Jede Lektionspredigt, die im Christian Science Vierteljahresheft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Christian Science Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift vor Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.
3. September
DER MENSCH
Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. (Joh 3:6)
„Meistenteils sehen wir Jesus von einfachen Leuten umgeben, doch hier kommt er mit der Aristokratie Jerusalems in Berührung.” (Barclay) Nikodemus, an den diese Worte gerichtet sind, ist „einer der führenden Männer Jerusalems ...,der zur Gruppe der, Pharisäer’ gehörte und Sitz und Stimme im Hohen Rat hatte” (WStB).
„Bei der Wiedergabe von Gesprächen mit Menschen, die mit Fragen zu Jesus kamen, folgt Johannes stets einem bestimmten Schema. ... Der Fragende sagt etwas (Vers 2). Jesus antwortet darauf mit einem schwer verständlichen Satz (Vers 3), der von dem Fragenden missverstanden wird (Vers 4). Daran schließt sich eine womöglich noch schwerer zu verstehende Aussage Jesu an (Vers 5). Und dann erst folgt das klärende Gespräch, die Auseinandersetzung. Johannes bedient sich dieser Erzählweise bei der Wiedergabe von Unterhaltungen, die Jesus mit Menschen führte, die als Fragende zu ihm kamen, damit wir erkennen, wie die Menschen über die verschiedenen Fragen nachdachten und sie zu ergründen versuchten, und uns daran ein Beispiel nehmen.” (Barclay)
„, Fleisch’ und, Geist’ bezeichnen hier nicht den Unterschied zwischen des Menschen Leiblichkeit und seiner Innerlichkeit (Seele, Geist), sondern den Unterschied zwischen der Ohnmacht dessen, was der irdisch-vergängliche Mensch aus sich selbst ist und zu leisten vermag, und der grenzenlosen Macht dessen, was den Menschen von Gott her überkommt.” (Wilckens)
„Denn Gottes Wesen ist, Geist’. Dieses Wort meint nicht in unserem heutigen Sinn die, Geistigkeit’ oder gar den Intellekt, sondern das heilige, ewige Wesen des lebendigen Gottes in seiner Kraft und Herrlichkeit. Aber nur ,was aus dem Geist geboren ist, ist Geist’ und hat damit die göttliche Art in sich.” (WStB)
10. September
SUBSTANZ
[Er] gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel... (Mk 6:8, 9)
„Wenn wir vor Augen haben, wie die Juden zur Zeit Jesu in Palästina gekleidet waren und was sie bei sich trugen, werden wir die Hinweise in diesem Abschnitt wesentlich besser verstehen. Fünf Dinge gehörten zur Kleidung.
1. Bei dem Unterkleid, dem chiton dem sindon oder der Tunica, einer Art Hemdrock, handelte es sich um ein langes, doppelt gelegtes Stück Stoff. Um zu dokumentieren, dass es sich um neue Ware handelte, wurden die meisten nur mit den beiden Armlöchern versehen, jedoch ohne Halsausschnitt verkauft, den jeder hinterher nach seinen Wünschen anbrachte. ...Dieses Untergewand war in seiner einfachsten Form also eine Art Sack, der bis fast auf die Füße reichte und bei dem Halsund Armlöcher ausgespart wurden. Vornehmer war das Gewand mit langen Ärmeln, das bisweilen auch wie ein Chorrock vorne geknöpft wurde.
2. Das Obergewand, das himation, diente tagsüber als Mantel und nachts als Schlafdecke. Es bestand aus einem großen Stück Tuch von etwa 3 Meter Breite und 1,30 Meter Länge, das seitlich in Falten gelegt, dann etwa über die linke Schulter geschlagen und unter der rechten Achsel durchgezogen wurde, das aber auch Löcher für die Arme haben konnte und durch die Faltung nahezu quadratisch wirkte. Normalerweise wurde es aus zwei Stoffbahnen hergestellt. Nur in besonderen Fällen war [es] aus einem Stück gewebt, wie es bei dem Gewand Jesu der Fall war (Joh 19:23). Das himation war das Hauptkleidungsstück.
3. Der Gürtel, der darüber getragen wurde, bestand aus einem breiten, vielfach zusammengewickelten Stück Tuch, in dem man allerlei aufbewahren konnte, z. B. sein Geld. Da das Obergewand bei der Arbeit abgelegt wurde, diente der Gürtel bei der Arbeit auch dazu, die Rockschöße des Untergewandes zu schürzen, so dass man ungehindert arbeiten konnte.
