Vielleicht kennen Sie die kleine Geschichte von der Mutter, die gerade Pfannkuchen für ihre beiden drei- und fünfjährigen Söhne machte. Die Jungen fingen an darüber zu streiten, wer den ersten Pfannkuchen bekommen sollte. „Was würde Jesus tun?” fragte die Mutter. Und dann fuhr sie fort: „Ich denke, wenn er hier wäre, würde er sagen:, Lass meinen Bruder den ersten Pfannkuchen haben. Ich kann warten.´ ” Daraufhin sagte der ältere Junge zu seinem jüngeren Bruder: „O. K., Jimmy, dann bist du Jesus!”
Einige Ansätze, Kinder zu einer geistigen Sichtweise zu erziehen, wirken auf den ersten Blick erfolgreicher als andere. Aber lassen Sie sich nicht irritieren! Die meisten von uns wissen, dass es Stunden um Stunden dauert, grundlegende Fertigkeiten wie Lesen und Rechnen zu lernen. Selbstaufopferung und Disziplin sind ganz besonders wichtig dabei. Es sollte uns also nicht überraschen, dass wir viel Hingabe brauchen, um in unseren Kindern eine geistige Einstellung zu kultivieren. Es lohnt sich! Denn diese geistige Sicht auf die Dinge, diese Spiritualität, verhilft ihnen mehr als alles andere zu einem glücklichen und gesunden Leben.
Kinder brauchen einen geistigen Rahmen — ein Verständnis von Gott und ihrer Beziehung zu Ihm und dem Universum, so dass sie sicher sein und richtige Entscheidungen treffen können. Geistige Fähigkeiten zu fördern vermittelt ihnen Einsicht und Stärke, für sich selbst zu denken. Die Fähigkeit, Gottes Führung wahrzunehmen und ihr zu folgen, können sie — genauso wie wir — nur durch Übung, Geduld und Disziplin entwickeln. Geistige Fähigkeiten helfen ihnen mit Ruhe auf Konflikte zu reagieren und Widerstand ohne Panik zu begegnen, vernünftige moralische Entscheidungen zu treffen und ungesunden, schädlichen Einflüssen und Vorbildern zu widerstehen.
Die Bibel bietet einen ausgezeichneten Leitfaden für das Ausbilden geistiger Fähigkeiten. Jesus war darin ein Meister. Er wies ständig auf die geistigen Fähigkeiten hin, die nötig sind, um ein glückliches und gesundes Leben unter Gottes Obhut zu führen. Seine Bergpredigt (Matth. Kap. 5-7) gibt genaue Anweisungen für das Entwickeln dieser Fähigkeiten, wie etwa: „Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.“ Mt 5:8.
Reinheit ist ein notwendiger Bestandteil für ein glückliches Leben. Eltern wie Kinder haben die geistige Intelligenz, um sich nach Gottes moralischem Gesetz auszurichten. Reinheit zu verkörpern heißt der geistigen Natur treu zu sein, die Gott uns gegeben hat. Das Kind Gottes ist ganz natürlich rein und hat eine makellose Integrität und Würde.
In einer Zeit, in der Kinder so früh erwachsen werden, hilft es Eltern und Erziehern, sich folgenden liebevollen Rat von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin von Christian Science, zu Herzen zu nehmen: „Kinder sollten im Wissen Kinder bleiben dürfen und nur durch das Wachstum im Verständnis der höheren Natur des Menschen sollten sie Männer und Frauen werden.” Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 62. Das Streben nach dieser „höheren Natur” entwickelt eine wertvolle geistige Fähigkeit: Selbsterkenntnis. Und wenn man sich selbst so kennt, wie Gott einen kennt — geistig und gut —, dann läuft man weniger Gefahr, sich negativ beeinflussen zu lassen. Man ist besser in der Lage, seinen Kindern zu helfen, ihr eigenes geistiges Wesen zu erkennen.
Eltern können ihren Kindern helfen, gute Entscheidungen bei der Auswahl von Musik, Kleidung, Kino und Fernsehprogrammen zu treffen. Sie können sie ermutigen, sich ihrer eigenen angeborenen Reinheit und Schönheit bewusst zu werden. Das ist fundierte Erziehung. Sie bietet Kindern Schutz vor schädlichen Einflüssen. wenn man weiß, wer man ist, dann weiß man auch, wer man nicht ist.
