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Ungewöhnliche Entscheidungen — wie jemand seinen Platz fand

Aus der Mai 2002-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es wimmelt nur so in der quirligen Umgebung von Manhattans Upper East Side. Schöne Wohngebäude säumen die Straße, dazwischen sind Restaurants, Geschäfte, Reinigungen, Schönheitssalons. Lieferwagen und Taxis drängeln sich mit privaten Autos und die Bürgersteige sind voll von Fußgängern.

Schon seit 20 Jahren lebt Geoffrey Barratt mit seiner Frau in dieser Gegend von Manhattan und nimmt in seinem Beruf Anfragen nach Hilfe durch Gebet entgegen. Licht strömt in sein großes, bequem eingerichtetes Büro im sechsten Stock in der Nähe der Madison Avenue, nur wenige Blocks östlich des Central Parks. Die Geräusche der lebhaften Nachbarschaft dringen von unten herein.

Letzten Herbst verbrachte Mr. Barratt einige Stunden mit den Christian Science Zeitschriften, um von seinen Erfahrungen als geistiger Heiler und Christian Science Lehrer offen zu berichten.

Wir fragten Mr. Barratt, ob er ein Konzept erläutern könnte, das heutzutage viele Denker interessiert — nämlich dass ein Verständnis von Gott das menschliche Befinden beeinflusst, manchmal sogar radikal.

Diese „Übereinstimmung des Göttlichen mit dem Menschlichen” (Mary Baker Eddy, Vermischte Schriften, S. 100) war von speziellem Interesse für Barratt als Teenager, der in Melbourne, Australien, aufwuchs. Er erinnert sich daran, wie er einen Schulfreund besuchte und dessen Familie kennen lernte. „Ich spürte, dass diese Leute eine Einstellung zum Leben hatten, die interessant und ansprechend war,” sagt er zurückblickend. „Ich fand später heraus, dass sie Christliche Wissenschaftler waren.” Barratt erinnert sich, dass er sie um etwas zu diesem Thema zu lesen bat und das Buch von Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy bekam.

Dass Gott verstanden werden kann und eine Hilfe beim Lösen von Angelegenheiten des täglichen Lebens sein könnte, machte Barratt neugierig. „,Koinzidenz' bedeutet so etwas wie, am selben Ort zur gleichen Zeit passieren',” sagt er nachdenklich, „und die Koinzidenz oder Übereinstimmung des Menschlichen mit dem Göttlichen passiert, wenn das Göttliche sich durch das menschliche Bewusstsein Bahn bricht, um als die einzige Wirklichkeit anerkannt zu werden. Ich glaube nicht, dass das Menschliche und das Göttliche zwei verschiedene Wirklichkeiten sind. Das Göttliche ist das einzig Wirkliche.”

Barratt betrachtet menschlich und göttlich zwar als hilfreiche Begriffe, lässt sie jedoch schnell hinter sich. „Es ist einfach ein Gefühl,” sagt er. „Im Moment benutzen wir die menschliche Sprache. Vieles lässt sich jedoch nicht in Worte fassen. Es gibt eine Wirklichkeit hinter den Worten, um die es eigentlich geht.

Das göttliche Gemüt wirkt auf das menschliche Gemüt. Und das menschliche Gemüt entdeckt, dass es nur ein gemüt gibt — und das ist Gott. Wenn das menschliche Gemüt entdeckt, dass es nur ein Gemüt gibt löst sich das menschliche Gemüt auf.”

Als junger Mann arbeitete Barratt in der Verwaltungsabteilung eines industriellen Bekleidungskonzerns in Melbourne und Sydney. Als sich jedoch seine Gedanken allmählich für das öffneten, was er als die Wahrheit des Seins zu erkennen begann, änderte sich seine Sichtweise über seine Arbeit. „Das war, nachdem ich einige Jahre lang [Wissenschaft und Gesundheit] gelesen hatte,” sagt er. „Ich fühlte mich viel ausgeglichener und begann herauszufinden, wer ich wirklich bin. Ich fand eine andere Bedeutung von Identität, einfach eine total andere Sicht auf mein Leben, ein anderes Gefühl von Bestimmung.”

