Mrs. Carlson ist seit 1976 vollberufliche Christian Science Praktikerin und wurde 1991 Christian Science Lehrerin. Sie praktiziert und lehrt in Evanston, Illinois, nördlich von Chicago, wo sie sich mit anderen Christian Science Praktikern ein Büro teilt. Als Mrs. Carlson, die selbst als Redakteurin für den Journal arbeitet, von der Redaktion gebeten wurde, an dieser Interviewserie teilzunehmen, bat sie uns, den Schwerpunkt so zu wählen, dass die Leser klar erkennen können, wie natürlich es für jeden Menschen ist, seiner eigenen Heilpraxis nachzugehen. — Damit begann also unser Gespräch.
Sehen Sie das Verlangen anderen zu helfen — Heiler zu sein — als etwas an, das in der Natur eines jeden Menschen liegt, oder muss dieses Verlangen genährt werden, um sich zu entwickeln?
Der Kern der Heilpraxis ist das Wissen, dass wir geliebt werden. Durch diese direkte Begegnung mit der Liebe Gottes wird unsere Praxis zum Überfließen der göttlichen Liebe.
Beides! In meinem Leben musste es eindeutig genährt werden. Aber als ich dann die Grundlage meiner Praxis verstanden hatte, konnte ich erkennen, dass es absolut natürlich war, zu heilen. Der Kern der Heilpraxis ist das Wissen, dass wir geliebt werden. Durch diese direkte Begegnung mit der Liebe Gottes wird unsere Praxis zum Überfließen der göttlichen Liebe. Oft entdecken wir diese Liebe mitten in den heftigsten Stürmen unseres Lebens. Ich musste nicht nur lernen, dass die Liebe Gottes in meinem Leben gegenwärtig war, sondern auch, dass sie groß genug war, die tiefsten Bedürfnisse meines Herzens zu stillen. Wenn wir wissen, dass die Gegenwart der göttlichen Liebe mit dem Bewusstsein ihrer Wirksamkeit verbunden ist, erlangen wir die Autorität zu heilen. Das Problem besteht darin: Anstatt anzuerkennen, dass unsere Bedürfnisse von der göttlichen Liebe gestillt werden, sagt uns dieser rasende tierische Instinkt, wir müssten uns selbst um uns kümmern — so wie die Eichhörnchen, die übereifrig nach versteckten Nüssen suchen, die sie nicht finden können. Aber wir sind keine Tiere. Wir sind der Ausdruck, die geliebte Schöpfung Gottes, der sich an uns erfreut. Das Bewusstsein, Seine Kinder zu sein, geliebt und wertgeschätzt zu sein, ermöglicht es uns, diese Liebe in anderen Menschen zu verteidigen.
Wenn wir wissen, dass die Gegenwart der göttlichen Liebe mit dem Bewusstsein ihrer Wirksamkeit verbunden ist, erlangen wir die Autorität zu heilen.
Als Ansporn für die Heilpraxis nennen Sie zuerst das Wissen, dass Gott uns liebt, anstatt den offensichtlicheren menschlichen Antrieb, seinen Nächsten zu lieben.Warum?
Ich glaube nicht, dass man diese zwei Arten der Liebe trennen kann, und es ist mir bewusst, dass die Gebote, Gott zu lieben und unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst (Mt 22:37-40) eine natürliche Folge sind. Die einzige Art, Gott von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt, mit voller Seele und voller Kraft zu lieben, ist zu wissen, dass Gott alle Bedürfnisse genau auf die Weise stillt, die für unseren Fortschritt am besten ist. Von dieser Grundlage aus finden wir unsere Identität in Christus, unserem wahren geistigen Selbst — weil wir erkennen, dass Gott die einzige Quelle des Guten ist, dass diese Quelle allumfassend ist, und dass wir keine andere Quelle des Guten wollen. Unsere Heilpraxis ist das Überströmen dieses erlangten Verständnisses.
Die einzige Art, Gott von ganzem Herzen zu lieben, ist zu wissen, dass Gott alle Bedürfnisse genau auf die Weise stillt, die für unseren Fortschritt am besten ist.