4. Bei der Kopfbedeckung handelte es sich um ein etwa 1 Quadratmeter großes Stück Leinen oder Baumwollzeug, weiß, blau oder auch schwarz. ... Der Stoff wurde diagonal gefaltet und dann derart über den Kopf gelegt, dass Hinterkopf, die Wangenknochen und Augen vor Hitze und Sonnenstrahlen geschützt waren. ...
5. Die Fußbekleidung bestand aus Sandalen, d. h. Sohlen aus Leder, Holz oder geflochtenem Gras, an denen Riemchen zur Befestigung am Fuß angebracht wurden.”
Bei den Taschen handelt es sich um „Reisetaschen aus Ziegenleder, wobei die Tierhaut vielfach als Ganzes verwendet, Beine, Schwanz und Kopf des Tieres in ihrer ursprünglichen Gestalt also mitverarbeitet wurden. An beiden Seiten der Taschen befand sich ein Riemen, mit dem man sie über der Schulter tragen konnte. Hirten, Pilger und Reisende bewahrten darin soviel Brot, Rosinen, Oliven, Käse usw. auf, dass sie ein oder zwei Tage damit auskamen.” Jesus wollte, „dass seine Jünger keinen Vorrat mit auf die Reise nähmen, sondern in allem auf Gott vertrauen.” (Barclay)
17. September
MATERIE
Der Herr sprach ...: Stecke deine Hand in den Bausch deines Gewandes. Und ... siehe, da war sie aussätzig wie Schnee. (2. Mose 4:6)
Mose hatte ein erhebliches Problem seinen ihm von Gott erteilten Auftrag gegenüber dem Volk Israel glaubwürdig zu vertreten. War Er doch schon „seit 430 Jahren keinem Israeliten mehr erschienen”. (LBe) „Der letzte, dem Gott auf diese Weise erschien, war Jakob.” (WStB)
Gott beseitigte alle Zweifel, indem Er durch drei Zeichen oder Wunder die Authentizität Seines Auftrags bestätigte. „Entscheidend an diesen Wundern ist, dass sie bei den Hebräern in ihrer von ägyptischer Magie bestimmten Umwelt Gewicht haben werden. Sie stellen keine Anforderung an ihren Glauben.” (BKB)
„Das zweite Wunder betrifft Mose selbst. Er soll seine Hand in seine Brusttasche stecken. Die Brusttasche, wörtlich übersetzt:, Bausch des Gewandes’ ist die Tasche oberhalb des Gürtels. Man pflegte in diese Brusttasche Dinge zu stecken oder aber auch die Hände. Die Hand in die Brusttasche stecken heißt passiv sein, stille halten. ... Mose soll nichts anderes tun als stille halten. ...
Mose wird in jeder Lage, die ihm abverlangt wird, standhalten um die ihm übertragene Aufgabe zu erfüllen.” (WStB)
24. September
WIRKLICHKEIT
Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen ... (Röm 1:20)
„Die Art und Weise, in der Paulus dem Heidentum vorwirft, zu einem sinnerfüllten Leben unfähig zu sein, lehnt sich an die Predigt der Synagoge an. Ein Grundgedanke jüdischer Mission ist es, dass die Anbetung selbstgefertigter Götter zu einem verfehlten Leben auch im moralischen Bereich führt. Ebenso gehört zu ihr das Motiv, dass auch der Heide Gott in den Schöpfungswerken erkennen kann.” (BE)
„Dass die Heiden, anstatt dem einen, wahren Gott anderen Göttern, Abgöttern, dienen, erscheint Paulus als Verfall der Vernunft. Gott hat sich in der Schöpfung als der eine Herr kundgemacht, dem alle Menschen ihr Leben verdanken. Aber gleichwohl wohl widerstreiten sie in ihrem Verhalten dieser vernünftigen Erkenntnis Gottes und ziehen in ihrem Götzendienst die Herrlichkeit Gottes zu ihresgleichen in den Staub. Mögen sie als Weisheit behaupten, was sie sich selbstherrlich ersinnen und erschaffen — in Wahrheit sind sie Toren. Gottlosigkeit als Selbstherrlichkeit des Menschen ist zutiefst unvernünftig.” (Wilckens)
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
BE = Die Bibel mit Erklärungen
BKB = Brockhaus, Kommentar zur Bibel
LBe = Lutherbibel erklärt
Wilckens = Ulrich Wilckens, Das Neue Testament
WStB = Wuppertaler Studienbibel
