Beim Lesen des Artikels »Ausländerfeindlichkeit – nein danke« im Oktober-Herold kam mir ein Erlebnis in den Sinn, das mir gezeigt hat, wie wichtig es ist, über seine eigenen Gedanken zu wachen.
Vor vielen Jahren ging ich in Deutschland (meinem damaligen Wohnsitz) eines Sonntagmorgens von der Kirche nach Hause. Die Straßen waren menschenleer. In dieser norddeutschen Stadt hatte ich gelegentliche Schwierigkeiten, weil junge Männer mir gegenüber manchmal lästig oder anzüglich wurden. Oft waren es Ausländer – wie ich selbst ja auch. [J. Pabst ist Amerikanerin, Anm. d. Redaktion]
Ein Teenager kam mir nun entgegen, anscheinend Türke, so hab' ich geschätzt. Ich bin innerlich ein wenig starr vor Angst geworden. Gerade als wir an aneinander vorbeigingen, schaute er mir mit der größten Höflichkeit in die Augen und mit einem fröhlichen, sonnigen Lächeln sagte er: »Guten Morgen!«, mit brüderlicher Liebe und in echter Herzlichkeit. Überrascht grüßte ich ihn natürlich zurück. Und spürte gleichzeitig eine Wärme und ein Gefühl von Beschämtheit: was hatte ich über meinen Bruder gedacht? Das war seiner und meiner nicht würdig.
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