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Wunsch ist Gebet

Aus der Mai 2002-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Kind liebte ich Märchen ganz besonders. Da gab es eins der Gebrüder Grimm, das mich immer nachhaltig beschäftigt hatte. Gott sucht dabei als Wanderer zwei Leute auf und bittet um Aufnahme zur Nacht. Der erste, ein reicher Mann, wies ihn sofort ab. Der zweite Mann war arm, aber er und seine Frau beherbergten den Wanderer sehr liebevoll. Als Dank durfte der Mann am nächsten Morgen einen Wunsch äußern.

Er wünschte sich den Frieden seiner Seele.

Als der Reiche davon hörte, rannte er dem Herrn nach und überredete ihn, doch auch bei ihm zu nächtigen. So geschah es, und auch er durfte am nächsten Morgen einen Wunsch aussprechen. Und er wünschte sich einen Sack voll Geld.

Als Kind schon hatte ich meine Bedenken bei diesem zweiten Wunsch. Materieller Reichtum erschien mir unsicher. Ich wusste schon damals, dass materieller Besitz sich leicht in nichts auflösen konnte, wie der Ausgang des Märchens es auch bewies. Der Reiche setzte ja letztlich durch Unbedachtsamkeit all sein Hab und Gut in den Sand.

Der Arme aber hatte den Frieden seiner Seele erbeten, sozusagen das Endziel aller Wünsche, die Wunschlosigkeit, die Stillung aller Wünsche und Sehnsüchte. Eine Bitte, die von großer Weisheit zeugt, denn dieser Frieden würde unvergänglich sein.

Wir erkennen die unterschiedlichen Motive der beiden. Einmal kommt das Streben nach materiellem Besitz zum Vorschein, auf der anderen Seite ein angestrebter Bewusstseinszustand, der Vertrauen und Gottesglauben beweist.

Ich hatte in früheren Zeiten selbst manchmal versucht, meine Wünsche mit meinem eigenen Willen durchzusetzen. Später erkannte ich aber, dass Willenskraft uns oft die Augen für etwas Besseres verschließt und auf Irrwege leiten kann, die wir hinterher bedauern. Die Bibel enthält mehrere Beispiele, die schildern, wie jemand durch eigenen starken Willen Gott, dem Guten, beinahe verloren ging, wie das Beispiel vom verlorenen Sohn zeigt. Willenskraft, die nicht in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz ausgeübt wird, trennt uns von Gott. Im Lehrbuch von Christian Science, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, lesen wir: „Menschlicher Wille gehört zu den so genannten materiellen Sinnen, und seine Anwendung ist zu verurteilen” (S. 144).

Wir können stattdessen Gott unsere Wünsche anvertrauen. Die materielle Orientierung und das menschlich kalkulierende Denken bedürfen der Heilung. Das kann durch das Vertrauen geschehen, dass jedes Bedürfnis von Gott liebevoll und umfassend befriedigt wird. Die Bibel erklärt im 1. Johannesbrief: „Was wir bitten, werden wir von ihm empfangen” (3:22).

Durch das Lauschen auf die leise innere Stimme erreichen uns die Mitteilungen Gottes. Das ist die Inspiration, die von Illusionen und Ängsten, von Begrenzungen und von Willenskräften befreit. Wir können die Liebe Gottes begreifen, wenn wir dieser Inspiration nachgehen. Das ist ein mutiger, aber lohnender Ansatzpunkt, weil er Gott an die erste Stelle stellt und Ihn als Quelle unseres Denkens und Wollens akzeptiert.

Ein solcher Bewusstseinszustand ist die ideale Basis für eine reiche Versorgung mit Ideen. Von Gott geht ein unendlicher Strom von Ideen aus, und diese versorgen konkret mit allem, was Not tut. Um die Verwirklichung unserer Wünsche oder die Stillung der Nöte müssen wir uns nicht sorgen. Immer wieder verheißt die Bibel: „Sorgt nicht um euer Leben”, bittet nur, vertraut euch dem Allerhöchsten an. Er segnet unendlich. Er weiß, was ihr braucht.

„Unausgesprochene Gedanken sind dem göttlichen Gemüt nicht unbekannt,” lesen wir in dem bereits zitierten Christian Science Lehrbuch. „Verlangen ist Gebet, und es kann uns kein Verlust daraus entstehen, Gott unsere Wünsche anzuvertrauen, damit sie geformt und veredelt werden, bevor sie in Worten und Taten Gestalt annehmen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 1).

Also sollten wir nicht um Dinge, weder um Geld, noch um irgendwelche Gegenstände bitten. Wir beten eher darum, dieses Bewusstsein der vollkommenen Herrschaft Gottes als unser ureigenes Bewusstsein anzuerkennen, die unendliche Gegenwart Gottes zu fühlen, und es dann Ihm zu überlassen, die Situationen zu ändern nach Seinem Maßstab. Jesus bekannte: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren” (Joh 15:7).

Dann ist unser Wollen untrennbar verbunden mit Gottes Willen. Und darin liegt alle Versorgung, Gesundheit, Schutz, jede Fürsorge Gottes für den Menschen begründet.

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