Vor einigen Jahren litt ich längere Zeit unter schweren Depressionen. Morgens beim Aufwachen hatte ich das fast unwiderstehliche Verlangen fortzulaufen und mich zu verstecken. Manchmal verkroch ich mich buchstäblich unter der Bettdecke und protestierte dagegen, dass ich am Leben war.
Für meinen Mann und auch für mich war das ein ziemlicher Schock. Ich war immer diejenige gewesen, die beim ersten Sonnenstrahl freudig aus dem Bett sprang und mich an die geplanten Aktivitäten des Tages machte. Ich war immer voller Lebensfreude gewesen, selbst wenn schwierige Probleme gelöst werden mussten. Gerade das war etwas, was wir bei meinem jetzigen Zustand am wenigsten verstehen konnten. Ich hatte einen Beruf, der mich forderte und mir Spaß machte, und eine liebevolle Familie, die meine Tätigkeit unterstützte. Es gab einfach keinen Grund, warum ich so deprimiert sein sollte.
An Wochentagen fiel es mir leichter, aufzustehen und mich für die Arbeit fertig zu machen. Während der Fahrt zur Arbeit beschäftigten mich die Pläne für den Tag. Wenn ich in der Theaterschule eintraf und mit dem Unterricht und der Inszenierung von Theaterstücken begann (ich erteilte Schauspielunterricht), ließen die Depressionen nach. An den Wochenenden jedoch schienen die Depressionen endlos anzudauern. Samstags konnte ich mich einfach nicht dazu bringen überhaupt etwas anzufangen. Und an den Sonntagen war es noch schlimmer.
Was mit mir vor sich ging, entbehrte jeder Logik. Es gab buchstäblich nichts, worüber ich hätte deprimiert sein können. Als Christliche Wissenschaftlerin wusste ich, dass ich die Lösung für mein Problem in einem besseren Verständnis von Gott und meiner Gotteskindschaft finden konnte. Ich betete beharrlich, um Gott mehr zu lieben und Ihn in allem, was ich sagte und tat, widerzuspiegeln.
An einem Sonntagmorgen lag ich völlig apathisch auf dem Sofa — zu deprimiert, um mich auch nur zu rühren. An jenem Morgen las ich einen Artikel in der Lokalzeitung, der mich darauf aufmerksam machte, dass aus medizinischer Sicht eine chemische Unausgeglichenheit im Körper die Ursache von Depressionen sein kann.
Zuerst reagierte ich ungläubig. Ich wusste sofort, dass körperliche Stoffe keine Macht über den von Gott geschaffenen Menschen haben konnten. Ich folgerte weiter, dass die Macht des Guten, die Macht Gottes, niemals einer chemischen Reaktion unterworfen war.
Meine Freude und mein Wohlbefinden waren niemals von einem materiellen Zustand abhängig. Da ich nicht glaubte, dass ein trauriger Vorfall mir meine spirituell begründete Freude nehmen konnte, wollte ich erst recht nicht glauben, dass chemische Stoffe für mein Glück und mein Wohlbefinden verantwortlich waren.
Die Erkenntnis, dass andere mit Depressionen kämpften und glaubten, dass die Ursache chemischer Natur sei, lenkte mein Forschen und Beten in eine neue Richtung. Ich kam zu dem Schluss, dass ich den Begriff chemisch geistig verstehen musste. Die folgende Stelle in Wissenschaft und Gesundheit half mir sehr: „Wie beim Zusammentreffen einer Säure mit einem Alkali ein dritter Stoff entsteht, so verändert die mentale und moralische Chemie die materielle Grundlage des Denkens, sie gibt dem Bewusstsein mehr Geistigkeit und veranlasst es, sich weniger auf den materiellen Augenschein zu verlassen. Diese Veränderungen, die im sterblichen Gemüt vorgehen, dienen der Wiederherstellung des Körpers” (S. 422). Mir war klar, dass ich nicht die chemischen Stoffe in meinem Körper zu verändern brauchte; ich musste meine Gedanken über den Körper ändern. Ich musste die Vorstellung zurückweisen, dass irgendeine materielle Substanz Einfluss auf mein Wohlbefinden ausüben konnte.
Wonach ich suchte, war jene „mentale und moralische Chemie”, von der ich wusste, dass sie wirksamer war als irgendein materieller Stoff. Sofort machte ich mich mit neuer Entschlossenheit daran, diesen Zustand durch Gebet zu heilen. Jeden Morgen beim Aufwachen gab ich mir eine christlich-wissenschaftliche Behandlung. Ich begann damit, dass ich Gott für alle Seine Güte lobte. Ich erkannte all das Gute an, das mir als Erbteil von Gott, meinem Vater, zustand. Aufgrund dieser Tatsache war ich gewiss, dass es in meinem Körper kein Ungleichgewicht geben konnte. Ich wandte oft Jesu Verheißung an: „Eure Freude soll niemand von euch nehmen” (Joh 16:22). Ich beanspruchte für mich vollkommenes Gleichgewicht. Mary Baker Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit ferner: „Der sterbliche Irrtum wird in einer moralischen Chemikalisation vergehen” (S. 96). Genau das geschah. Von dem Tag an machte ich ständig erfreuliche Fortschritte. Jeden Morgen nahm die schreckliche Niedergeschlagenheit mehr ab. Am folgenden Sonntag erwachte ich voller Freude. Und von da an hatte ich Herrschaft über die Depressionen gewonnen.
Ich hatte viele Jahre mit den Depressionen gekämpft; nun war ich wieder mein normales Selbst. Diese Heilung geschah vor zehn Jahren und sie war von Dauer. Ich kann dafür nicht dankbar genug sein und schreibe diese Erfahrung mit dem aufrichtigen Wunsch nieder, dass viele andere durch diesen Bericht erfahren mögen, dass starke Depressionen durch Gebet heilbar sind.
Albuquerque, New Mexico, USA
