Auf diesen in den Atlantik hineinragenden Felsen muss sie gestanden haben. So wie ich an diesem kalten, regnerischen Nachmittag im März, an dem die ersten Anzeichen des Frühlings die letzten grauen Winterwochen verscheuchen. Es ist Ebbe und man kann die Unterseite der riesigen roten, mit schwarzem Seetang umwickelten Felsen sehen. Es erfordert einige Vorstellungskraft, sich diese Szene in der strahlenden Sommersonne Neuenglands vorzustellen, wenn die blauen Wellen sich an den sonnengewärmten Felsen brechen und die Gischt hoch aufspritzt.
Meine Freundin besaß diese Vorstellungskraft. Ja, man könnte es Vision nennen. Wo andere Hässlichkeit und Verzweiflung wahrnahmen, sah sie Schönheit und Verheißung. Das musste sie sehen. Denn sonst hätte sie nicht die Krisen durchstehen können, mit denen sie in den Jahren zu kämpfen hatte, als sie in Lynn lebte.
Wegen dieser Krisen, die meine Freundin überwand, empfinde ich in gewisser Weise sogar noch mehr Liebe für sie. Ich weiß, dass sie Verständnis für meine Probleme gezeigt hätte. Sie wären nichts Neues für sie gewesen. Und davor habe ich Achtung.
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