Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

„Dann essen wir eben Schweinefleisch!“

Aus der März 2001-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


So lautete der lapidare Kommentar einer Kundin auf die Frage, ob sie nun, nachdem flächendeckende BSE-Tests in Deutschland erste (leider positive) Ergebnisse bringen, zu ihren alten Essgewohnheiten und damit auch zur Rinderroulade zurückkehren wird.

„Das treibt uns die Kunden scharenweise ins Geschäft”, freut sich — eher verhalten, fast mit schlechtem Gewissen wegen der teilweise ruinierten Bauernexistenzen — der Fischhändler.

Mittlerweile mag man’s kaum noch hören. Das Thema BSE beherrscht seit Wochen die Schlagzeilen. Wer trotzdem die Medienberichterstattung aufmerksam verfolgt und nicht einfach weghört, muss sich der Einsicht öffnen, dass auch der Umstieg auf andere Tierprodukte (Vegetarier haben hier natürlich gut lachen!) nur eine trügerische Ruhe inmitten der aufgeheizten Atmosphäre vermittelt.

Ein Zuschauer in einer Sendung des Bayrischen Rundfunks zu diesem Thema meinte dann auch: „Seit zwanzig Jahren ist BSE erkannt. Seit zehn Jahren wissen wir, dass es auf den Menschen übertragbar ist. Was soll dann jetzt diese Massenhysterie? Wenn es tatsächlich zur Seuche gekommen ist, sind wir doch eh’ alle schon infiziert — und das schon seit längerer Zeit.” Nicht gerade aufbauend, dieses Fazit. Und wenn ich die Sache noch weiter zuspitzen soll, denke ich mal einige Jahre zurück und mir huschen die Schlagworte „Schweinepest” und „Geflügelpest” und Salmonellen durch die Erinnerung.

Müssen wir nun alle zum reinen Vegetarismus überwechseln, um nicht „wahnsinnig” zu werden? Keine beglückende Aussicht — ich esse schon auch gern mal ein saftiges Steak. Für viele Feinschmecker und etliche Restaurantbesitzer und sicher auch für Landwirte ein grässliches Horrorszenario.

Wer also sichergehen will, muss irgendwie eine andere Antwort finden. Allein auf eine Fleischsorte umzusteigen, die gerade mal nicht in den Nachrichten auftaucht, genügt da kaum. Wenn ich weiterdenke, taucht vor mir die Frage auf, worin eigentlich die Ursachen dafür liegen, dass selbst in der Tierhaltung trotz modernster Technologien und Materialien Leben nicht sicher ist.

Liegt es vielleicht auch am Größenwahn von uns Menschen? Mehr, billiger, schneller — ungeachtet des Preises, den wir auf der anderen Seite zahlen: Tierhaltung unter völlig widernatürlichen Umständen; Futter, das inzwischen mit dem ursprünglichen, in der Natur von den Tieren bevorzugten nichts mehr gemein hat; Bewegungsfreiheit ein Fremdwort; soziale Bedürfnisse der Tiere häufig völlig außer Acht gelassen.

Sicher hat auch da schon ein zaghafter Wandel eingesetzt. Aber müssen nicht bei Erzeugern wie auch bei uns Verbrauchern endlich die Alarmglocken läuten? Wir Kunden werden an diesem Beispiel geradezu gezwungen, verantwortungsbewusster einzukaufen. Und für mich ist klar, dass ich in Zukunft sorgfältig darauf achte, dass ich möglichst Fleisch vom Öko-Bauern kaufe. Ja, das ist teurer, deutlich teurer. Warum? Weil der Absatz bis vor kurzem vergleichsweise gering war und Großproduzenten immer noch die Nase vorn hatten in puncto Effektivität=Preis. Aber dann essen wir eben notfalls einmal weniger Fleisch. Dafür können wir mit einer gewissen Sorgenfreiheit unser Mahl und das gute Gewissen genießen, dass nicht unseretwegen Tiere unter unwürdigen Umständen gehalten werden mussten und damit die Seuchengefahr unverhältnismäßig hoch ist. Aber die Verantwortung für das Angebot im Supermarkt können wir nicht auf andere abwälzen. Wenn wir das Fleisch vom Großerzeuger nicht mehr kaufen, dann wird er seine Produktion umstellen müssen.

Und hier könnte man die amerikanische Präsidentschaftswahl ins Spiel bringen. Es ist zu einfach, zu bequem und nicht haltbar sich darauf zurückzuziehen, dass ja einzelne wenige Leute nichts verändern können. Diese einzelnen wenigen Wähler in Florida haben alle Zweifler eines Besseren belehrt. Sie haben der ganzen Welt bewiesen, dass auch die Stimmen weniger ein ungeahntes Gewicht haben können. Und je mehr Menschen die jetzige Gelegenheit zum Umdenken nutzen und ihrer Verantwortung als Käufer gerecht werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Tiere, die wir (in abgewandeltem, sprich gebratenem Zustand) später mal auf unserem Tisch sehen möchten, weitgehend natürlich und gesund aufwachsen und keine Gefahr mehr für uns darstellen können.

Was der Verbraucher denkt, und wie er seine Prioritäten setzt, kann vieles verändern. Für andere Verbraucher, gegen Vorurteile und Panikmache, aber auch für die Tiere.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / März 2001

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.