Ich hatte nach der Geburt unseres ersten Kindes aufgehört zu arbeiten. Dann kamen noch zwei weitere. Und ich fühlte mich immer ausgefüllt.
Dann gingen die ältesten Kinder aus dem Haus und da kam der Gedanke schon mal auf, wieder was anderes zu tun. Ich bin ursprünglich Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Französisch gewesen, aber in der Arbeitswelt hatte sich so viel geändert. Ich hatte immerhin 22 Jahre ausgesetzt und wollte in einem Alter von über 50 Jahren wieder arbeiten. Obwohl ich über die Jahre immer Kontakte zur englischen Sprache durch Zeitschriften und Freunde genutzt hatte, um mein Englisch auf dem Laufenden zu halten, war das schon eine Sondersituation.
Aber dann erfuhr ich, dass es Kurse für Berufsrückkehrerinnen gibt. Ich hab mich daraufhin beim Arbeitsamt erkundigt und es gab gerade so einen Kurs, in den ich noch einsteigen konnte. In so einem Kurs geht es darum, dass man erstmal im kaufmännischen Bereich upgedated wird und dass man vor allem den Umgang mit dem Computer lernt. Das ist ein ganz großer Schwerpunkt. Ich hatte bis dahin keine, überhaupt keine Computererfahrung. Und mir wurde klar, dass man ohne Computer einfach nichts mehr machen kann.
Der Kurs ging über ein halbes Jahr. Dann schloss sich ein achtwöchiges Praktikum an. Für dieses Praktikum musste man eigentlich selbst einen Platz finden. Aber ich erlebte nur Negatives. Niemand wollte mich. Das war so schrecklich. Ich hab viele, viele Bewerbungen geschrieben und wurde gar nicht erst eingeladen. Ich bekam meine Bewerbungs-Unterlagen nur immer zurück. Ich war wirklich am Boden zerstört.
Aber in mir gewann doch immer wieder die Gewissheit die Oberhand, dass es einen Platz für mich gibt, ich muss ihn nur finden. Es hat mir auch geholfen, dass mir in dieser Phase Menschen in der Kirche zur Seite standen und mich ermutigten und mir sagten, dass ich bestimmt auf dem richtigen Weg war.
Dann gab's noch die Möglichkeit, über dieses Institut einen Praktikumsplatz vermittelt zu bekommen und so einen Platz bekam ich dann.
Dann ging dieses Praktikum dem Ende entgegen und man musste sehen, wie man den Anschluss fand. Ich bin beim Arbeitsamt gewesen und hab dort zwei Arbeitsplätze angeboten bekommen. Ich reichte bei beiden Firmen meine Bewerbungsunterlagen ein.
Ich war schon immer überzeugt gewesen, dass es nicht sein kann, dass es für mich keinen Platz gibt, weil das unnatürlich wäre. Es gibt für jeden einen Platz, und zwar jemanden, der ihn optimal ausfüllt.
Ich hatte dann bei der ersten Firma ein Vorstellungsgespräch, bekam darauf aber leider eine Absage. Da kam schon wieder ein bisschen ein enttäuschtes Gefühl auf: „Na, was wird das noch werden?” Aber dann kam mir sofort der Gedanke, dass an mich kein Raster angelegt wird, ein Raster, wo ich auf Grund meines Alters sofort durchfallen würde.
Ich hatte kurz davor ein Gespräch mit einer Freundin gehabt, die Unternehmensberaterin ist und die mir gesagt hatte: „Du hast überhaupt keine Chance.” Das hatte in mir eigentlich den Widerspruch geweckt: „Das ist nicht so. Das gibt es nicht, dass irgendein Mensch nutzlos wäre. Der Widerspiegelung Gottes legt man kein Raster an.”
Einige Tage später bekam ich einen Anruf von der zweiten Firma, bei der ich mich um ein Vorstellungsgespräch beworben hatte. Ich ging hin, lieferte meine englische Übersetzung ab — und war eingestellt! Ich hab also nicht, wie mir das prophezeit worden war, hunderte von Bewerbungen geschrieben, sondern ich hatte diesen „Platz”.
Ich bin heute, viereinhalb Jahre später, noch immer an diesem Arbeitsplatz. Es ist wirklich für alle richtig.