Mein Mann und ich hatten auf unserer Fahrt durch die Vereinigten Staaten erwartet die Pracht der Wüste, der Berge und der Prärien in ehrfürchtigem Staunen zu genießen. Nicht erwartet hatten wir eine Landschaft vorzufinden, die durch etwas viel Schlimmeres verunziert war als Reklametafeln. Es kam uns vor, als führen wir durch ein Kriegsgebiet. Kilometer um Kilometer entlang der Highways lagen die Kadaver von Tieren, die von Autos überfahren worden waren. Das Ausmaß der toten Tiere erschreckte uns. Wir installierten eine „Hochfrequenzpfeife" zum Abschrecken von Rehen und fuhren vorsichtig. Auch suchten wir unsere innere Ruhe wiederherzustellen.
Ein Vers aus einem bekannten Psalm, der mir früher nie so recht behagt hatte, bekam große Bedeutung für mich bei dem Gedanken an Situationen, wo viel Leben zu Schaden gekommen ist: „Wenn auch tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen." Ps 91:7. Auf den ersten Blick ist diese Botschaft nicht leicht zu verkraften. Wie tröstlich ist es schon, dass man selber beschützt ist, wenn tausende andere gefallen sind? Aber dahinter verbirgt sich eine tiefere Wahrheit.
Der Psalm als Ganzes hebt unseren Blick auf eine höhere Ebene der Wirklichkeit. Er gibt uns einen höheren Begriff davon, wo wir leben und wer wir sind. Gott ist unsere Zuflucht, unser sicherer Lebensraum, wo kein Unheil geschieht. In Gott zu leben heißt im ewigen Gemüt zu leben. Dieses GEMÜT ist so unendlich aufmerksam und fürsorglich, dass die wahre Identität von jeder Maus, jedem Fuchs und jedem Menschen immer liebevoll erhalten wird. In Gottes Reich sind Identitäten keine zerbrechliche Materie, sondern Ideen, die weder Schaden zufügen noch zu Schaden kommen können. Die Wirklichkeit ist ein geistiger Daseinszustand, in dem Leiden und Tod unbekannt sind.
Was sollen wir dann aber von den Tausenden halten, die vor unseren Augen gefallen sind, und was können wir dagegen tun? Die großen geistigen Seher der Welt haben sich mit solchen Fragen auseinandergesetzt. Letztlich haben sie uns gezeigt, wie wir uns durch unsere Gebete in den Bereich des Geistigen erheben können und wie wir von dieser festen Burg des Friedens aus Mitgefühl zum Ausdruck bringen und helfen können üble Zustände im menschlichen Umfeld zu beseitigen. Wenn wir uns an diesen pfad halten, werden Trauer und Verzweiflung uns nicht überwältigen. Sie können uns „nicht treffen".
Jesus sagte, seine Aufgabe im Leben sei es, die Wahrheit zu bezeugen. Siehe Joh 18:37. Er tat das zum Beispiel, indem er zeigte, dass der Tod nicht die Wahrheit ist. Seine Auferstehung bewies, dass er durch das, was der Tod zu sein schien, keinen Schaden an seiner Identität erlitt. Wir selber können die Wahrheit bezeugen, indem wir von ganzem Herzen anerkennen, dass nichts, was Gott erschafft, geschädigt werden — oder Schaden zufügen — kann. In dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy wird die geistige Basis dieser Wahrheit ausführlich erörtert. So heißt es etwa in dem Kapitel „Die Wissenschaft des Seins": „Alle schönen und unschädlichen Dinge sind Ideen des Gemüts. Gemüt erschafft und vervielfältigt sie und das Erzeugnis muss mental sein."Wissenschaft und Gesundheit, S. 280.
Ich habe die Gegenwart und Führung dieses Gemüts im Verkehr erlebt. Als ich eines Morgens mit Höchstgeschwindigkeit die Straße entlangfuhr, watschelte plötzlich eine Gänsemutter mit ihren Jungen direkt vor mir über die Fahrbahn. Laut erklärte ich, dass Gott alles unter Kontrolle hat, schwenkte nach rechts und fuhr knapp an den Tieren vorbei. Ich hielt den Atem an und schaute in den Rückspiegel. Zu meinem Erstaunen sah ich, wie der Strom des Verkehrs hinter mir sich problemlos verlangsamt hatte und die Gänse sicher auf die andere Straßenseite gelangten.
Gottes geistige Schöpfung — und das schließt alle von uns ein — kann weder Schaden zufügen noch Schaden erleiden. Wenn diese Wahrheit bezeugt wird, tritt sie in größerem Maße in Erscheinung. So entwickeln sich Ideen, wie man ein Unternehmen leiten und wissenschaftliche Forschungen betreiben kann, ohne die Erde und ihre Bewohner zu schädigen. Die Menschen erkennen Möglichkeiten, wie sie helfen können. Für einige mag das bedeuten, dass sie sich für eine Sache oder eine Organisation engagieren, die zum Fortschritt der Menschheit beiträgt. Für andere mag es bedeuten, dass sie eine bewusste ethische Entscheidung treffen in Bezug auf das, was sie kaufen oder welche Nahrungsmittel sie essen. Ohne über anderer Leute Entscheidungen zu urteilen, können wir Gott danken, dass Er jedem von uns offenbart, wie wir der Welt helfen und Heilung bringen können.
