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„Die Melodie des Gemüts”

Aus der September 2000-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Für die schnellste Kommunikation der Welt braucht man keine Drähte und nicht einmal Radiowellen, denn sie kommt von Gott, dem göttlichen Gemüt, das sich seiner Schöpfung, dem Menschen, ständig mitteilt. Solche Kommunikation geschieht augenblicklich.

Wie können die Menschen, deren Leben doch durch einen zeitlichen Rahmen begrenzt zu sein scheint, diese Kommunikation erfahren? Nur durch den geistigen Sinn. Mary Baker Eddy, die große Denkerin des 19. Jahrhunderts, die Christian Science entdeckte und gründete, definierte den geistigen Sinn als „eine bewusste, beständige Fähigkeit Gott zu verstehen”Wissenschaft und Gesundheit, S. 209..

Diese „bewusste, beständige Fähigkeit Gott zu verstehen” kann jeder von uns pflegen. Wenn wir uns in dieser Fähigkeit üben, werden wir feststellen, dass die Kommunikation untereinander leichter wird und natürlicher vonstatten geht, weil unser Bewusstsein für die Wahrheit transparent wird. Und Wahrheit, wie auch Gemüt, ist in diesem Zusammenhang gleichbedeutend mit Gott.

Als Journalist war ich viele Jahre im Kommunikationssektor tätig. Wann immer ich den Auftrag hatte, eine Berichterstattung aus Übersee zu machen, musste ich als Erstes die Informationen sammeln — ob im politischen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Bereich — und diese Informationen dann telefonisch, telegraphisch oder per Funk an meinen Redakteur zu Hause weiterleiten. Das Erste, was ich bei meiner Ankunft im Ausland zu tun hatte, vor allem in so genannten Entwicklungsländern, war herauszufinden, was das schnellste Kommunikationsmittel sein würde. Der größte Teil meines Berufslebens spielte sich in den Jahren ab, bevor elektronische Verbindungen so leicht zugänglich waren wie heute, und ich musste manchen bangen Augenblick in einem kleinen Postamt im Dschungel warten, um an den Fernschreiber zu kommen, oder mich bei einem Beamten am Ort einschmeicheln, damit er mich sein kostbares Telefon benutzen ließ. Als ich lernte mehr auf meinen geistigen Sinn zu vertrauen, wurden die Hindernisse eins nach dem anderen abgebaut und das Gefühl der Nervosität und Unruhe wegen mangelnder Kommunikationsmittel verschwand.

Ein Erlebnis, das ich zu Beginn meiner Karriere hatte, als ich als Reporter in Asien unterwegs war, hat mich sehr beeindruckt. Es ging dabei nicht um den physischen Aspekt der Kommunikation, sondern vielmehr um den mentalen. Ich kam aus der Weltstadt Bangkok und fuhr für einen einwöchigen Aufenthalt nach Rangun, Birma, ohne einen einzigen Menschen in diesem Land zu kennen und ohne auch nur ein Minimum an Informaionen über Regierungsstellen und diplomatische Quellen zu besitzen. Mehr als alles andere wollte ich ein Gefühl für das Land bekommen, wollte herausfinden, wie der Durchschnittsbürger lebt, was die Hoffnungen und Träume der Birmanen waren. Birma war damals in der Zeit vor der Militärdiktatur ein reiches Agrarland. Weite Landstriche waren wie mit einem Gitterwerk von schimmernden Reisfeldern überzogen und mit buddhistischen Pagoden besprenkelt. Ich wurde einem Händler in der Stadt vorgestellt, der schon anderen Journalisten in Birma geholfen hatte, und setzte mich zu ihm ins Büro, um für die nächsten Tage eine Reiseroute auszuarbeiten.