Die Gebete der Eltern sind ein wichtiger Bestandteil der Erziehung der Kinder zu einer geistigen Lebensauffassung. Wir können regelmäßig beten, um die geistige Natur zu erkennen, die Gott jedem unserer Kinder gegeben hat, und sie auf diese Weise wertschätzen. Ich weiß von einer Familie, die regelmäßig beim Abendbrot über die göttlichen Eigenschaften spricht, die jedes Kind tagsüber ausgedrückt hat.
In einer anderen Familie gibt es einen speziellen Abend, an dem immer jeweils ein anderes Familienmitglied im Mittelpunkt liebevoller Aufmerksamkeit steht. Abwechselnd nennt dann jeder die geistigen Qualitäten, die er in diesem Kind oder Elternteil sieht. Dieses offene Anerkennen des Guten im Einzelnen hat diese Familie sehr glücklich gemacht. Und es ist ein Ansporn für die Kinder.
Ich habe einen Freund, der am Anfang des Jahres jedem Sonntagsschüler (in seiner Christian Science Gemeinde) ein kleines Notizbuch gibt, das als Tagebuch benutzt wird. Er ermutigt sie, ihre Gedanken und Inspirationen dort einzutragen — für ihren persönlichen Gebrauch. Auf diese Art hilft er den Sonntagsschülern, ihre eigenen gottähnlichen Eigenschaften zu entdecken.
Wenn Kinder z. B. wissen, dass sie der geistige Ausdruck der Liebe sind, dann wissen sie, dass sie nur liebevoll, freundlich, geduldig und mitfühlend sein können. Auch wir als Eltern müssen die geistigen Eigenschaften in unseren Kindern erkennen, ganz besonders wenn es uns gerade schwer fällt, diese Attribute in ihnen zu finden.
Mein Freund sagt, dass er versucht den Schülern, die jeden Sonntag in seine Klasse kommen, Wertschätzung entgegenzubringen, anstatt über ihre Schwächen und Schwierigkeiten nachzudenken. Statt zu denken: „O nein, jetzt gibt´s Ärger”, denkt er dann, „O gut, hier kommt Energie!”
Eine andere nützliche Fähigkeit ist Dankbarkeit. Dankbarkeit ersetzt Selbstmitleid, Niedergeschlagenheit, Eifersucht und das Verlangen nach zu vielen materiellen Dingen. Kindern wird oft eingeredet, dass sie et-was Bestimmtes haben sollten. Aber die Eltern und andere fürsorgliche Erwachsene können ein gutes Beispiel geben, indem sie selbst für das Gute, das sie haben, dankbar sind. Es ist ein großer Vorzug, sich selbst als vollkommen zufriedenes Kind Gottes zu kennen.
Dankbarkeit praktizieren hilft dem Kind zu lernen, wo das Gute herkommt, und Gottes Fürsorge zu vertrauen. Unser Vater-Mutter Gott liebt uns alle zärtlich und hat unendlich viel Gutes für Seine Kinder. Während des Tages darauf zu achten, auf wie vielfältige Weise Gott uns zeigt, dass Er uns liebt, ist eine Art, die Fähigkeit der Dankbarkeit zu entwickeln.
Ich kenne eine Mutter, die ihren Sohn auffordert, täglich auf wenigstens drei Gelegenheiten zu achten, bei denen Gott ihm gezeigt hat, dass Er ihn liebt. Am Abend beim Zubettbringen fragt sie ihn dann: „Wie hat Gott dich heute wissen lassen, dass Er dich liebt?” Das hilft ihr und ihrem Sohn, sich der Liebe Gottes und ihren vielen Ausdrucksmöglichkeiten bewusst zu sein.
