Während der Sommerund Winter-Olympiade sitzen Millionen vor dem Fernseher in der Hoffnung Momente athletischer Perfektion bei den Spitzensportlern mitzuerleben. Wir feuern lauthals einen Turner auf dem Barren an und trauern mit, wenn eine Eiskunstläuferin bei der Kür stürzt oder ein Kunstspringer nicht pfeilgerade im Wasser landet, wodurch ihnen kostbare Punkte verloren gehen. Wir freuen uns über eine perfekte Leistung und beklatschen sie.
Obwohl nicht viele Menschen je von sich behaupten würden, dass sie es bis zur Perfektion gebracht haben, ist uns doch klar, wie wichtig Perfektion ist, wenn wir etwa das Abheben eines Spaceshuttles beobachten oder die fehlerfreie Darbietung eines Klavierkonzerts von Mozart hören. Nur wenige erkennen jedoch, dass echte Perfektion oder Vollkommenheit ein gottgegebenes Recht und keine Glückssache ist. Geistige Vollkommenheit ist der wirkliche Zustand der Dinge. So wie das Konzert, das Mozart konzipierte, vollkommen ist, so ist auch das wahre Bild jedes Einzelnen von uns als Kind Gottes vollkommen. Unsere Unfähigkeit, das Konzert perfekt zu spielen, tut seiner Vollkommenheit keinen Abbruch. Sie weist nur auf die Notwendigkeit hin, dass wir unsere Gedanken, und damit unsere Finger, mit dem Ideal in Übereinstimmung bringen müssen. So werden wir zum Instrument der Musik anstatt ihr zu schaden.
Vor über hundert Jahren entdeckte Mary Baker Eddy, dass das Verständnis unserer geistigen Vollkommenheit als Kind Gottes die Grundlage für das Heilen von Krankheit bildet. Ihre Entdeckung ging aus tiefem Gebet und aus der eingehenden Beschäftigung mit dem Leben und Werk des makellosen Christus Jesus hervor. Ihre Schriften machen deutlich, dass Perfektion auf das Wahre über den Menschen hindeutet und dass ein vollkommener Gott unmöglich etwas schaffen könnte, was weniger als vollkommen wäre. Im Lehrbuch über das Heilen, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, schreibt sie: „Vollkommenheit liegt der Wirklichkeit zu Grunde. Ohne Vollkommenheit ist nichts völlig wirklich. Alle Dinge werden weiter verschwinden, bis die Vollkommenheit erscheint und die Wirklichkeit erreicht ist.”Wissenschaft und Gesundheit, S. 353.
Durch die Entdeckung, dass das tatsächliche Sein jedes Einzelnen von uns vollkommen geschaffen wurde und immer vollkommen bleibt, ist es möglich, Freiheit von Krankheit, einschließlich chronischer Leiden, zu erlangen. Vollkommenheit ist keine persönliche Leistung, sondern sie ist Gottes ewige Verheißung an jedes Seiner Kinder. Vor zweitausend Jahren sagte Jesus: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.” Mt 5:48. Christus — die Manifestation Gottes, die Jesus verkörperte — vermittelt heute jedem von uns die gleiche Verheißung von Vollkommenheit und bringt auch uns Gottes heilende Botschaft von Gesundheit und Erlösung.
Gott ist vollkommen, und da Er nichts erschaffen könnte, was Seiner eigenen Natur unähnlich wäre, muss Er ein vollkommenes Universum, und damit auch einen vollkommenen Menschen, hervorgebracht haben. M. B. Eddy erklärt: „Das christusgleiche Verständnis vom wissenschaftlichen Sein und vom göttlichen Heilen umfasst als Grundlage des Gedankens und der Demonstration ein vollkommenes Prinzip und eine vollkommene Idee — einen vollkommenen Gott und einen vollkommenen Menschen.”Wissenschaft und Gesundheit, S. 259.
Wenn sich unser Augenmerk mehr auf die Probleme richtet, mit denen wir konfrontiert werden, als auf das, was die Wahrheit über uns als das Bild und Gleichnis des vollkommenen Gottes ist, dann wird es uns schwer fallen zu erkennen, inwiefern diese Vollkommenheit überhaupt etwas mit unserem Leben zu tun hat. Ein Kunstspringer (oder Eisläufer oder Pianist), der eine perfekte Performance anstrebt, kann es sich nicht leisten sich auf seine Fehler zu konzentrieren. Genausowenig können wir, wenn wir gesund sein wollen, es uns leisten unsere Gedanken auf Krankheit oder Sterblichkeit zu konzentrieren. Stattdessen sollten wir an der Wahrheit über Gottes Söhne und Töchter festhalten, nämlich dass Gott jeden von uns in jeder Weise geistig und vollkommen gemacht hat.
