Eusebius ist als der „Vater der kirchengeschichte” bekannt. Er wurde um 260 in der Hafenstadt Caesarea in Palästina geboren. Als junger Mann wurde er Schüler von Origenes [siehe Herold September 2000]‚ dem berühmten griechischen Theologen und Kirchenlehrer, dessen Bibliothek und Schule er in Caesarea weiterführte. Später wurde Eusebius Bischof von Caesarea. Er starb um das Jahr 340.
Eusebius verfasste seine historischen Studien in einem wichtigen Zeitabschnitt der Ausbreitung des Christentums. Er war Zeuge vieler Siege, als die Kirche unter schweren Christenverfolgungen litt, die jedoch letztlich die Verbreitung der neuen Religion auf West- und Osteuropa nicht zu verhindern vermochten. Ein namhafter Historiker erklärt: „Er [Eusebius] durchlebte den großen Übergang vom heidnischen zum christlichen Reich und zeichnete die Hauptphasen dieser Umwälzung auf.” W. H. C. Frend, The Rise of Christianity, [Der Aufstieg des Christentums], Fortress Press, Philadelphia, 1984, S. 477.
Sein Hauptwerk, Kirchengeschichte, enthält Berichte aus der Zeit Jesu und seiner Apostel. Der folgende Auszug befasst sich mit Lukas’ Schriften:
Lukas, ein gebürtiger Antiochier und Arzt von Beruf, war längere Zeit ein Weggefährte von Paulus und unterhielt auch enge Beziehungen zu den anderen Aposteln. Er hat uns in zwei göttlich inspirierten Büchern, dem Lukasevangelium und der Apostelgeschichte, Berichte vom Erfolg der Seelenheilkunde hinterlassen, die er von den anderen Aposteln lernte. Eusebius, Kirchengeschichte, Band 3, 4.
An anderer Stelle schreibt Eusebius über die Bekehrung eines Heiden, eines Beamten am Hof der Königin von Äthiopien. Dieser hatte auf seiner Reise die Predigten der Christen gehört und war Zeuge ihrer Heilungen geworden. Später verbreitete er das Christentum in seiner Heimat.
Philippus ... ging nach Samarien und war dort der Erste, der voll der heiligen Kraft predigte ...
Während sich die Heilsbotschaft jeden Tag weiter verbreitete, brachte die Vorsehung aus Äthiopien ... einen der höchsten Beamten der Königin. Er war der erste Heide, dem Philippus das Geheimnis des göttlichen Wortes und die Erstfrüchte der Gläubigen in der ganzen Welt offenbarte. Angeblich war er der Erste, der in seine Heimat zurückkehrte und das Evangelium der Erkenntnis vom Gott des Universums und vom lebensspendenden Verweilen unseres Heilandes unter den Menschen predigte. Ebd., Band 2, 1.
Eusebius’ Werke enthalten Auszüge aus Schriften anderer christlicher Schriftsteller, die die Kirche vor Verfolgungen zu schützen suchten, indem sie Nachdruck auf die von Jesu Nachfolgern vollbrachten Heilungswerke legten. Diese Schriften wurden an führende römische Beamte geschickt, darunter auch an den römischen Kaiser, um die von den Kritikern der Kirche vorgebrachten falschen Anschuldigungen zu entkräften. Die ständige Veröffentlichung dieser dramatischen Heilungsberichte sollte den Römern aller Bevölkerungsschichten auch den geistigen Eifer erklären, der die unwiderstehliche Ausbreitung des Christentums bewirkte.
Das folgende Zitat ist einer Streitschrift des christlichen Verfassers Quadratus entnommen. Er sandte sie gegen Ende des ersten Jahrhunderts dem römischen Kaiser Hadrian:
Die Werke unseres Heilandes waren stets sichtbar, denn sie fanden wirklich statt — die Menschen, die geheilt und vom Tod erweckt wurden, die wurden nicht nur dann gesehen, als sie geheilt oder erweckt wurden, sondern konnten jederzeit von anderen gesehen werden, nicht nur, als der Heiland unter uns weilte, sondern lange nach seinem Weggang, ja, einige von ihnen lebten bis zu meiner Zeit. Ebd., Band 3.
In seiner berühmten Kirchengeschichte erwähnt Eusebius Heilungen, die von frühen Kirchenvätern vollbracht wurden, die auch an der verbreitung des Christentums maßgeblich beteiligt waren. Das folgende Zitat stammt aus den Schriften des Irenäus [siehe Herold, Juni 2000]‚ einem im zweiten Jahrhundert lebenden Kirchenvater, der in Gallien lebte und die Gefahr des Gnostizismus erfolgreich bekämpfte.
Doch sie [eine Gruppe von Gnostikern] sind außerstande, die Toten zu erwecken, wie der Herr sie erweckte und wie die Apostel es durch Gebet taten und auch spätere Christen, denn viele hatten Hilfe nötig. Und da die ganze Kirche am Ort sich mit langem Fasten und Bittgesuchen an Gott wandte, kehrte der Geist des Toten wieder und sein Leben wurde ihm aufgrund der Gebete von Gottes Volk gewährt ... Ebd., Band 5.
Eusebius übte einen gewaltigen Einfluss aus. Er war der erste Christ, der den erbitterten Kampf gegen die Feinde der neuen monotheistischen Religionsbewegung chronologisch aufgezeichnet hat. Er sammelte und bewahrte wichtige Dokumente auf, die sonst wahrscheinlich verloren gegangen wären. Seine historischen Schriften hielten andere christliche Gelehrte dazu an, aufschlussreiche und ins Einzelne gehende Berichte über das Wachstum der Kirche zusammenzustellen, die dazu ausersehen war, die Kultur des Abendlandes zu prägen. W. H. C. Frend schreibt: „Mit Eusebius von Caesarea brachten sie [die Christen] einen Führer hervor, der nicht nur ein überaus arbeitsamer und fähiger Propagandist war, sondern auch ein Historiker ...‚ der eine politische Theologie entwickelte, an der sich Konstantin und dessen Thronfolger nach 325 noch jahrhundertelang orientieren sollten.” Frend, op. cit.
Hinweis: Die nächste Folge dieser Serie lesen Sie im Januar 2002.