Wir haben alle den Instinkt eines guten Samariters, durch den wir auf selbstverständliche Weise unseren Nachbarn helfen wollen, ein weinendes Kind auf den Arm nehmen oder eine Möglichkeit finden, die Verantwortlichen in unserer Regierung zu unterstützen, wenn sie in Schwierigkeiten stecken. Dieser Instinkt ist ein Teil der schon immer bestehenden Beziehung zu Gott, die uns versichert, dass unser erster bewusster Gedanke war, geliebt zu werden. So sehr das menschliche Dasein auch dazu neigt, Kummer und Not hervorzurufen und eine schale Bitterkeit zu erzeugen, die uns an jeder Faser unseres Seins zweifeln lässt, so liegt doch unsere große Zuflucht in der schon immer bestehenden Wirklichkeit. Schon bevor wir unsere Eltern trafen, wussten wir, dass wir von dem Gott, der uns geschaffen hat, geliebt und verherrlicht wurden, denn Er hat nur das geschaffen, was Er wunderbar fand.
Ist das Konzept der Präexistenz grundlegend für eine Heilung? Ist es grundlegend zu verstehen, dass Leben in Wirklichkeit unendlich ist? Das, was Jesus so ausdrückte: »Ehe Abraham wurde, bin ich.« (Joh 8: 58)
Ich habe heute über einen Absatz in der Apostelgeschichte nachgedacht: »Gott sind alle seine Werke von Anbeginn der Erde bekannt.« (nach der englischen King James Bibel, Apg 15:18) Wissen Sie, meine Lebensgeschichte klingt wie eine Seifenoper. Und ich bin wirklich bereit, diese Aussage über mich hinter mir zu lassen! Ich fühle mich schon weit davon entfernt. Ganz gleich, welche Probleme ich in meiner Jugend hatte, ganz gleich, wie hart es als alleinerziehende Mutter war, unterm Strich bleibt das Wissen, dass ich von Anfang an geliebt wurde. Und aus dieser Liebe muss ich schöpfen.
Die Liebe Gottes ist so groß, dass wir schließlich so verstehen und lieben werden, wie Gott versteht und liebt. Das große Gemüt des Universums ist auch die große Liebe des Universums. Dieser eigenwillige und egoistische Sinn, der zu uns sagt, wir könnten uns aussuchen, wen wir lieben wollen — wenn Gott ihn kennen könnte, würde Er laut lachen, denn Er will so gern von uns, dass wir die Vollständigkeit Seiner Schöpfung verstehen, Das große Vorrecht in der Heilpraxis ist es, Menschen zu begegnen, die manchmal an dem absoluten Tiefpunkt schwerster Erfahrungen angekommen sind, durch die ein Mensch gehen muss. Und doch erlebst du mit, wie sie auf so kostbare und schöne Weise daraus erhoben werden. Ich lerne immens viel durch das Beispiel meiner Patienten. Und ich empfinde eine wechselseitige Anerkennung des Rechtes des Anderen zu praktizieren. Wenn ich für die Freiheit eines Menschen bete, verteidige ich in Wirklichkeit sein Recht, seine Aufgabe selbst zu erfüllen, und ich trage zu einer Heilung bei, die einzig und allein seine eigene Erfahrung ist.
Das große Vorrecht in der Heilpraxis ist es, Menschen zu begegnen, die manchmal an dem absoluten Tiefpunkt schwerster Erfahrungen angekommen sind und zu erleben, wie sie auf so kostbare und schöne Weise daraus erhoben werden.
Besteht Ihr Gebet für einen Patienten zu einem Teil in der Anerkennung, dass eigentlich Gott die Arbeit macht: zu erheben, zu vervollkommnen oder was sonst gebraucht wird?
