Ich hätte nie gedacht, dass ich aus einem kuriosen alten Bild so viel Inspiration schöpfen könnte. Ich unterrichte in Nairobi eine Sonntagschulklasse der 15-19-Jährigen. Das Bild, das die Schüler und ich jetzt liebevoll »unser Bild« nennen, hängt über unserem Sonntagschultisch. Es zeigt die allseits bekannte Geschichte von Daniel, als er zu den Löwen geworfen wurde, wie es in der Bibel im Buch Daniel erzählt wird.
Wir benutzen dieses Bild häufig als Illustration, wenn wir die große Bandbreite an Themen diskutieren, mit denen Kenianer heute konfrontiert sind. Ich habe es als ein erstaunlich vielseitiges Anschauungsbeispiel schätzen gelernt, wenn einem die Ängste begegnen, die mit Aids und anderen Krankheiten, Armut, Arbeitslosigkeit und anderen Nöten einhergehen, die unser Land und ganz Afrika plagen. Das Bild war auch ein Bezugspunkt, als wir über spezielle Angelegenheiten sprachen, unter anderem, wie man mit Prüfungen umgeht oder ein schmerzhaftes Geschwür durch Gebet heilt.
In die Löwengrube geworfen zu werden war im babylonischen Weltreich eine Form der Todesstrafe. Es gab kein Entrinnen vor dem grausigen Ende. Wenn heutzutage in Kenia bei jemandem Aids diagnostiziert wird, wird dies für ein genauso sicheres Todesurteil gehalten, wie vor Tausenden von Jahren in die Löwengrube geworfen zu werden.
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