Sie kennen doch bestimmt das Märchen vom Hasen und dem Igel, nicht wahr? Nun, das hat mit unserem heutigen Geistesblitz nichts zu tun – bis auf die Tatsache, dass der Hase für seine sprichwörtliche Schnelligkeit bekannt ist. Aber dem niedlichen und kuscheligen Langohr wird auch eine ausgeprägte Furchtsamkeit nachgesagt, bei der er sich seine Schnelligkeit zu Nutze macht, um sich seinen Widersachern zu entziehen.
Ja, manchmal will man wirklich am liebsten alles liegenlassen und wie ein Hase davonrennen. Ganz weit weg. Auf eine einsame Insel. Oder wenigstens nach Italien. Oder ins Kino. Aber mindestens ins Wohnzimmer vor den Fernsehr. Wenigstens abschalten.
Aber dadurch löst sich natürlich nichts. Das Problem bleibt, ja es kommt einem sogar im (mentalen) Wegrennen unterschwellig noch größer und bedrohlicher vor, weil man es durch seine Furcht bestätigt, weil man es als etwas »Davonrennenswertes« anerkennt. Und letztendlich muss man irgendwann sowieso »stehenbleiben« und sich der Sache stellen.
Und hier kommt die Eiche ins Spiel.
Ich hab so einen schönen Baum vor meinem Arbeitszimmer. Wenn es sehr windig ist, dann biegen sich die Kiefern und wedeln, bei der Eiche schwankt nur die Krone etwas. Sie ist etwa 70 Jahre alt und hat schon viele Stürme unbeschadet überstanden. Man kann erkennen, dass sie mächtige Wurzeln haben muss.
Wenn das sprichwörtliche Schwein kommen würde, um sich an ihr zu kratzen (was ich bisher noch nicht beobachten konnte), dann könnte sie nicht wegrennen wie der Hase. Aber das hätte sie auch nicht nötig. Die majestätische Eiche wird von einem Schwein nicht bedroht.
Eine »Haseneinstellung« bringt keine Lösung, das ist klar. Eine »Eicheneinstellung« stellt sich mutig den Problemen aus einem Bewusstsein der Überlegenheit. Aber das bedeutet nicht, dass man die Probleme mehr oder weniger heroisch erdulden muss. Das Bewusstsein der Überlegenheit kommt aus einer tiefen Überzeugung, dass die göttliche Liebe und Wahrheit jede Situation beherrschen können, egal wie ausweglos sie erscheinen mag.
Es gibt so viele inspirierende Vorbilder von »Eichen« in der Bibel, die Problemen nicht ausgewichen sind, sondern sich mit einem unerschütterlichen Festhalten an der Allmacht Gottes den Herausforderungen gestellt und Lösungen erlebt haben.
Denken wir an Abraham bei seinem Zwist mit seinem Neffen Lot, an Jakob vor seiner Begegnung mit seinem Bruder Esau, an David und seinen Kampf mit Goliath – und Petrus. Petrus, der zuerst nicht den Mut hatte, sich beim Verhör von Jesus als Jünger zu bekennen und sozusagen davonrannte. Aber in der Apostelgeschichte lernen wir ihn als einen mutigen, standhaften und öffentlich predigenden Nachfolger Jesu kennen. Und er heilte viele Menschen durch seinen tiefen Glauben und seine Liebe zu Jesus, seine tiefen Wurzeln in Gott.
Was für ein Vorbild so eine Eiche doch ist!
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Geistesblitz Nr. 50 im Januar.