Wir sprachen etwa zwei Stunden miteinander. Es war eine der frustrierendsten Begegnungen, die ich je erlebt habe. Ich hatte eine grobe Vorstellung davon, was ich machen wollte, und mein neuer Bekannter sagte, er würde alles tun (so sagte er jedenfalls), um mir zu helfen. Doch wenn ich sagte, ich wollte eine Schule besuchen, dann antwortete er: „O ja, Sie dürfen auf keinen Fall die und die Pagode auslassen.” Und wenn ich ihn nach einem typischen Reisbaubetrieb fragte, erwiderte er die Frage mit einer langen Beschreibung eines Monuments, das ich mir unbedingt ansehen müsste. Wir sprachen auf Englisch miteinander, doch ich fragte mich, ob wir tatsächlich die gleiche Sprache sprachen. Obwohl Worte zwischen uns ausgetauscht wurden, fand doch keine richtige Kommunikation statt.

Die ganze Zeit über hielt ich aber mit aller Kraft an dem fest, was mir der geistige Sinn, nicht der materielle, über diese Situation sagte. Gott zu verstehen hieß doch, dass es keine zwei Gemüter — meines und das meines Bekannten — gab, die sich auf Kollisonskurs befanden, sondern nur eines, das Gemüt, das Gott ist. Wir waren beide Widerspiegelungen dieses Gemüts. Der Frust ließ allmählich nach, als meine Gedanken einen anderen Ton annahmen und ich die „Melodie des Gemüts” hörte. Es war, als ob in meinem Denken zwei Melodien auf einmal spielten — zum einen die Unterhaltung, die ich mit dem Mann führte, und zum andern das Gemüt, das sich mir als Gott offenbarte. Ich dachte an die Worte aus Wissenschaft und Gesundheit: „Die Kommunikation geht immer von Gott aus zu Seiner Idee, dem Menschen.” Ebd., S. 284. „Genau das ist es”, sagte ich mir. Obwohl nach außen hin eine Unterhaltung zwischen mir und dem Mann stattfand, bestand doch das wirkliche Geschehen darin, dass Gott dem Menschen, Seiner Idee, Seine Gedanken mitteilte. Es gab keinen Grund mich zu sorgen oder Frust aufkommen zu lassen. Ich brauchte nur auf das zu lauschen und das aufzunehmen, was Gott kommunizierte. Und ich musste mir bewusst werden, dass diese Kommunikation unweigerlich auch mein Gegenüber erreichte.

Der Mann überschüttete mich mittlerweile mit einem wahren Wortschwall, so begeistert war er von der Reiseroute, die er für mich plante. Als er einen Moment innehielt, wiederholte ich noch einmal, was ich ihm schon mehrmals gesagt hatte. Doch diesmal war ich überzeugt, dass „die Melodie des Gemüts” die wohlmeinenden Klänge menschlicher Anschauungen übertönte. Die Auswirkungen waren sofort spürbar. Der Mann zerriss den Plan, auf den er so stolz gewesen war, und stellte einen neuen auf, der meinen Anforderungen in jeder Hinsicht gerecht wurde. In einem Land, wo es nur wenige Kraftfahrzeuge gab, versorgte er mich mit einem knatternden grünen Ford, der von einem riesenhaften, Turban tragenden Sikh gefahren wurde. Ich verbrachte herrliche Tage auf einer Rundfahrt durch birmanische Dörfer und nahm bleibende Erinnerungen an großartige Menschen in einem wunderschönen Land mit nach Hause.

Dieses Erlebnis habe ich nie vergessen. Es hat mir nicht nur bei Aufenthalten in anderen Ländern geholfen, sondern auch dann, wenn Unstimmigkeiten und Meinungsverschiedenheiten in der Familie oder unter Freunden auftraten. Wir mögen glauben, dass wir anderen oder auch Gott selber sagen müssen, was wir tun wollen. Doch das Gemüt, das schon alles weiß, teilt jedem von uns seine Gedanken mit. Der geistige Sinn ermöglicht es uns diese Kommunikation wahrzunehmen. Und das unausweichliche Ergebnis ist Harmonie — Harmonie mit Gott und Harmonie untereinander.

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