Bei Johannes steht dieser kraftvolle Vers: »Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er (Gott) tut.« (Joh 5:20) Dieser göttliche Einfluss — »dieser Trost des Christus« — ist mir sehr gegenwärtig, seit ich gehört habe, wie er in einer anderen Kirche gepredigt wurde. Einer der Kirchenältesten empfahl uns, über den Unterschied zwischen dem Wunsch, Probleme zu lösen und dem wahrhaftigen Verlangen nach dem Trost Christi nachzudenken. Er vertrat die Meinung, dass die Intensität unseres menschlichen Lebens dazu führt, dass wir Dinge auf unserer Liste als »erledigt« abhaken wollen. Aber die wahre Freude des Lebens in Christus liegt darin, die Liebe Gottes zu erfahren, während wir voranschreiten, bis die Berichtigung des Problems erfolgt. Der Älteste war überzeugt davon, dass die Probleme gelöst sind, wenn wir wahrhaftig darauf vertrauen, diesen Trost des Christus zu erleben. Aber das Wunderbarste daran ist, dass du während dieser Entwicklung die Liebe Gottes spürst. Darin sehe ich den Wert einer Christian Science Behandlung. Während das Problem sich auflöst, entdeckt der Patient die schon immer bestehende, ursprüngliche Liebe Gottes.
Während das Problem sich auflöst, entdeckt der Patient die schon immer bestehende, ursprüngliche Liebe Gottes.
Im Alten Testament, im Hebräischen, bedeutet das Wort, das mit »Trost« übersetzt wird, das Gleiche wie im Neuen Testament: Trost, Beruhigung und Frieden. Aber im Neuen Testament, im Griechischen, bedeutet das Wort darüber hinaus auch »Flehen«, und »zum Trost gerufen werden«, Gott, der darauf besteht, dass der Mensch die Liebe findet, die eine schon immer bestehende Realität ist.
Als ich das las, konnte ich nachfühlen, warum Mary Baker Eddy sagte, dass Christus wie eine Wissenschaft arbeitet; dass es der unaufhaltsame Plan Gottes ist, uns wissen zu lassen, dass wir geliebt und umsorgt sind. Deshalb bin ich überzeugt, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Kind die Wirklichkeit des christlichen Heilens erfahren kann, ganz egal, welche Vorurteile sie haben oder wo sie sich religiös zugehörig fühlen oder sogar dann, wenn sie die Existenz Gottes verneinen. Jedes einzelne Seiner Kinder wird zu dem Verständnis geführt, dass das Heilen durch Christus natürlich und unausweichlich ist.
Wie steht es, wenn jemand diesem Ruf der Liebe Gottes gern folgen würde, aber aus irgendeinem Grund davor zurückschreckt und nicht darauf reagiert? Kennen Sie dieses Problem?
Bei fast jedem Schritt nach vorn in meinem Leben hatte ich mit diesem Problem zu tun. Wie Sie sagen — vor der Praxis zurückschrecken — ist eine gute Art, den Widerstand gegen die Praxis zu beschreiben, denn wenn wir vor unserer Heilpraxis zurückschrecken, schrecken wir vor unserer eigenen geistigen Individualität zurück, unserer Identität in Christus. Tatsache ist jedoch, dass Gott sich in uns ausdrückt, und das bedeutet, dass unser Leben eine heilende Auswirkung auf andere Menschen hat. Die Eigenschaften Gottes treffen in uns auf einzigartige Weise zusammen und dieses Zusammentreffen der Eigenschaften bildet in uns die Schönheit unserer eigenen geistigen Individualität. Die glänzende Zukunft der Christian Science Bewegung liegt für mich darin, dass wir uns gegenseitig erlauben, die einzigartigen, wunderbaren Menschen zu sein, die wir sind.
Jedes einzelne Seiner Kinder wird zu dem Verständnis geführt, dass das Heilen durch Christus natürlich und unausweichlich ist.
Der beste Hinweis, den ich in den frühen Jahren meiner Praxis bekam, war, dass an jedem einzelnen Tag das, was die Bibel das fleischliche Gemüt nennt, versuchen wird, mich von meiner Arbeit abzuhalten. Dieser bösartige Einfluss würde versuchen, auf Unzulänglichkeit, Unfähigkeit, Ärger oder Angst zu plädieren, um meine Bereitschaft zur Praxis zu zerstören. Der Hass der Welt auf die göttliche Wahrheit kann dazu führen, dass wir uns in unseren Bemühungen zu heilen erdrückt und bezwungen fühlen, und besonders dann, wenn die moderne Medizin so verehrt wird. Wenn ich wachsam bin und dies schnell erkenne, lerne ich mich darüber zu freuen, dass ich mich nicht betrügen lasse. Wenn ich also an manchen Tagen in meinen Gebeten ringen muss, bin ich dazu aufgerufen zu erkennen, dass ich nicht oberflächlich bin, sondern gedanklichem Widerstand direkt ins Auge sehe.
