Vor einiger Zeit musste ich aus dem Haus ausziehen, in dem ich 18 Jahre wohnte. Die neue Wohnung war größer und entsprach meinen Bedürfnissen.
Kurz vor dem Einzugstermin gestand mir der Vermieter, es hätte bei der Reparatur einen Wasserschaden in der Küche gegeben. Aber jetzt sei alles in Ordnung. Was er mir verschwieg, stellte sich am Umzugstag heraus. Die Wohnung unter mir bekam den Wasserschaden in vollem Umfang ab. Dort liefen noch weitere 3 volle Wochen lang 2 Trocknungsmaschinen Tag und Nacht. Ihr singendes Geräusch ließ mich nachts kaum zur Ruhe kommen.
Nachdem alle lieben Helfer des Umzugs gegangen waren, stellte ich außerdem fest, dass der Wohnblock extrem hellhörig gebaut war. Bei der Wohnungsbesichtigung war es mir nicht aufgefallen.
Ich konnte es nicht fassen. Sollte ich mich so geirrt haben? Bisher wohnte ich in einem ruhigen Einfamilienhaus und liebte und schätzte diese wertvolle Ruhe ganz besonders. In diesem Wohnblock war es jetzt ganz anders. Alle Geräusche, vom Treppenhaus angefangen bis in den 4. Stock hinauf, dröhnten auf mich ein. Besonders das junge Paar mit dem lebhaften Kind über mir, war eine große Herausforderung. „Lärm”, ein Goliath, stand vor mir. Ihn galt es zu besiegen.
Es war an der Zeit zu beten, um mir meinen göttlich verliehenen Frieden nicht nehmen zu lassen, um den ich so rang. Im täglichen Studium von Bibel und Wissenschaft und Gesundheit fand ich Antworten und zeitweise Frieden.
Aber an dem Lärm änderte sich nichts. Hinzu kam, dass die Wohnung unter mir nun auch noch umgebaut und renoviert wurde — und das meistens samstags.
Ich fuhr eine Woche in den Urlaub. Und ich erkannte, dass hier einiges geheilt werden musste. Groll, Ärger, Zorn standen meinem inneren Frieden im Weg. Im Lied Nr. 182 heißt es: „Schaff für den Strom der Liebe Raum, dass er sich frei ergießt; die Quelle unerschöpflich ist, die für uns alle fließt.” Dieser Strom der Liebe floss doch auch für mich! Ja, der Ärger und Groll verschlossen die Quellen der göttlichen Liebe noch. Aber ich fühlte, dass hier die göttliche Liebe heilen würde, die Liebe Gottes zu allen Menschen, einschließlich den Hausbewohnern. Ihnen sollte ich nicht länger grollen, sondern mehr Verständnis und Liebe entgegenbringen. Alle Hausbewohner sind Gottes Kinder. Ich musste und wollte sie lieben lernen — oder ich würde weiter unter meinem Groll leiden.
Ich schloss sie in mein tägliches Gebet mit ein. Oft dachte ich bewusst daran, dass sie alle Seine Kinder sind und unter Seiner allumfassenden Herrschaft und Macht der Liebe stehen. Diese liebevolle Herrschaft würde gewiss weder mir noch einem anderen eine Last oder Bürde auferlegen, die nicht zu tragen wäre.
In einer Herold- Ausgabe fand ich Artikel zum Thema Lärm. Die darin beschriebenen Lösungen waren wie für mich geschrieben! Das war eine Antwort für mich. Einige Geräusche im Haus fand ich nicht mehr so störend wie am Anfang.
Eines Tages wurde mir klar, dass ich die Familie über mir, ganz besonders den lebhaften Jungen noch mehr lieben und besser verstehen sollte. Lebhaftigkeit entspringt dem Leben selbst. Sie ist somit eine rechtmäßige Eigenschaft eines Gotteskindes. Und göttliche Eigenschaften können doch nicht stören! Dieser Junge lebt göttliches Leben. Ich wollte meine Gedanken hierzu ändern.
Beim Spaziergang hatte ich Kastanien gesammelt und entschloss mich, sie dem Jungen zu schenken. Ich hängte sie an seine Wohnungstür und wenig später klingelte das Kind bei mir. Ich lud ihn in meine Wohnung ein und es entstand ein lebhaftes Gespräch zwischen uns. Schließlich spielten wir miteinander. Seine Mutter kam bald um nach ihm zu sehen. Er aber wollte nicht mehr gehen, es gefiel ihm so gut bei mir. Er spürte sicher, dass ich ihn liebte.
Ein Kontakt zu seiner Familie war aufgenommen. Dieser schönen Begegnung mit dem Jungen folgten später noch einige.
Zwar war der Lärm Haus nicht geringer. Aber ich fühlte mich freier, nicht mehr so anfechtbar. Ich hatte die Wirkung und Gegenwart der Liebe Gottes gespürt.
In all den Monaten half mir eine Christian Science Praktikerin, die mich liebevoll im Gebet unterstützte. Es gab Momente, in denen mich der Lärm sehr ärgern wollte. Die Praktikerin wies mich auf folgenden Satz hin: „Wer glaubt, flieht nicht.” Und ich wollte vor dem Problem nicht flüchten, sondern es lösen. Also war ich hartnäckig und blieb dran.
In den Sprüchen Salomos in der Bibel 3:5, 6 fand ich Folgendes: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.”
Ja, ich wurde geführt, denn ich erkannte: Ich muss mir nicht selbst beweisen, dass ich in einer U-Bahnstation wohnen kann. So empfand ich manchmal den Lärm. Dieser Entschluss war die Wende. Ich erkannte klar, dass ich nicht mehr länger in diesem Wohnblock wohnen musste. Dem Vermieter hatte ich schon lange vergeben. Er wollte alles tun zur Lärmdämmung, um mich als Mieterin zu behalten. Je intensiver seine Bemühungen wurden, um so klarer sah ich: Das ist nicht die Lösung.
Ich hielt nach einer neuen Wohnung Ausschau. Ja, die Wohnung kam regelrecht auf mich zu. Sie ist heller, sonniger, besser in der Aufteilung, hat Balkon und Garage und ich wohne jetzt wieder in einem Einfamilienhaus, das ganz ruhig ist.
Ich sage meinem VaterMutter Gott Dank für diese wunderbare Führung.
Als ich mich im Wohnblock verabschiedete, sagte ein Bewohner: „Sie waren ein so guter Geist im Haus. Schade, dass Sie gehen.” Nachdem ich dieses Zeugnis geschrieben habe, erkenne ich: Vor dem zu erwartenden Lärm, der sich durch den Umbau im verkauften Haus ergab, wollte ich fliehen. Im Wohnblock befand ich mich dann mittendrin.
Gott liebt uns und will für uns das Beste. Ich denke ich sollte lernen, mich nicht mit weniger als dem Guten zufrieden zu geben. Das ist des Vaters Wille: Ein übervolles, gerütteltes Maß an Gutem, für jedes Seiner Kinder, so auch für mich. Mein göttlich verliehenes Recht ist absolute Vollkommenheit in allen Dingen. Ein bisschen Vollkommenheit gibt es nicht.
Diese Herausforderung hat mich gesegnet. Sie war ein Prozess, den ich nicht missen möchte.
Schlangenbad, Deutschland