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Ich lernte, wie man im Gefängnis betet

Exklusiv-Interview mit Bischof Hamilton „Mvume” Dandala

Aus der Februar 2002-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


wurde 1985 im Alter von 32 Jahren als Kirchenführer im Kampf gegen die Apartheid von der südafrikanischen Regierung inhaftiert und zwei Wochen lang gefoltert und verhört. Dandala, jetzt präsidierender Bischof der Methodisten-Kirche Südafrikas und Präsident des südafrikanischen Kirchenrates, sprach in Johannesburg mit darüber, wie der Glaube ihn in dieser Zeit gestärkt hat.

Wir beteten ununterbrochen. Es war die Hölle da drin, das kann ich Ihnen sagen. Aber wir bewiesen, wie stark Gott ist. Wir durften uns pro Tag nur eine Stunde an der frischen Luft bewegen. Doch niemand freute sich darauf, weil es die Stunde war, in der die Sicherheitspolizei sich einen von uns schnappte und mit zum Verhör nahm.

Jeden Tag beteten wir gemeinsam, um uns auf diesen Fall vorzubereiten. Vor allem betete ich darum, dass die Herzen aller Menschen, die im Kampf gegen die Apartheid engagiert waren, gemildert und umgewandelt werden würden. Und genau in solchen Zeiten lernte ich viel von den anderen in unserer Gruppe, die schon etliche eigene Erfahrungen mit der Brutalität der Polizei gemacht hatten.

Als ich den Mitgefangenen in meiner Zelle zum ersten Mal begegnete, sprachen mich die jüngeren Männer gleich an: „Mfundisi [Pfarrer], Sie müssen für uns beten.” Aber ich konnte nicht. Ich hatte zu viel Angst. Die richtigen Gedanken und Worte fielen mir einfach nicht ein. Ich konnte ihnen die geistige Nahrung nicht bieten, die sie von mir erwarteten. Und sie fragten: „Sprechen Sie keine Abendgebete für uns?”

Aus dieser Situation half mir ein anderer Geistlicher, der doppelt so alt war wie ich und schon viele Male im Gefängnis gewesen war. Er spürte das Zögern und das Dilemma in mir und sagte rasch zu den anderen: „Er macht das morgen für uns.”

Ich werde diese Nacht niemals vergessen. Er baute sein Gebet auf dem 23. Psalm auf und sprach auch sehr deutlich zu denen, die normalerweise nicht in die Kirche gingen. Er sagte: „Gott ist hier bei uns. Unser Hirte kümmert sich um uns. Wir werden nicht zugrunde gerichtet. Lasst uns für die beten, die morgen verhört werden, und für ihre Familien. Auch sie sind in Gottes Hand.”

Ich lernte ständig etwas. Ich lernte, wie man im Gefängnis betet. Es war wirklich unglaublich! Dieser Geistliche machte einfach keine Kompromisse, wenn es um die Wirklichkeit Gottes ging. Er zeigte große geistige Reife. Er war einfach unwahrscheinlich stark. Er forderte uns auf, uns ruhige Augenblicke zu nehmen, in denen wir uns auf die vor uns liegenden schweren Prüfungen vorbereiten sollten. Er leitete uns in der Meditation an und zeigte uns, wie wir das Beste aus diesen Momenten der Ruhe schöpfen konnten.

Als ich an die Reihe kam, um verhört zu werden, erinnerte ich mich an etwas, was einer meiner Mitgefangenen zu mir gesagt hatte: „Vergiss nicht, dass diejenigen, die uns schlagen, die sind, die eigentlich im Gefängnis sind. Wir müssen für sie beten, um frei zu sein.” Und das war ein kraftvoller, helfender Gedanke für uns alle. Wir wollten beten, damit der Verrückte wieder zur Besinnung kommen würde.

Der „Verrückte” war in meinem Fall ein stämmiger weißer Polizist. Und er war grob zu mir, sehr grob. Ich betete weiter während er mich folterte. Und nach einer Weile sah ich, wie sein Hass sich auflöste. Einen Moment war er grob, dann ging er schnell hinaus. Ich konnte sehen, wie er mit sich kämpfte. Er kam zurück und misshandelte mich wieder und dann machte er eine Pause.

Ich nahm an, dass er mit mir fertig war, und fragte ihn deshalb: „Können wir zusammen beten?” Und er antwortete schroff: „Ja, lass uns beten.”