Wir verteidigen uns gegen den Widerstand gegen gebetvolles Heilen durch die Einheit mit Gott, durch die wir uns auf die Fülle der Liebe Gottes zum Menschen konzentrieren können. In dieser Liebe liegt unsere Identität in Christus, so dass wir diesen Seifenopernblick unserer Erfahrung tatsächlich loslassen können. Wenn wir Christus als Grundlage unserer Identität anerkennen, drücken wir die heilende Kraft des Christus aus – und wir sehen, wie die Auferstehung des Christus wirkt.
Wenn wir vor unserer Heilpraxis zurückschrecken, schrecken wir vor unserer eigenen geistigen Individualität zurück, unserer Identität in Christus.
Sie sprachen darüber, was Sie von den Menschen gelernt haben, die zu Ihnen zur Behandlung kommen, wenn sie »am Tiefpunkt« angelangt sind. Was ist, wenn jemand zögert in die öffentliche Heilarbeit zu gehen, weil er Angst hat, dass die Fälle, die auf ihn zukommen, zu bedrückend oder zu schwer sind, um damit umzugehen?
Die grundlegenden Fragen, die ich mir immer wieder stelle, sind: Glaube ich, dass das Reich Gottes jetzt hier besteht? Glaube ich, dass das Himmelreich in mir ist? Glaube ich, dass »die Herrschaft und die Regierung der universalen Harmonie« (Wissenschaft und Gesundheit, S. 208) die Tatsache des Lebens ist, oder glaube ich, dass die Kinder Gottes in einem uns fremden Universum leben?
Wenn man die Wahrheit anerkennt, in Gottes Reich zu leben, dann wirkt das Reich und setzt sich auf eine Weise durch, durch die man das Gute sehen kann und die das Böse überwiegt, egal, wie anstrengend das Leben gerade sein mag. In der Bergpredigt gibt es den Vers: »Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.« (Mt 6:34) Das hat für mich immer bedeutet, es gibt jeden Tag genug Gutes, um das Böse aufzulösen.
Wir verteidigen uns gegen den Widerstand gegen gebetvolles Heilen durch die Einheit mit Gott.
Wenn ein Patient vorsätzlich sündigt – z. B. betrügerisch ein Drogenproblem verheimlicht oder Geld veruntreut oder seine berufliche Position missbraucht –, kann es sehr schwierig sein, nicht auf die Sünde zu reagieren. Aber ich stelle immer wieder fest, wie tiefgreifend der Beweggrund Jesu war, den Jüngern die Füße zu waschen: Durch unsere Bereitschaft, uns von Jesus die Füße waschen zu lassen, erlangen wir die Berechtigung, jemand anderem die Füße zu waschen. Unsere Sünden mögen so bedeutsam oder so unbedeutsam zu sein scheinen wie die unseres Patienten, dennoch ist es nicht der Grad der Sünde, der wichtig ist. Wichtig ist der Weg, durch den Sünde zerstört wird – Demut gegenüber Christus.
Wenn man die Wahrheit anerkennt, in Gottes Reich zu leben, dann wirkt das Reich und setzt sich auf eine Weise durch, durch die man das Gute sehen kann und die das Böse überwiegt, egal, wie anstrengend das Leben gerade sein mag.
Mary Baker Eddy schreibt, dass der Heiler wie die Frau sein muss, die Jesu Füße wusch. Der Heiler darf nie vergessen, wie seine eigenen Sünden weggewaschen wurden (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 364 ff) Dieses Bewusstsein, die Sünde von den Füßen zu waschen – zu erkennen, dass es sich hier um einen wunderbaren Ausdruck Gottes handelt, der geehrt und verehrt werden muss – ist die einzige Grundlage der Heilpraxis, die ich kenne. Meine eigenen Kämpfe mit Sünde waren schwer, aber ich weiß, dass meine Füße weiterhin gewaschen werden, weil ich mich vor Christus verneige.
