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Die Wüstenwanderung – der Weg zu meinem wahren Ich

Aus der September 2001-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eines Tages stand ich vor dem Wüstenrand. Die unendliche Weite, die goldgelben Dünen – sie umfingen mich und ich wagte kaum zu atmen. Ja, ich wollte schon immer die Wüste durchqueren. Kein leichtes Unterfangen, mag man sagen. Aber dieser Wunsch war so tief in mir verwurzelt, dass ich es doch wagen musste.

Ich wachte auf und schüttelte mich. Es war nur ein Traum. War es wirklich nur Traum? Oder war es etwas, das sich in mein Bewusstsein eingegraben hatte?

Vielleicht war es eine Metapher. Ich fühlte mich in meinem Leben wie in einer Wüste. Und ich musste da durch: Arbeitslosigkeit, prekäre Situation meines täglichen Lebens. Und dann auch noch in eine Depression fallen!

Ich schritt durch die Wüste der Erkenntnis, so kam es mir jedenfalls vor. So wie das Volk Israel, von dem die Bibel berichtet, als sie aus Ägypten geflohen waren. Ich wurde auch jeden Tag mit Manna beschenkt. Ich merkte es nicht immer, denn die Trübsal trübte meinen Blick, und dann war da nichts. Einfach nichts! Kein Ausweg aus dieser Arbeitslosigkeit. Wer wollte mich schon? Ich war zu jung — oder zu alt, zu erfahren — oder zu unerfahren; überqualifiziert — oder eben unterqualifiziert. Nichts passte zusammen. Mit der Zeit wurde ich wütend, auf diese Gesellschaft, die meine Erfahrung einfach nicht haben wollte. (Heute weiß ich, dass ich mir das einbildete. Aber zu jenem Zeitpunkt habe ich es so empfunden.)

Ich betete, denn das war das Einzige, was mir half, die Wüste zu durchqueren. Das wusste ich. Davon war ich so überzeugt, dass niemand, weder die Familie noch die Freunde mich davon abbringen konnten. Und so schritt ich tapfer weiter. Es war kalt, nachts fror ich am meisten. Und tagsüber war es heiß; ich hatte Durst. Ich musste unbedingt eine Oase erreichen, um mich von den Strapazen zu erholen.

Was war meine Oase? Ich nahm KlassenunterrichtWissenschaft und Gesundheit, S. 261.. Ich wollte mehr über mich und Gott wissen. Wer bin ich? Wohin gehöre ich? Was tue ich hier? Wieso ist mein Weg so beschwerlich?

Auf meinem Weg begegnete ich sehr lieben und hilfsbereiten Menschen. Aber sie blieben nicht lange. Sie konnten mich nicht begleiten. Sie verstanden mich auch nicht. Wieso beten? Für was?

Und so kam der Tag, wo ich ganz allein stand. Freunde, die versprochen hatten mir bei der Arbeitssuche zu helfen, versagten ganz einfach ihre. Hilfe.

Ich verstand überhaupt nichts mehr. Wieso ich?

Mary Baker Eddy sagt in dem Grundwerk, das auch als Grundlage zum Klassenunterricht dient: „Halte das Denken ständig auf das Dauernde, das Gute und das Wahre gerichtet und du wirst dies alles in dem Verhältnis erleben, wie es dein Denken beschäftigt.” Ebd., S. 262.

Aber: es beschäftigte mich, dass ich keine Arbeit fand! Und die Zeit rannte nur so dahin. Und immer wieder kreiselten sich diese Gedanken in mich ein. Wie beim Wüstengang, wo man so leicht die Orientierung verlieren kann. Und plötzlich steht man wieder an der Stelle, an der man schon Stunden vorher gewesen ist. Aber ich gab nicht auf. Es war stärker als ich. Ich taumelte weiter, und da war sie — die Oase!

Was war es dieses Mal?

Mir wurden sozusagen die Augen geöffnet. In der tiefsten Depression bat ich um Hilfe, und natürlich wurde sie mir zuteil. Ich wollte da raus, musste aktive werden! Aber nicht in der Hinsicht einen Job zu suchen, sondern mein wahres Sein zu erkennen. Ich, als Gottes Kind (das sagt jedenfalls die Bibel über den Menschen), als Sein Ebenbild und Gleichnis. Ich beschäftigte mich mit den verschiedenen Namen für Gott. Liebe, Leben, Wahrheit, Seele, Geist, Gemüt, Substanz. Jeden Begriff durchdachte ich ausführlich und bekam dadurch einen klareren Blick für mich selbst. Ich lernte meinen Willen abzulegen. (Jesus sagt in der Bibel, er kann nur den Willen Gottes tun.) Ich musste nicht alles selbst bestimmen. Es erstaunte mich, dass ich trotzdem noch da war. Jahrelang hatte ich bestimmt, wo es lang ging, allein mein Beruf brachte es so mit sich.

Und dann kam ich eines Tages bei meiner mentalen Wüstenwanderung an die Steinwüste; auch genannt die Wüste des Todes bei den Tuareg, und sie sagen, wer da durch kommt, kann es nur mit Gottes Willen schaffen.

Sollte ich da auch noch durch??? Ich hatte gelernt, wieder mehr Achtung vor mir zu haben. Ich hatte wieder gelernt meinen Wert zu erkennen. Aber nicht nur zu erkennen, sondern auch zu fordern. Ich hätte jetzt stehen bleiben können. Doch wenn man einmal so weit gegangen ist, dann geht man auch noch da durch.

Plötzlich konnte ich wieder voll und ganz auf Gott vertrauen. Ich ging durch, es war nicht leicht. Ich hatte Hunger, Durst und ein unendliches Verlangen geliebt zu werden. Doch Gott war bei mir, bei jedem Schritt, den ich tat, lenkte er mich und ich hörte auf ihn. Ich lernte wieder „groß zu denken”. Mein Horizont öffnete sich. Und da war es: das Meer, die unendlichen Sandstrände, wo ich mich fallen lassen konnte, denn ich wurde aufgefangen in der Liebe Gottes.

Die ersten Aufträge kamen, Freunde waren wieder da, Leute, die mir seinerzeit keine Referenzen gegeben hatten, halfen mir.

Aber was ich lernte, war meine wahre Identität zu erkennen, daran festzuhalten, sie zu beweisen.

Und die Wüste? Ich liebe sie immer noch, mit ihren wunderbaren, versteckten Blumen, ihrer unendlichen Weite, mit ihren Sonnenuntergängen, mit den Sanddünen um einen herum, mit ihren Oasen, ihrer Hitze und Kälte. Meine Wüstenwanderung war meine Wanderung, die mich an Eddys Worte erinnert: „Hingabe an das Gute vermindert die Abhängigkeit des Menschen von Gott nicht, sondern erhöht sie. ... Indem die Sterblichen„ den alten Menschen mit seinen Werken´ ausziehen, ziehen sie, die Unsterblichkeit´ an.” „Klassenunterricht” ist ein 12-tägiger Grundlagenkurs in der Praxis von Christian Science Lehrer.

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