Unsere Ebene des Daseins scheint ein vorherrschendes, kollektives Denken und Bewusstsein von Mangel, Hunger, Umweltzerstörung, wirtschaftlicher Ungewissheit, Ungleichheit, Ungerechtigkeit, persönlicher Verzweiflung und Entfremdung, Krieg und Vernichtung zu reflektieren. So formuliert es u.a. Carol S. Pearson in »Awakening the Heros Within« Carol S. Pearson, Awakening the Heros Within, Seite 2 (Harper, San Francisco) (Die inneren Helden aufwecken) gleich auf Seite 2 ihres Buches. Doch müssen wir dies als Realität annehmen?
Wie und was die Mehrheit der Menschen lebt und denkt, spiegelt sich in unserer Umwelt im weitesten Sinn wieder.
Die Welt, in der wir leben, oder meinen zu leben, scheint einem echten, tiefen Bewusstsein von Gottes Liebe und Seinem Wirken nicht förderlich zu sein — aus den oben genannten und anderen Gründen. Zum Beispiel ist das Leben in den industrialisierten Ländern von immer größerer Schnell-lebigkeit, Hektik, Stress und von der Bevorzugung materieller Werte geprägt. Wie und was die Mehrheit der Menschen lebt und denkt, spiegelt sich in unserer Umwelt im weitesten Sinn wieder.
Ist es möglich, ein anderes Bewusstsein zu haben, das uns hilft, eine bessere Welt zu schaffen?
Ist es möglich, ein anderes Bewusstsein zu haben, das uns hilft, eine bessere Welt zu schaffen?
Was ist überhaupt Bewusstsein oder Sich-bewusst-Sein? Im etymologischen WörterbuchKluge Etymologisches Wörterbuch, 23. Auflage (Gruyter) wird es als »wissen, sich klar darüber sein« definiert. Zwei Ausprägungen von Bewusstsein sind für mich wichtig. Zum einen: »sich selber bewusst werden und sein« und zum anderen: ein tiefes Bewusstsein von Gottes Gegenwart und Liebe haben.
»Sich selbst bewusst sein« bedeutet, ständig wachsam und aufmerksam zu sein.
»Sich selbst bewusst sein« bedeutet, ständig wachsam und aufmerksam zu sein. Es ist ein ehrlicher Blick auf unsere guten wie schlechten Eigenschaften, eine Art kontinuierliche innere Inventur. Es ist wichtig und richtig, die eigenen guten Eigenschaften und Qualitäten anzuerkennen. So heißt es in der Bibel: »Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und Vater im Himmel preisen.« (Matthäus 5:16) Diese guten Eigenschaften sind unter anderem Freude, Dankbarkeit, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Liebe, Demut, Selbstlosigkeit, Ehrlichkeit. Für viele Menschen ist es nicht einfach, das Gute in sich selbst zu sehen. Als Kinder haben wir diese Fähigkeit, aber im Laufe des »Erwachsenwerdens« lernen wir oft, kritisch zu sein und hart mit uns ins Gericht zu gehen. Manchmal scheint es fast einfacher zu sein, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die wir nicht gut gemacht haben, anstatt auf die Eigenschaften oder Taten, die gut sind.
Auf der anderen Seite habe ich die Aufgabe, mir der Eigenschaften, Taten und Gedanken bewusst zu werden, die ich verbessern kann; Verhaltensweisen oder Eigenschaften, die ich loslassen oder überwinden muss, weil sie mich in der Illusion oder im Schlaf gefangen halten. Das ist keine leichte Übung, denn es ist nicht angenehm, sich eines Charakterfehlers oder eines unguten Verhaltens bewusst zu werden. Aber genau dieses Bewusstsein ist wesentlich, um zu wachsen — über uns hinauszuwachsen — und frei zu werden von Unzufriedenheit, Unrast, dem damit verbundenen Stress, sogar bis hin zu Krankheit, Sünde und Tod.
Ich erlebe dies als zweistufigen Prozess. Als Erstes kommt das Bewusstsein, dass etwas im Argen ist. War ich unehrlich, ungerecht oder verletzend? Hatte ich falsche Motive? War ich impulsiv, habe ich eine Grenze oder Kompetenz überschritten? Oder habe ich auf der anderen Seite nicht genug getan? Mache ich meine Zufriedenheit, meine Lebensfreude von anderen Menschen, einer Arbeitsstelle, beruflichem Erfolg oder anderen, materiellen Faktoren abhängig? Bin ich von etwas oder jemandem mehr abhängig, als es mir gut tut, stelle ich diese Sache oder Person vor meine Liebe für Gott?
Als Zweites frage ich, ob es etwas gibt, das ich tun kann, um die erkannten Mängel zu überwinden. Ein Gebet, in dem ich Gott um Hilfe bitte. Eine Entschuldigung oder andersartige Wiedergutmachung. Ein stetes und kontinuierliches Bemühen, gewisse Verhaltensweisen durch bessere und reinere zu ersetzen. Vielleicht muss ich gewisse Dinge besser verstehen (dazu gehört das Bewusstsein, dass ich nicht alles weiß. Arroganz ist ein Beispiel für einen Charakterfehler). Oder muss ich mir Hilfe suchen, bei einem Praktiker, einem vertrauensvollen Freund oder einer anderen Quelle? Muss ich lernen, mich noch mehr auf Gott zu verlassen, zum Beispiel indem ich geduldig auf lhn vertraue und nicht versuche, alles in meinem Leben selbst zu organisieren und zu kontrollieren? Auf der anderen Seite war ich vielleicht untätig, wo ich hätte »Fußarbeit« leisten können ... All diese Fragen und dieser Prozess haben ein Ziel: alles aus meinem Leben zu entfernen, was mich daran hindert, Gott wirklich zu dienen.
Die zweite Ausprägung von Bewusstsein ist das Bewusstsein von Gottes Gegenwart und Liebe, zu allen Zeiten und überall. Es reicht nicht aus, dies intellektuell zu verstehen, es muss ein tiefes im Herzen erund gelebtes Verständnis sein. Auch das sehe ich als einen Prozess. Im Wort Bewusst-Sein steckt »sich des Seins bewusst sein«. Sich bewusst sein, dass wir Gottes Kinder sind. Das ist unser Sein.
Im Wort Bewusst-Sein steckt »sich des Seins bewusst sein«. Sich bewusst sein, dass wir Gottes Kinder sind. Das ist unser Sein.
Zurück zu der oben beschriebenen scheinbaren Realität. Wir müssen tagtäglich daran arbeiten, dass wir diese Gedankenbilder, die sich uns immer wieder als Realität darstellen, nicht als Wahrheit annehmen. Sondern, so wie Mary Baker Eddy es formulierte, »perfekte Vorbilder« in unseren Gedanken formen. Perfekte Vorbilder für die Welt und für uns selbst. Das schließt für mich ein, dass ich an mir arbeite, wachsam bin und mich täglich bemühe, Gottes Willen zu erfüllen. »Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten.« (Römer 5:19)