Die Jünger haben Jesus verraten. Petrus leugnete drei Mal, dass er Jesus kannte – in dem Licht dessen gesehen, was Jesus ihnen gegeben hatte, erscheinen diese Taten als die schlimmsten Grausamkeiten. In welchem Zusammenhang steht die Kreuzigung mit Heilung? War Jesus so unerschütterlich, weil er von Gottes Liebe berufen war, dass er dadurch das dunkle Bild von Krankheit und Sünde durchschauen und heilen konnte?
Die einzige Möglichkeit für Jesus, sich durch den Verrat seiner Jünger verletzen zu lassen, wäre zu glauben, dass er seine Liebe von ihnen bekommt. Für den Praktiker ist es sehr wichtig, nicht auf den Patienten zu schauen, um eine Bestätigung seiner eigenen Praxis zu bekommen. Wir müssen dem Wort glauben, das Gott zu uns gesprochen hat, dem Wort, das uns in unserer gebetvollen Behandlung offenbart wurde. Wir müssen unseren morgendlichen Gebeten vertrauen, die uns vorbereitet haben, bevor der Hilferuf kam. Treue zu dem Wort bedeutet, dass wir daran festhalten, dieses Wort zu praktizieren; dann stellen wir fest, dass wir weniger reagieren.
Wenn die Heilung nur langsam erfolgt oder es so aussieht, als ob sie gar nicht erfolgt, dann muss die Beziehung zwischen dem Patienten und dem Praktiker ehrlich und mitfühlend betrachtet werden. Es ist wichtig, den geistigen Fortschritt, der gemacht wurde, wertzuschätzen und nicht einem Mangel an Fortschritt bei der Heilung Platz einzuräumen. Es muss geistige Bewegung auf beiden Seiten geben, beim Praktiker und beim Patienten, wenn bei der Heilung verantwortungsvoll gehandelt wird.
Wir haben alle denselben Auftrag bei unserer christlichen Erlösung – den Glauben zu durchbrechen, dass Materie wirklich wäre und wir eine Beziehung zu ihr haben könnten. Der persönliche Sinn vom Leben, der mit den Menschen auf einer Ebene der körperlichen Persönlichkeit zu tun hat, ist nicht das Reich Gottes. Das Reich Gottes arbeitet im Namen eines jeden Gotteskindes, indem es uns hilft, unsere Identität in Christus zu verstehen. Dies bereitet uns darauf vor, Heilung durch Christus zu erleben. Und es bildet Respekt für die gegenseitige Praxis, der uns hilft, die wahre Individualität zu lieben, die unsere Kirche stark macht und unsere Gemeinde wachsen und Fortschritt machen lässt.
Wir haben alle denselben Auftrag bei unserer christlichen Erlösung – den Glauben zu durchbrechen, dass Materie wirklich wäre und wir eine Beziehung zu ihr heben könnten.
Die Kreuzigung bezieht sich nicht nur dadurch auf die Heilung, weil der Patient sich oft so fühlt, als hinge er selbst am Kreuz, bis die Richtigstellung eintritt. Die Kreuzigung zeigt den Heilern deutlich, wie wir in unseren schmerzhaftesten Stunden über uns selbst hinauswachsen können. Jesu Beruhigung für den Kriminellen neben ihm, sein Streben, für seine Mutter zu sorgen, sein Gebet um Vergebung für seine Feinde – all dies zeigt uns, dass Jesus die Liebe Gottes genügend gefühlt haben muss, um selbst lieben zu können.
Christian Science Praktiker und Lehrer sind nicht unbedingt Menschen, bei denen immer alles in Ordnung ist. Es sind Menschen, die Kreuzigungs-Erfahrungen erlebt haben und immer noch von Gottes Liebe überzeugt sind. In meiner Erfahrung, bei der ich mit 19 Jahren ein Kind zur Adoption freigeben musste, und sicher auch später, als ich meinen Mann verlor, war jedes Mal meine Welt erschüttert, und es warf mich zu Boden und ich musste zur Substanz meines Lebens zurückkehren. Allein die Liebe Gottes rettete mich vor Wertlosigkeit, Ärger und Selbstzweifel und stellte meine Füße wieder auf felsigen Grund.
