Ich habe meiner Schwägerin gesagt: „Ich schaue dir schon zu, aber ich mache das nie.” Seit Jahren ist Fallschirmspringen ihr Hobby. Beruhigt, dass ich vom Boden aus zugucken würde, fuhren wir zum Landeplatz. Was ich aber nicht wusste, war, dass sie für mich schon einen Sprung reserviert hatte. Wenige Stunden später saß ich im Flugzeug, das sich langsam auf 3000 m hocharbeitete.
Natürlich hätte ich Nein sagen können, aber irgendwas reizte mich schon daran. Es ist doch eine ganz andere Dimension, wenn man nur Himmel und Wolken um sich hat, weit, weit unter sich die Erde sieht und dann gesagt bekommt: „Steig raus und lass dich hängen,” wobei man auf die 20x20 cm kleine Plattform tritt, die Griffe an der Flügelverstrebung packt, nochmal Luft holt und dann ins Nichts fällt.
Man trägt immer einen Reserveschirm, einen Helm und hat eine Sprechverbindung mit der Erde. Unfälle passieren eigentlich nur, wenn man sich nicht an die Regeln hält. Man weiß, dass man sicher ist, aber die Angst, die ich im Flugzeug gespürt habe, sobald die Tür geöffnet wurde, ist unbeschreiblich. Zuerst kam mir viel Luft entgegen, kalte Luft. Und dann ein fast überwältigendes Gefühl, als ob alles in mir schrie: „Nein!”, als ich meine Füße nach außen bewegte.
Natürlich kam ich unten gut an (mit einer mäßig harten Landung), habe eine wunderschöne Aussicht auf die Erde genossen. Ich war sogar so begeistert, dass ich den Sprung ein zweites Mal gewagt habe.
Was mich wirklich beschäftigt hat, ist die Frage: „Warum hatte ich so eine Angst, wenn ich doch weiß, dass ich — auch in der Luft — sicher bin?” Die Lehrer erzählten mir, dass man die Furcht erst nach den ersten 20 bis 30 Sprüngen verliert. Es schien mir so unlogisch Angst zu haben, wenn ich Grund habe, mich sicher zu fühlen.
So oft hat der Mensch Angst vor Situationen, die er erst lösen kann, wenn er loslässt. Man muss oft alte Traditionen, Gewohnheiten oder sogar etwas Konkretes im Leben aufgeben — wie das momentane Zuhause, um umziehen zu können; den Job, um irgendwo anders angestellt werden zu können. Aber man bekommt meist etwas Besseres dafür.
In diesen Lebenssituationen loslassen zu müssen, kann man so extrem empfinden, wie beim Fallschirmspringen den Schritt ins Leere zu wagen.
Ich habe im Flugzeug schon intensiv gebetet. Das hat mir dann letztendlich den Mut gegeben, meine Füße rauszustecken und zu springen. Ja, vielleicht haben wir Angst, einen neuen Weg einzuschlagen, aber mit Vertrauen auf Gottes Fürsorge und der Demut, unsere Wünsche von Gott wandeln zu lassen, sind wir immer sicher.
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