen Ehefrau Carolyn (Annette Bening) und ihrer halbwüchsigen Tochter Jane (Thora Birch).
Die schöne Fassade des Wohnviertels täuscht jedoch über die wahren Verhältnisse in der Familie hinweg. Lester entpuppt sich als ein von seiner Ehefrau unterdrückter Schwächling, der sich in wilde Tagträumereien flüchtet. Seine Tochter respektiert ihn nicht und in seinem Job steht er auf der Abschussliste. Als Lester sich in die verführerische Angela (Mena Suvari) verliebt, eine Freundin seiner Tochter, beschließt er, nur um ihr zu gefallen, sein Leben von Grund auf zu verändern. Er bricht aus seinem bisherigen Leben aus, schmeißt seinen Job hin, erpresst noch vorher eine Abfindung von seinem Arbeitgeber und macht fortan nur noch, was er will Indem er sich nun gegenüber seiner Frau wie ein Flegel aufführt, glaubt er endlich aufzublühen.
Zudem freundet sich Lester mit dem etwas skurrilen Nachbarjungen Ricky (Wes Bentley) an, der einen florierenden illegalen Drogenhandel betreibt und das alltägliche Leben überwiegend nur durch seine Videokamera auf- und wahrnimmt und sich nebenbei noch in Jane verliebt, die zu allem Überfluß auch noch dessen Liebe erwidert.
Als besonders skurrile Person erscheint Rickys Vater (Chris Cooper) ein Ex-Colonel und Waffennarr, der seinen Sohn auf Schritt und Tritt zu überwachen versucht, aber völlig unfähig ist, seine durch die Armee geprägten Werte dem Sohn zu vermitteln, geschweige denn, ihm seine väterli che Liebe mitzuteilen.
Auch wenn es Lester am Ende gelingt sich zu besinnen und er vor der kurz bevorstehenden Verführung der minderjährigen Angela Abstand nimmt, muss er für die sich genommene Freiheit einen hohen Preis bezahlen.
Im ganzen Film haben die Menschen Probleme, weil sie es vermeiden, offen und ehrlich miteinander zu sprechen oder auf gegen seitige Bedürfnisse einzugehen. Aufgrund ihrer Unsicherheit flüchten sie sich in ihre Illusionen und schaffen sich dadurch ihre eigene kleine Welt, die sie gefangen hält.
Das ist ein Film, der mich nicht kalt gelassen hat. Es stimmt, er ist voller Sarkasmus und zeichnet ein sehr krasses Portrait einer erdachten Familie in den USA. Aber ich glaube, es hätte um eine Familie irgendwo auf der Welt gehen können.
Und obwohl mir das Zusehen bei den Szenen, die um Sex und Drogen gingen, manchmal schwer fiel, waren sie doch so übertrieben absurd dargestellt, dass man den Film nur als Allegorie verstehen kann. Mir sagt der Film, dass diese Dinge überhaupt nicht cool sind. Man kann sich für sein Glück nicht darauf verlassen.
Ich war besonders von der Hauptfigur, Lester, beeindruckt, der sich am Ende im Wesentlichen wieder aufs richtige Gleis bringt.
Sam Mendes, der Regie führte, ist ein guter, hintergründiger Film gelungen, der einen zum Nachdenken über die angesprochene Thematik bringt. Durch die individuellen Kämpfe und auch die Absurdität und Egozentrik der Handlungen der Charaktere macht der Regisseur die absolute Notwendigkeit deutlich, auf der zwischenmenschlichen Ebene einander Verständnis und Vergebung entgegenzubringen.
Hamburg