Das Gefühl von Unzulänglichkeit ist oft nur ein In-sich-selbst-versunken-sein. Wir müssen nach oben schauen, weg von unserem Selbst, um unseren göttlichen Ursprung zu ehren.
Könnten Sie noch weiter ausführen, wie wir unsere eigene Praxis als natürlichen Ausdruck der Liebe Gottes anerkennen können?
Ich habe das Gefühl, als hätten wir nur an der Oberfläche der Möglichkeiten gekratzt, die die Heilpraxis bietet. Das Machtvolle an der Heilarbeit ist, dass sich Ihre Sicht darüber, wie allgegenwärtig und allmächtig Gott ist, immer weiter ausdehnt. Es gibt Momente, in denen wir das Gefühl haben, unfähig am Boden zu liegen, und doch erhebt uns der Christus und zeigt uns die Schönheit von Gottes Reich. Der Christus erfrischt uns, erneuert uns und baut uns wieder auf. Ich hatte nie genug menschliche Stärke, um dies selbst zu tun. In den schwierigsten Momenten in meinem Leben ist es so tröstlich und beruhigend, in mein Büro zu kommen und ein Gefühl des Schutzes in meiner Praxis zu finden. Es ist so eine Erleichterung, über sich selbst hinaus zu denken. Wenn wir wirklich auf die Knie gehen und unseren Traum von menschlicher Stärke und Fähigkeit aufgeben, werden wir tatsächlich unser Leben in Christus finden, durch das wir auf natürliche Weise heilen können.
Was Gott getan hat, ist so viel mehr als das, worum wir gebeten werden.
An diesen Tagen ist Mary Baker Eddys Buch Nein und Ja für mich sehr lebendig, besonders ihre Antworten auf Fragen wie: »Wird die Sünde vergeben?« Sie schreibt: »Die Tatsache, dass Wahrheit um ihre eigene Unendlichkeit weiß, verbietet die wirkliche Existenz auch nur eines Anspruchs auf Irrtum.« Mrs. Eddy verlangt nicht nur von uns, den Patienten von einem bestimmten körperlichen Problem, einer bestimmte Sünde oder Angst zu heilen, sondern aus dem Denken sogar die Möglichkeit zu entfernen, Sünde, Krankheit und Tod zuzustimmen. Dies, so erklärt sie, ist die Grundlage dazu, den Glauben an einen Rückfall zu heilen: »Gottes Gesetz erreicht und zerstört das Böse kraft der Allheit Gottes.« (S. 30)
Das Gefühl von Unzulänglichkeit ist oft nur ein In-sich-selbst-versunken-sein. Ich weiß, das klingt nicht sehr höflich, aber wir müssen nach oben schauen, weg von unserem Selbst, um unseren göttlichen Ursprung zu ehren. Es geht wirklich nicht um die Frage, ob wir die Arbeit tun können. Es geht darum, wie wir einige grundlegende Fragen beantworten: Hat Gott gesprochen oder nicht? Ist Sein Reich hier oder nicht? Wirkt der Christus wie eine Wissenschaft oder nicht? Wenn wir ehrlich antworten, erkennen wir die Hilfestellung, die wir bei unserem Verlangen nach Heilung zur Hand haben. Und es gibt wirklich nichts, worüber wir uns aufregen müssten.
Was uns gegeben wurde ist mehr als das, was von uns verlangt wird. Was Gott getan hat, ist so viel mehr als das, worum wir gebeten werden. Der Frieden meiner Praxis kommt daher, Gott in den Mittelpunkt zu stellen. Und ich fühle mich nicht wohl mit meiner Praxis, wenn ich die Person in den Mittelpunkt stellen, entweder mich oder meinen Patienten. Das ist für niemanden gut. Erinnern wir uns nur einmal an das Versprechen, das Gott Abraham gegeben hat: »Du sollst ein Segen sein.« (1. Mose 12:2) Das ist das Gerechte an der Heilpraxis: Wir werden nur gebeten, das zu teilen, was uns gegeben wurde!