Nachdem ich verheiratet war, kam unsere Schwägerin an einem Wochenende zu Besuch. Sie hatte mehrere Wochen lang in New York nach einem Job gesucht, nachdem sie dort eine Ausbildung gemacht hatte, und sie war verzweifelt. Am Freitag rief sie eine Christian Science Praktikerin an, die für sie betete, während sie überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Ich stellte mich auf einen längeren Besuch ein. Aber am Montag kam ein Telegramm aus Chicago, und ihr wurde ein guter Job angeboten — besser als alles, wofür sie sich beworben hatte.
Ich war erstaunt. So etwas passiert normalerweise nicht einfach so. Natürlich fragte ich sie, wie das sein konnte. Sie sagte mir, ich sollte das Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy lesen. Na gut, ich las das erste Kapitel, das über Gebet geht, aber ich fand nichts darin, was mir besonders toll vorkam. Man hatte mir als Kind das Beten beigebracht und ich kannte die Bibel sehr gut. Ich las ein bisschen weiter und erklärte meiner Schwägerin, dass ich mit einigen Punkten nicht einverstanden sei. Sie sagte mir, ich sollte das ganze Buch lesen. Und es dann nochmal lesen. Und dann würde ich damit keine Probleme mehr haben.
Sie ging nach Chicago und ich las weiter — immer ein paar Seiten auf einmal, wenn ich dazu kam. Dann beauftragte mich meine Firma an einem Flugzeug-Enteisungsprojekt auf Mount Washington in New Hampshire zu arbeiten. Es war tiefster Winter. Wir bereiteten unsere Apparaturen für die Tests vor und mussten dann auf Nordwind warten, der feuchte Luft über die Gebirgskette blies und unterkühlte Feuchtigkeit erzeugte, die wir brauchten, um die Eisbildung zu testen. Wir mussten mehrmals lange warten, und in dieser Zeit las ich Wissenschaft und Gesundheit zweimal ganz durch. Und tatsächlich: Als ich damit fertig war, konnte ich allem zustimmen, was ich gelesen hatte. Mir gefiel, was ich las, und ich befasste mich mit einigen Abschnitten gründlicher.
Zum Beispiel hatte ich immer Jesu Ausspruch gekannt: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt” (Mk 9:23). Mir gefiel, wie diese Aussage in Wissenschaft und Gesundheit erklärt wird: „Das physische Heilen durch Christian Science ist heute, wie zur Zeit Jesu, das Ergebnis der Tätigkeit des göttlichen Prinzips, vor der Sünde und Krankheit ihre Wirklichkeit im menschlichen Bewusstsein verlieren und so natürlich und unvermeidlich verschwinden, wie Dunkelheit dem Licht und Sünde der Umwandlung Raum gibt” (S. xi).
Als es Zeit wurde für mich zu gehen, war das Wetter schlecht und die Bergspitze in Wolken gehüllt, die sich halb den Berg hinunter erstreckten. Wir hatten die Regel, das niemand den Berg alleine hinauf- oder hinuntersteigen durfte. Der Marinekapitän, der unser Projekt leitete, schickte einen seiner Leute mit, der mich begleitete, bis wir aus den Wolken herauskamen. Dann konnte ich sehen, wo ich hinging, und er konnte unsere Spuren zurück zum Testgelände verfolgen. Auf diese Weise brauchte keiner von uns den ganzen Weg hinunter oder hinauf alleine zu gehen.
Als ich aus den Wolken raus war und den Abstieg alleine fortsetzte, fühlte ich mich wie ein freier Mensch. Mit Steigeisen an den Füßen und meinem Rucksack auf dem Rücken stapfte ich durch den gut 30 cm tiefen, weichen Neuschnee, der am Abend zuvor gefallen war. Ich kam offenbar vom Weg ab, denn plötzlich sank mein rechter Fuß in ein tiefes Loch und dann lag ich im Schnee.
Schon eine Zeitlang hatte ich ein Problem mit meinem rechten Knie gehabt. Wenn ich zum Beispiel vom Stuhl aufstand und dabei das Gewicht auf den rechten Fuß setzte, sprang mein Kniegelenk aus der Gelenkpfanne. Ich kroch dann immer zu einer Stelle, wo ich mein Knie wieder einrenken konnte, und danach musste ich das Knie schonen und konnte manchmal mehrere Tage mit dem Bein nicht auftreten.
Zuerst geriet ich in Panik, weil ich Schmerzen hatte und dachte, dass ich die Nacht auf Mount Washington, wo die Temperaturen bis weit unter -20°C fallen, nicht überleben würde.
Ich versuchte eine weniger schmerzhafte Lage zu finden, aber es gelang mir nicht. Dann fiel mir ein, was ich in Wissenschaft und Gesundheit über Heilung durch Gebet gelesen hatte. Ich erinnerte mich daran, gelesen zu haben, dass Gott Seine Schöpfung immer in ihrer Vollkommenheit erhält. Das erschien mir logisch.
Ich weiß nicht, wie lange ich mich mit diesen Gedanken beschäftigte, aber schließlich bewegte ich unversehens meinen Körper, um in eine bequemere Lage zu gelangen, und stellte fest, dass mein Knie normal war. Ich stand auf und ging mit großen Schritten den Berg hinunter.
Mein Knie ist seitdem normal, und das ist jetzt etwa 50 Jahre her.
Glastonbury, Connecticut, USA
