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»Wir sind wieder ein Teil des Landes«

Bewegende Eröffnung der neuen Münchner Hauptsynagoge

Aus der Dezember 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

ddp


München, 09.11.2006 — Der Hausherrin des Neubaus ist anzumerken, wie bewegt sie ist. Vor genau 68 Jahren war Charlotte Knobloch in München Zeugin der brutalen Zerstörung jüdischen Lebens geworden — jetzt eröffnet sie als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München und Ober bayer nim Herzen der Stadteinen der größten Synagogenneubauten Europas. »Wer nachts geträumt hat und am Morgen aufwacht, merkt recht schnell, dass er geträumt hat. Von heute an werde ich jeden Morgen aufwachen und feststellen, dass mein Traum Wirklichkeit ist«. sagt die 74Jährige an diesem Donnerstagnachmittag beim Festakt zur Eröffnung.

Knoblochs Rede ist der emotionale Höhepunkt einer bewegenden und beeindruckenden Eröffnungsfeier. Mit zitternder Stimme schildert die Präsidentin des Zentralrats der Juden ihre Erinnerungen an den Nazi-Terror, die sich ihr ins Gedächtnis gegraben haben: Wie sie als sechsjähriges Mädchen am 10. November 1938 an der Hand ihres Vaters die Folgen der Verwüstung der vorangegangenen Reichspogromnacht beobachtete: »Die Fensterscheiben der jüdischen Geschäfte waren zertrümmert, die Synagoge an der Herzog-Rudolf-Straße qualmte noch. Ich hatte Angst, und die Zukunft hatte für mich aufgehört zu existieren.«

Und doch sollte die Zukunft sieben Jahrzehnte später eine damals unvorstellbare Renaissance des jüdischen Lebens in München bringen. Für Knobloch schließt sich an diesem 68. Jahrestage der Reichspogromnacht ein Kreis, als sie symbolisch die Schlüssel zur neuen Synagoge einem kleinen Jungen überreicht, »der heute etwa in dem Alter ist wie ich an jenem grauenvollen Tag«. Knobloch betont: »In dieser kleinen Geste, im Überreichen unseres neuen Synagogen-Schlüssels liegt für mich das größte Versprechen der Zukunft. Das ist die Botschaft des 9. November 2006: Wir Juden sind wieder Teil des Landes.«

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