Laura und Lena sind Schwestern. Sie schlafen in einem Zimmer. Sie gehen in die gleiche Schule. Die meiste Zeit vertragen sie sich.
Aber heute nicht! Heute liegen sie sich ständig in den Haaren.
Zuerst konnten sie sich nicht einigen, wer das schönere Haustier hat. Laura hat ein Kaninchen, Lena einen Hamster.
Dann stritten sie darüber, wessen Instrument besser klingt. Lena spielt Flöte, Laura Geige.
Dann zankten sie wegen ihrer Größe. Laura ist größer, Lena kleiner.
Zum Schluss stritten sie darüber, wer schönere Augen hat. Lenas Augen sind braun, Lauras blau.
Die zwei Mädchen rannten zu ihrer Mutter und fragten: „Wer hat schönere Augen?”
Die Mutter antwortete: „Ich sehe zwei Mädchen, und davon ist keine besser oder schöner als die andere. Jede ist anders. Jede ist etwas Besonderes.” Dann gab sie inhen zwei Tütchen mit Samen und eine kleine glänzende Schaufel. Damit durften sie tun, was sie wollten.
Den ganzen Sommer waren sie im Garten beschäftigt. Seite an Seite legten sie die Samen. Sie gossen und jäteten Unkraut. Irgendwann im Juli (vielleicht war es auch noch Juni) spitzten winzige Pflanzen aus der Erde. Und bald kamen die ersten Blüten.
An einem kühlen Herbst-abend, als der Sommer vorbei war, fingen Laura und Lena wieder an zu streiten. Wessen Zwiebel war größer? Wessen Paprika schmeckte besser? Wessen Gänseblümchen war schöner? Den Rest kennst du.
„Hört endlich auf zu streiten!”, rief die Mutter und dann der Vater. Da wurden die zwei Schwestern still und sogar ein bisschen traurig. Sie wollten keinen Ärger mit den Eltern.
War es wirklich wichtig, wessen Gemüse im Eintopf landete? Oder wessen Blume gepflückt wurde, damit alle sie betrachten konnten? Gottes Liebe kennt keinen Unterschied zwischen braunen und blauen Augen. Er sieht und liebt dich so, wie du bist. In Gottes Augen ist keiner besser als der andere. Jeder ist anders — jeder ist der Beste.
Laura und Lena machten sich zum Schlafen fertig. Sie küssten ihre Eltern. Dann, kurz bevor sie einschliefen, gaben sie sich ein Versprechen und nahmen sich vor, es nie zu brechen. Sie wollten immer daran denken, wie viel Spaß sie hatten, wenn sie nicht aufeinander wütend waren. Und wenn es das nächste Mal zum Streit käme, würden sie sofort aufhören und sich an dieses Versprechen erinnern.
Glücklich seufzend schlossen sie schließlich die Augen. Und tatsächlich — es war unwichtig, wer braune oder blaue Augen hatte.