Seine Interessen hatten sich vom Geschäftsleben ganz stark zur Christian Science Heilpraxis oder zur Wissenschaft des Christentums gekehrt. Sein Gespür für Integrität verlangte, dass er nicht in einem Job bleiben konnte, der ihn nicht länger interessierte. Also machte er einen Kündigungstermin fest.

Seine Vorgesetzten unterstützten ihn, waren aber keineswegs überzeugt von der Weisheit dieses Plans. Er verließ schließlich einen sicheren, bezahlten Job für eine ziemliche Ungewissheit.

„Sie waren sehr verständnisvoll,” sagt er lächelnd, „aber ich war jung und ich denke, die Leute sahen meine Zukunft sehr skeptisch. Ich weiß nicht mehr alle Details, aber ich dachte„ Nun, ich werde den Job zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgeben und ich werde mich weiter mit Christian Science und ihrer Heilpraxis beschäftigen, selbst wenn ich im Park schlafen muss. Nichts kann mich von diesem Pfad abbringen.'”

Seine Hingabe blieb fest und unerschütterlich. Interessant ist, dass sein Motiv nie darin bestand, Klienten oder Patienten zu gewinnen. Er liebte einfach, was er lernte, und wollte seine ganze Zeit und Energie darauf verwenden.

„Ich entwickelte eine neue Auffassung darüber, was wichtig war und was nicht,” sagt er. „Ich fühlte einfach, dass diese wunderbare Wahrheit das Ruder übernahm.”

Er beschreibt die ersten paar Jahre als Praktiker mit einem Lächeln. „Ich war so grün wie Gras hinter den Ohren,” lacht er. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich zu der Zeit überhaupt gebeten worden bin, jemandem zu helfen. Es war ein sehr großer Sprung. Eine Menge Leute waren erfreut, andere Leute eher skeptisch oder ungläubig. Aber nach und nach ging es los.”

Barratt steht von seinem bequemen Sessel auf und holt ein Glas Wasser. „Wissen Sie, jeder Fall ist einzigartig. Jeder, der anruft, befindet sich an einem mentalen Punkt, an dem er zuvor nicht gewesen ist und auch nicht wieder sein wird. Ich denke, man kann da nur mit Inspiration rangehen.”

„Jeder Christian Science Praktiker hat eine individuelle Erfahrung mit Christian Science. Das ist das große Abenteuer dabei.“

Heute sieht er seine Praxis als ganz normale Art zu leben an — als etwas, was man ist, und nicht als etwas, was man tut. „Man selbst sein ist sehr wichtig,” sagt er mit seinem australischen Akzent. „Jeder [Christian Science] Praktiker hat seinen eigenen Stil, wenn ich das so sagen darf. Jeder hat eine individuelle Erfahrung mit Christian Science. Das ist das große Abenteuer dabei.”

Heutzutage rufen ihn Leute aus der ganzen Welt an, um ihre Anliegen mit ihm zu besprechen, doch das war nicht immer so. „Die ersten Jahre waren hart für mich,” sagt er. „Ich bekam nur wenige Bitten um Hilfe und ich studierte sehr viel [in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit]. Dann, normalerweise am Nachmittag, ging ich spazieren und dachte über einige der Ideen nach, um meine Überzeugung zu vertiefen. Doch als nur so wenige Anrufe kamen, war es schwer, nicht an Gottes Plan für mich zu zweifeln.”

Seine Disziplin und sein Wunsch zu lernen ließen ihn jedenfalls sein Ziel weiterverfolgen. Heute erinnert er sich: „Christian Science und ihre Bedeutung wurden mir klarer und klarer. Christian Science ist für mich die Wahrheit und die wichtigste Sache auf der Welt.”

Zu der Zeit begann er Artikel für die Christian Science Zeitschriften zu schreiben. Er hatte ein Büro in Sydney, aber er hatte nicht viele Patienten. Also fing er an, sich Notizen über seine geistigen Einsichten zu machen. Sein Christian Science Lehrer schlug ihm vor, seine Bürozeit dafür zu nutzen, Artikel für das Christian Science Journal und den Christian Science Sentinel, die Schwesterpublikationen des Christian Science Herold, zu schreiben.