Ihre Strategie war immer dieselbe: uns mit der Stärke der südafrikanischen Armee einzuschüchtern. Sie sagten, ganz egal, an wen wir uns in Afrika wenden würden, die südafrikanischen Verteidigungskräfte könnten uns alle ganz bis nach Nigeria und sogar noch weiter verfolgen. Sie sagten: „Wir sorgen uns um dieses Land und um diesen Kontinent und wir wollen, dass weder das eine noch das andere zerstört wird.”

Ich sagte zu dem Vernehmungsbeamten: „Es ist eigenartig, weil ich mich genauso um dieses Land und diesen Kontinent sorge. Und weil wir uns beide darum sorgen, könnten wir darum beten, dass wir einen gemeinsamen Weg gezeigt bekommen.” Und er sagte: „O. k., lass uns beten.”

Also betete ich, dass wir keine Bitterkeit mehr hegen würden. Ich betete für den Tag, an dem Schwarze und Weiße in verantwortungsvoller Weise miteinander umgehen würden und ich betete für den Beamten: „Herr, du kennst die Gedanken, die er in seinem Herzen bewegt. Erhöre sie und zeige ihm den Weg — so wie ich darum bete, dass du mir den Weg zeigst.” Und der Beamte bedankte sich bei mir.

Ich war erschöpft und schwach. Ich hatte seit Stunden nichts gegessen. Aber nachdem mich der Beamte zurück ins Polizeiauto gestoßen hatte, holte er eine kalte Fleischpastete aus dem Handschuhfach. „Wollen Sie was essen?” fragte er, teilte sie in der Mitte durch und gab mir die Hälfte davon. Ich nehme an, dass es sein eigenes Mittagessen war.

Wissen Sie, diese Erfahrung deutet auf einen der erstaunlichsten Aspekte der Entwicklung im neuen Südafrika hin — die Art und Weise, wie Schwarze für Weiße beten. Ich kann mich an kein Gebet erinnern, in dem Schwarze Gott um Feuer oder Zerstörung für eine weiße Gemeinde baten. Sie beteten, damit die Herzen der Weißen sich ändern mögen. Ich muss zugeben, dass dies das schwierigste Gebet überhaupt war, und wir mussten hart daran arbeiten. Aber es lehrte mich eine meiner größten Lektionen, besonders als ich lernte zu beten: „Herr, wir geben sie in deine Hände. Du weißt, was richtig für sie ist.” Sogar jetzt noch ist dies mein am häufigsten gesprochenes Gebet.

Als ich 1985 widerrechtlich festgenommen wurde, war ich für das geistliche Wohl von achttausend Kirchenmitgliedern verantwortlich. Und die Polizei war felsenfest davon überzeugt, dass meine Inhaftierung die Gemeinde zerschlagen und mich brandmarken würde. „Niemand möchte einen Geistlichen, der in Polizeigewahrsam war,” sagten sie. Aber als ich entlassen wurde, kamen Tausende von Menschen zu einem Dankgottesdienst. Die Kirche war überfüllt und die Leute standen bis auf die Straße.

Ich hätte nie gedacht, dass Christen heutzutage als lebendige Zeugen ins Gefängnis gehen müssten. Und erst recht nicht, dass sie dafür beten könnten, dass sich die Türen der Gefängnisse öffnen — und sie sich auch öffnen würden. Aber das habe ich erlebt. Und als ich nach meiner Entlassung vor dieser lachenden, singenden und frohlockenden Menge stand, war alles, was ich denken und sagen konnte: „Wirklich, unser Gott ist gut!”

Mvume Dandalas Gebet

Herr, Licht der Welt, Afrika ruft nach Dir.

Du bist unsere Hoffnung auf Vergebung, Heilung und Umwandlung. Erleuchte unseren Weg, indem Du die Dunkelheit aus unserer Mitte entfernst.

Wo Ungerechtigkeit ist, lass Gerechtigkeit erscheinen.

Wo Krieg ist, lass Frieden regieren. Wo Armut ist, lass die Hungrigen satt werden.

Wo Krankheit ist, lass das Leiden besiegt werden.

Mögen wir deinen Heiligen Geist auf diese Weise willkommen heißen, dass wir dein Reich kommen lassen, wie im Himmel so auf Erden.

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