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Ist kein Schwung mehr in Ihrer Ehe?

Aus der September 2001-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In den 28 Jahren unserer Ehe hatten wir viel Freude miteinander geteilt und manchen Sturm überstanden. Im Moment aber fand ich unser Zusammenleben mühsam — als würden wir in einer Flaute stecken. Der Alltag erschien mir langweilig und für unsere Kommunikation wünschte ich mir ein höheres Niveau. Unsere Ehe konnte neuen Schwung vertragen, dachte ich.

Im Laufe der Jahre habe ich bei verschiedenen Eheproblemen oft in spirituellen Texten Orientierung und Hilfe gesucht. Und einer dieser Texte ist ein Kapitel über die Ehe in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit. Es war und ist ein zeitloses „Ehehandbuch” für mich, und es ist hilfreich für jeden, der eine Ehe eingeht oder der seine Ehe wiederherstellen, festigen oder erneuern möchte.

Ein Satz, über den ich jetzt nachdachte, lautete: „Ehepaare sollten sich niemals trennen, wenn es keine christliche Notwendigkeit dafür gibt.”Wissenschaft und Gesundheit, S. 66. Offensichtlich beinhaltete dieser Satz, dass weder Gleichgültigkeit noch Apathie oder Entfremdung zwischen die Partner treten durften. Besteht keinerlei christliche Notwendigkeit für eine Scheidung, so überlegte ich, dann musste die christliche Forderung darin bestehen, verheiratet zu bleiben, und zwar freudig und gerne. Alles, was diesem Standard nicht entsprach, musste geheilt werden. Ich sollte meinen Mann immer und immer wieder lieben, aber ständig auf neue, frische Weise.

„Allein Selbstsucht und Unreinheit sind vergänglich. . .” Diese Worte kamen mir beim Nachdenken über meine Situation in den Sinn. Sie sind Teil eines längeren Satzes, der folgendermaßen lautet: „Aus der Logik der Ereignisse lernen wir, dass allein Selbstsucht und Unreinheit vergänglich sind und dass Weisheit schließlich das scheiden wird, was sie nicht zusammengefügt hat.” Ebd., S. 60.

Was für ein unangenehmer Weckruf! Fast wie ein Schlag ins Gesicht. Ich brauchte nicht allzu viel Gewissenserforschung, um zu erkennen, dass Selbstsucht einen großen Teil meines Problems darstellte. Bisher hatte ich ausschließlich daran gedacht, was ich von meinem Mann zu bekommen hatte und was er für mich tun sollte.

Aufrichtig um Offenheit bemüht, las ich das Kapitel von Neuem und entdeckte dabei verschiedene Bereiche in unserer Ehe, in denen ich meinen Teil nicht erfüllte. Für die Befolgung der folgenden Forderung bekam ich zum Beispiel nicht gerade die besten Noten: „, Die verheiratete Frau sorgt sich. . ., wie sie dem Mann gefalle', sagt die Bibel; und das ist das Erfreulichste, was man tun kann. Die Ehe sollte niemals eingegangen werden, ohne dass beide Seiten ihre werden, ohne dass beide Seiten ihre dauernden Verpflichtungen voll anerkennen. Die zärtlichste Sorge um das Glück des anderen und gegenseitige Aufmerksamkeit und Anerkennung sollten alle Jahre des ehelichen Lebens begleiten.” Ebd., S. 58. Dass mit dieser „zärtlichsten Sorge” auch gemeint war, die Lebendigkeit meiner Ehe fortwährend zu pflegen und zu beschützen, darin war ich mir sicher.

Ich brauchte ein offeneres Herz, um meinen Mann und unsere Beziehung ständig neu zu sehen. Einfach? Sicher nicht.

Ich versuchte jeden Moment darauf zu achten, wohin mich meine Gedanken und Taten führten. Alles, was ich tat, tastete ich auf das unangenehme Wort Selbstsucht ab. Ich versuchte mein Denken und Handeln mehr auf eine Linie mit dem christlichen Standard der Selbstlosigkeit zu bringen.

Dann kam eines Tages neue Inspiration mit Worten, die direkt von Gott zu kommen schienen: „Du hast dich ja nicht in ihn (deinen Mann) verliebt, sondern in Mich!”

Toll! Das war eine spannende Idee! Ich dachte darüber nach, was das bedeuten könnte und begann zu verstehen, dass ich mich nicht in eine begrenzte Persönlichkeit verliebt hatte, sondern vielmehr in all die wunderbaren Eigenschaften Gottes, die mein Mann als Gottes Kind — ein Status, der zu jedem Menschen gehört — ausdrückte. Daraufhin folgte der Gedanke:

„Außerdem kannst du nicht aufhören, Mich, Gott, zu lieben und deshalb kannst du auch nicht aufhören, ihn (den Ausdruck von Mir) zu lieben.”