„Eine Weile lang mochte ich den Gedanken gar nicht,” sagt er. „Ich wollte das nicht. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich schreiben konnte. Aber schließlich fing ich an. Und die erste Sache, die ich einschickte, wurde auch prompt abgelehnt. Ich bin froh darüber, wenn ich heute zurückblicke. Ich fand es vor einigen Jahren wieder und es machte mich ein bisschen verlegen. Aber dann schrieb ich etwas, das akzeptiert wurde, und so machte ich weiter.”

1967 wurde er Christian Science Lehrer. „Sehen Sie,” sagt er, „das Wesentliche war für mich die Lehre. Die Offenbarung. Das war es, was mein Denken aufsaugte, das ist es, was mich ganz gefangen nahm. Das war mein Universum. Darum ging es in meinem ganzen Leben. Ich dachte nicht:, Oh, nun werde ich Lehrer und deshalb wichtiger sein.' Nein, ich dachte überhaupt nicht darüber nach. Es war einfach die Wissenschaft, die mich anzog.”

Es war 1972, als er einen Artikel schrieb mit dem Thema „Das Unheilbare heilen”. Er basierte auf einer Erfahrung, die er mit einem seiner Patienten hatte. Dieser Artikel erregte die Aufmerksamkeit des Chefredakteurs, der Barratt später anbot, hauptberuflich in der Redaktion zu arbeiten. „Ich hatte jemandem geholfen, von dem der Arzt gesagt hatte, er sei unheilbar krank. Und er hatte es überwunden. Ich saß einfach an einem Samstagnachmittag da und begann darüber nachzudenken, wie ich das Problem behandelt hatte. Ich kritzelte einige Notizen und das endete in diesem Artikel. Er wurde gut aufgenommen.”

Zwischen 1973 und 1981 lebte und arbeitete er in Boston, Massachusetts, in der Christian Science Verlagsgesellschaft, erst als Redakteur und dann als Chefredakteur des Journal, Sentinel und Herold. „Es war eine große Möglichkeit, die sich ganz überraschend eröffnete,” sagt er. „Überhaupt dorthin zu gehen war völlig unerwartet.” Um eine Zahl zu nennen: es wurden mehr als 425 seiner metaphysischen Artikel, Editorials und Gedichte veröffentlicht, einschließlich jener, die in einige Sprachen übersetzt wurden, um den Lesern auf der ganzen Welt zu halfen.

Als er über seine Motive für das Schreiben gefragt wird, ist Barratts Antwort typisch bescheiden: „Ich schreibe einfach, was ich als die Wahrheit empfinde. Ich beginne nicht, indem ich denke:, Ja, dies wird dem Leser wahnsinnig helfen', sondern ich schätze die in Christian Science widergespiegelte Wahrheit so sehr und versuche einfach, meine Bewunderung für Christian Science weiterzugeben.”

Zweimal jedes Jahr kehrt Barratt nach Sydney zurück, um dort zu lehren und um seine Schüler und Freunde zu treffen. Er hat weltweit Patienten und Schüler. „Ich denke das Subjektive ist ein sehr, sehr wichtiges Thema. Denn ohne die geistige Natur aller Dinge zu verstehen — dass wir es in erster Linie mit Gedanken zu tun haben — kann man auch nicht wirklich verstehen, wie Christian Science heilt. Oder wie ein Praktiker in New York jemandem in Bombay helfen kann. Bis man nicht die subjektive Natur der Dinge versteht, ist das sehr schwierig zu erklären.”

„Es ist nicht gut, zu versuchen, ,etwas in Ordnung bringen zu wollen'. Lass Wahrheit das Problem lösen.”

Er ist immer erreichbar und sagt, dass es nicht einen Tag seit den späten 50er Jahren gab, an dem er nicht mindestens einen Patienten hatte. Er empfindet es immer noch als herausfordernd und anspruchsvoll, für die Öffentlichkeit ansprechbar zu sein.

Alle Arten von Menschen rufen an und nicht jeder hat ein rechtmäßiges Interesse. Es hängt von der Intuition ab herauszufinden, welche Fälle angenommen werden und wie sie zu behandeln sind. Er sagt: „Ich denke, eine Menge Leute haben eine idealisierte Vorstellung vom Heilen. Aber die Arbeit ist sehr anspruchsvoll. Man muss sehr geduldig sein.”