Kinder können auch ermutigt werden, die Unausweichlichkeit von Krankheit und Unfällen zu hinterfragen. Das wirkt der Flut von Informationen über Krankheiten entgegen, die manchmal überwältigend scheint. Es ermöglicht den Kindern, solche Informationen richtig einzuordnen. Mary Baker Eddy schreibt: „Eltern sollten ihre Kinder so früh wie möglich die Wahrheiten der Gesundheit und Heiligkeit lehren. Kinder sind leichter zu lenken als Erwachsene und lernen bereitwilliger, die einfachen Wahrheiten zu lieben, die sie glücklich und gut machen werden.” Ebd., S. 236. Einfache Wahrheiten zu kennen, wie die Tatsache, dass wir alle Teil von Gottes reiner und geistiger Schöpfung sind, befähigt Kinder und Erwachsene Heilung durch Gebet zu erleben.
Geistige Erziehung kann auch die Fähigkeit beinhalten, das Leben selbstlos zu gestalten. Auch das erfordert Übung und Demut. Es erfordert unsere eigenen Interessen zurückzustellen und darauf zu hören, was Gott möchte, dass wir anderen tun sollen, um sie zu segnen. Wenn unsere Kinder unser gutes Beispiel hierbei erleben, können sie auf dieser Basis später selbst glücklichere und dauerhaftere Beziehungen eingehen.
Selbstloses Leben ermöglicht uns und ihnen, Frieden zu stiften, d. h. jene Fähigkeit walten zu lassen, die ihre Wurzel in christlicher Demut, Vergebung und Fairness hat. Ich hörte einmal eine Ansprache, in der die Sprecherin erwähnte, dass keine angesehene Schule ihre Schüler ohne anständige Mathematikkenntnisse entlassen würde. Sie fragte weiter, wie man dann aber Schüler ohne die nötigen Kenntnisse im „Friedenstiften” die Schule beenden lassen könnte.
Furcht entgegenzutreten ist noch eine weitere geistige Fähigkeit. Ich fragte einmal einen erfolgreichen Geschäftsmann nach einer Weisheit, die ich meinem Kind mit auf den Weg geben könnte. Er sagte: „Bringen Sie ihm bei, seine Furcht zu besiegen. Sagen Sie ihm, dass es sich, strecken´ soll, reine Bequemlichkeit aufgeben und allem entgegentreten soll, von dem es sich begrenzt fühlt.”
Wir brauchen ein Verständnis von Gott, um Furcht zu besiegen. Gott ist unendliche, unbegrenzte Allmacht, Allgegenwart, alles Bewusstsein. Gott, das allwissende Gemüt, fürchtet sich nicht, noch ist es in irgendeiner Weise eingeschränkt. Furcht ist nicht rechtmäßig, denn Gott ist immer da und hat die Herrschaft. Weil wir dies wissen, haben wir und unsere Kinder die Autorität, der Furcht zu trotzen.
So können Eltern ihrem Kind einen Bibelvers mit dem Schulfrühstück mitgeben, um Vertrauen für einen Test oder eine Sportübung zu schenken. Studieren Sohn oder Tochter bereits, dann freuen sie sich vielleicht über eine ermutigende E-Mail, die die Furcht vor einem großen Arbeitspensum nimmt. Ein Vater, den ich kenne, hat eine Liste mit Bibelversen auf seinem Schreibtisch, die sich mit dem Besiegen von Furcht beschäftigen und die er, wenn nötig, an seine Kinder weitergibt, wie etwa: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit” Jes 41:10. oder: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht” Phil 4:13..
Es gibt noch viele andere geistige Fähigkeiten, die man betrachten Könnte. Alles in allem bilden sie eine Art „geistigen Werkzeugkasten”, wie ein Freund von mir es gern bezeichnet. Die Fähigkeiten darin geben den Kindern das nötige Werkzeug, um mit allem fertig zu werden, was ihnen begegnet, und verankern sie in Gottes allgegenwärtiger Liebe. Sie geben ihren Gedanken Stabilität, so dass sie nicht durch irgendwelche Theorien und Ansichten aus dem Gleichgewicht gebracht werden.
Wenn man sich dafür interessiert, was in der Schule vor sich geht, offen ist für Kommunikation und liebevoll gemeinsam mit den Kindern die geistigen Fähigkeiten aufbaut, dann gibt man ihnen die Erziehung, die all ihre Bedürfnisse stillt.