War das der Fall, dann brauchte ich keine neue, aufregendere Situation. Was ich wirklich brauchte, war eine neue Sicht auf meinen Mann. Ich hatte ihn aus einer 28 Jahre alten menschlichen Sicht gesehen. Nur diese veraltete Anschauung war langweilig und verbraucht. Eine höhere, geistigere Wahrnehmung von ihm — eine Wahrnehmung, die mit dem geistigen Wachstum, das ich im Laufe unserer Ehe erreicht hatte, übereinstimmte — war alles, was von mir verlangt wurde. Das folgende Versprechen in dem schon zitierten Kapitel über die Ehe ermutigte mich dazu: „Wenn die Grundlagen der menschlichen Liebe mit dem Fortschritt in Einklang stehen, werden sie stark und dauerhaft sein.” Ebd., S. 65.

Ich dachte mir Folgendes: Obwohl ich jeden Tag dieselbe Straße hinunterging oder mit meinem Pferd denselben Weg ritt, strotzte der Gang oder Ritt jedes Mal geradezu von Freude, Spaß und Inspiration. Nicht eine neue Straße oder eine neue Szenerie beflügelten mich jedes Mal, sondern neue Wahrnehmungen und Ideen. Genauso benötigte ich keine neue Person oder aufregendere Aktivitäten, um meine Ehe zu verbessern. Ich brauchte vielmehr ein offeneres Herz, um meinen Mann und unsere Beziehung ständig neu zu sehen.

Der Lohn ist den Aufwand wert. Der Frühling ist in unsere Ehe zurückgekehrt. Mein Mann und ich finden neue Freude an unserer Beziehung.

Aber wie konnte ich mich für solche Sichtweise öffnen? Der Schlüssel lag darin, Jesu Lehren über die Liebe zu folgen. Er lehrte seine Nachfolger zwei große Gebote: nämlich Gott zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst.5 Wer könnte mir ein „näherer Nächster” sein als mein Mann? Und mehr noch, ich erkannte, dass ich Gott nur dann wahrhaft liebe, wenn ich meinen Mann liebe. Der Apostel Johannes schrieb: „Wenn jemand spricht:, Ich liebe Gott' und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?”6

Mein Mann — das Geschöpf der göttlichen Liebe — war nicht weniger liebenswert als sein Schöpfer, Gott. Genau genommen war er ein individueller Ausdruck von Gottes Liebe. Das musste ich erkennen und als das musste ich ihn lieben. Ja, es war notwendig, ihn mit derselben Intensität zu lieben, mit der ich Gott liebte.

Einfach? Sicher nicht. Wir verfallen oft in selbstsüchtige oder unproduktive Denk- und Handlungsweisen, und es erfordert einige Anstrengung, sich davon frei zu machen. Aber der Lohn ist den Aufwand wert. Dadurch, dass wir unser eigentliches göttliches Wesen, unsere Lieblichkeit leben, verbessern wir nicht nur die Beziehung zu unseren Mitmenschen, sondern fühlen uns auch Gott näher.

Der Frühling ist in unsere Ehe zurückgekehrt. Mein Mann und ich finden neue Freude an unserer Beziehung. Neulich machte mich eine Freundin auf ein Buch aufmerksam, das mir dann sehr gefiel. Ich fragte meinen Mann, ob er es mit mir zusammen laut lesen wollte, und er war damit einverstanden. Das half uns dabei, neue Dimensionen in der Kommunikation, dem Verständnis füreinander und der gegenseitigen Wertschätzung zu erreichen. Jetzt reservieren wir einen guten Teil des Wochenendes, um gemeinsam zu lesen, sich zu unterhalten und andere Freizeitaktivitäten zu genießen.

Wir lernen auch mehr über die interessen des anderen und finden Wege sie zu unterstützen. Durch unsere Gespräche erkannte ich beispielsweise, wie sehr klassische Musik meinen Mann inspiriert. Obwohl ich diese Musik nicht so schätzte wie er, ermutigte ich ihn, Konzerte zu finden, die wir beide besuchen konnten. Dabei entdeckte ich, dass ich klassische Musik auch gern habe. Diese und ähnliche Erfahrungen zeigten uns, dass wir mehr gemeinsame Interessen hatten, als uns bewusst war. Aber das Wichtigste war: Ich bringe jetzt meinem Mann neue Wertschätzung entgegen für seine unerschütterliche Liebe, seine Treue und sein Engagement für unsere Beziehung — die feste Grundlage unserer Ehe. Solange diese Grundlage besteht, werden sich auch neue Gemeinsamkeiten entfalten. Davon bin ich überzeugt.

Ich bin dankbar, dass ich gelernt habe, dass all die Liebe, die nötig war, um meine Ehe zu erneuern, immer schon vorhanden war, weil sie ihre Quelle in der unendlichen, allgegenwärtigen, göttlichen Liebe hat.

Als Joans Ehemann war mir unsere Ehe immer schon sehr wichtig. Sie ist eine Partnerschaft, die als Nummer eins auf meiner Prioritätenliste steht. Doch trotz meines starken Engagements für unsere Ehe gab es viele Dinge zu lernen, um sie zu stärken und unsere Freundschaft über die Jahre zu sichern. Wir beide mussten lauschen und wachsen, so wie in diesem Artikel beschrieben. Ich bin zutiefst dankbar für Joans Bereitschaft, im Gebet Antworten auf die Probleme zu suchen, denen wir auf unseren Weg zu einer tiefen Freundschaft und wunderbaren Ehe gegenüberstanden. Die Arbeit geht immer weiter und hat uns beide zutiefst gesegnet.

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