Wenn auch seine Arbeit herausfordernd ist, so charakterisiert er doch nicht spezielle Fälle als schwierig. Sein Ansatz ist, die Dinge zu behandeln, sobald sie auftauchen. „Ich denke, das Ideal ist, den Fällen in dem Moment zu begegnen, in dem sie auftauchen,” sagt er. „Ich habe nicht das Gefühl, dass geistige Behandlung einfach eine verbale Angelegenheit ist — es ist eine Sache des Empfindens. Wenn jemand mit einem Problem anruft, fühlt man, was wahr ist. Man empfindet, dass das göttliche Prinzip überall wirkt. Und das Problem — was auch immer es ist — ist eine falsche Vorstellung.”

Er macht keine Abstufungen bei Problemen, noch lässt er zu, von ihnen mitgerissen zu werden. „Ich denke nicht:, Oh, das ist entsetzlich, das ist schrecklich.' Objektiv gesehen mag es ziemlich schrecklich sein, aber darauf darf man sich nicht einlassen. Ich denke, der Praktiker hat einen geistigen Blickwinkel entwickelt. Und ich denke, dass die Leute das fühlen. Leute, die um Hilfe bitten, wollen Hilfe von diesem geistigen Standpunkt aus.”

Obwohl Barratt immer in Bereitschaft ist, bemüht er sich, das Gefühl von persönlicher Bürde zu vermeiden. Er versteht, dass Gott vollkommene Harmonie in seinem geistigen Universum bewahrt und dass die Arbeit des Praktikers darin besteht, dies zu wissen. Daraus ergibt sich, dass Geoffrey sich bemüht, sich im Hintergrund zu halten. „Was am meisten hilft,” sagt er, „ist bei der Wahrheit des Seins zu bleiben und sie zu empfinden. Das ist das Hilfreichste, was man tun kann.”

Der materielle Zustand ist nicht Teil der Christian Science Behandlung, sagt er. „Bleibe selbst strikt dabei, dass es nur diese göttliche Wirklichkeit gibt.

Was ist noch zu beachten? Es ist nicht gut, zu versuchen„ etwas in Ordnung bringen zu wollen'., Wahrheit vollbringt die Arbeit und du musst das göttliche Prinzip deiner Demonstration sowohl verstehen als auch an ihm festhalten.' (Wissenschaft und Gesundheit, S. 456). Lass Wahrheit das Problem lösen.”

Als Teenager wurde Barratt Klar: Wenn Gott Prinzip ist, muss Er überall sein. „Ich überlegte mir Folgendes: Arithmetik ist überall und selbst wenn man auf dem Mond wäre, könnte man immer noch zwei und zwei addieren und vier herausbekommen.” Heute ist sein Verständnis dieses Konzepts ausgereifter: „Das Prinzip der Mathematik gewährleistet, dass zwei und zwei vier sind. Wir müssen nichts dazu tun, um zwei und zwei vier sein zu lassen. Das Prinzip tut das.”

Am Ende sagt er, dass es auf eins hinausläuft: dass Gott Alles ist. „Was gibt es noch? Es gibt nur die Allheit Gottes. Nur darum geht es. Darum geht es in der Wissenschaft. Es ist die Allheit Gottes und es gibt nichts anderes. Und das ist es, was den Menschen ausmacht. Der Mensch ist das Sich Selbst ausdrückt. Der Mensch ist nicht irgendetwas anderes.

Ich denke, je mehr man die Wirklichkeit und Gegenwart von Gott, dem Göttlichen selbst, versteht, desto mehr Herrschaft hat man über die menschliche Erfahrung.”

Jahrzehntelang hat Geoffrey Barratt Christian Science im Stillen studiert und praktiziert. Weil er diese Wissenschaft so wertschätzt, hilft er anderen, und sein Beitrag ist beachtlich und fortdauernd. Aber er hat nie Einfluss oder Popularität gesucht.

Er sagt, dass ein spezieller Satz von M. B. Eddys Schriften ihm oft in den Sinn kommt. Es ist ein Satz aus ihrer Botschaft an Die Mutterkirche 1901 (S. 20): „Der Christliche Wissenschafter ist allein mit seinem eigenen Sein und mit der Wirklichkeit aller Dinge.”

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