Diese ewige Vollkommenheit nehmen wir wahr, wenn wir uns von einer materiellen — und daher unvollkommenen — Sicht der Dinge abkehren. Die Bibel ermuntert uns: „Ein jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war.” Phil 2:5, Fußnote. Eine solche Gesinnung hilft in jeder Lage Heilung zu bringen.
Zu Beginn meines Studiums des geistigen Heilens sagte eine erfahrene Christliche Wissenschaftlerin des Öfteren zu mir: „Fang mit Gott an und mach mit Ihm weiter.” Wenn wir das tun, können wir die uns rechtmäßig zustehende Freiheit von Krankheit beanspruchen.
Der Glaube, dass eine Krankheit hartnäckig oder chronisch sei, leugnet die allgegenwärtige, ewige Natur des vollkommenen Gottes. Dass eine Krankheit sich durch eine Reaktion auf innere oder äußere Zustände verschlimmere, ist eine Behauptung, die Gott, der Quelle aller Tätigkeit, die Macht abspricht. Dass eine Krankheit von Generation zu Generation weitergereicht werde, dieser Glaube erkennt Gott nicht als den allein für die Gestaltung und den Erhalt Seiner Schöpfung verantwortlichen Schöpfer an.
Ein Athlet oder Künstler, der Perfektion anstrebt, kann sich nicht auf Fehler konzentrieren.
Vor einigen Jahren hatte mein Neffe Gelegenheit die heilende Wirkung solchen Gebets bei einem chronischen Asthmaleiden zu beweisen. Er hatte jahrelang gegen diese lähmende Krankheit angekämpft und nur wenig Erleichterung gefunden. Sie hatte ihm viele Stunden und Tage seines Lebens geraubt und in ihm die Furcht zurückgelassen, dass gerade seine Lieblingsbeschäftigungen ihn am meisten für eine Attacke anfällig machten. Mit Hilfe eines Christian Science Praktikers begann dieser junge Mann dann seine gegenwärtige Vollkommenheit und seine Immunität gegen dieses Problem zu erkennen. Im Gebet stellte er seine eigenen Anschauungen über die Krankheit in Frage, u. a. die Vorstellung, dass sie durch kalte und feuchte Nächte oder durch körperliche Überanstrengung schlimmer werde. Als er anerkannte, dass Gott, der allmächtig ist, jeden von uns grundsätzlich vollkommen geschaffen hat, sah er ein, dass Umweltfaktoren nicht die Macht haben uns den Frieden und die Harmonie zu rauben.
Je mehr mein Neffe an diesen geistigen Wahrheiten festhielt und in Übereinstimmung mit ihnen lebte, umso mehr verlor das Asthma die Macht ihn zu beunruhigen. Er erwartete nicht mehr, dass er für seine sportlichen Aktivitäten leiden musste, sondern nahm mit einer nie gekannten Freiheit an ihnen teil. Als er den Glauben verwarf, dass sein Leben sich durch diese Krankheit definierte — ein Glaube, der leugnet, dass Gott uns vollkommen geschaffen hat —, litt er nicht mehr an den negativen Folgen dieses Glaubens. Vielmehr erlebte er die Wirklichkeit seiner gegenwärtigen geistigen Vollkommenheit in Form von freiem und mühelosem Atmen und in unbegrenzter Bewegungsfreiheit. Diese Heilung hat es ihm ermöglicht eine Karriere als Fußballer zu verfolgen und dabei die absolute Gewissheit zu haben, dass er die Fähigkeit hat alle damit verbundenen körperlichen Anstrengungen auf sich zu nehmen.
Beim geistigen Heilen ist es wichtig, von der Grundlage eines vollkommenen Prinzips und einer vollkommenen Idee aus zu folgern. M. B. Eddy sagt über Christian Science: „Die Christliche Wissenschaft ist absolut; sie bleibt weder hinter dem Punkt der Vollkommenheit zurück, noch bewegt sie sich auf ihn zu; sie befindet sich auf diesem Punkt und muss von ihm aus betätigt werden. Ehe Sie nicht völlig erfassen, dass Sie Gottes Kind, also vollkommen sind, haben Sie kein beweisbares Prinzip und keine Regel für dessen Demonstration.”Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 242. Und auf jedem Schritt des Weges zu dieser vollen Wahrnehmung unseres geistigen Seins ist Gottes vollkommene Liebe immer in reichem Maße gegenwärtig, um jede menschliche Not zu stillen.
