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Bibelnotizen

Der Herold veröffentlicht jeden Monat verschiedene Anmerkungen und Kommentare zu Bibelzitaten, die in der jeweiligen Wochenlektion vorkommen. Sie finden hier einige wenige der vielseitigen Möglichkeiten, die Bibel zu erforschen. Die Zitate sind der Lutherbibel entnommen (revidierte Ausgabe 1984).

Aus der Dezember 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Da zog Isaak von dannen und schlug seine Zelte auf im Grunde von Gerar und wohnte da und ließ die Wasserbrunnen wieder aufgraben, die sie zur Zeit Abrahams, seines Vaters, gegraben hatten und die die Philister verstopft hatten nach Abrahams Tod, und nannte sie mit denselben Namen, mit denen sein Vater sie genannt hatte. (1. Mose 16:17,18)

»Die Leute Isaaks waren zunächst damit beschäftigt, die alten Brunnen Abrahams wieder funktionsfähig zu machen. ... Sie fassten das Quellwasser in zwei Brunnen. Um diese beiden Brunnen kam es zum Streit mit den Philistern. ...

Der Name des an anderer Stelle gegrabenen dritten Brunnens, Rehobot, ist ein Lobname und heißt übersetzt: Weite Räume. ... Um den Brunnen Rehobot gab es keinen Streit mehr mit den Leuten Abimelechs. Sein Name Weite Räume ist der Ausdruck des nomadischen Lebensgefühles, der Wunsch nach weitem Raum. Es ist der ersehnte Raum zu freier Bewegung, in dem der Nomade mit seinen Herden leben konnte.

Isaak hatte wieder einen Raum zum Leben. ... Zurückgekehrt zur halbnomadischen Lebensweise, kam Isaak mit seinen Leuten nach Beerscheba, an den Ort, an dem Abraham mit dem Abimelech von Gerar einen Vertrag geschlossen hatte.

Abimelech war ... Isaak nach Beerscheba gefolgt. ... Nach dem Grund [seines] Kommens gefragt, musste Abimelech feierlich bekennen: Wir haben nun gesehen, dass Jahwe mit dir ist. Gott hatte Isaak gesegnet ... und Abimelech erkannte diesen Segen an (V. 28+29). ... Abimelech bat Isaak um einen Friedensvertrag. ...

Der Vertrag Abrahams mit Abimelech (1Mo 21,22-34) und der Friedensschluss zwischen Abimelech und Isaak sind zwei verschiedene Ereignisse. Das beiden Verträgen Gemeinsame ist der Schwur (hebräisch: schiba'h). Esist die ... Beteuerung der Vertragschließenden, in jedem Fall zu ihrem eidlichen Versprechen zu stehen. Die später an dieser Stelle erbaute Stadt erhielt aufgrund der beiden Ereignisse den Namen Beerscheba [beer' = Brunnen, schiba'h = Schwur, also: Brunnen des Eidvertrages oder Rechtsquelle].

Der Konflikt zwischen Isaak und Abimelech endete mit einem Friedensvertrag. Es ist das erste Mal, dass in der Vätergeschichte von einem förmlichen Friedensschluss berichtet wird.« (WStB)


Jona und der Walfisch (Jona 2:1 ff)

»Wie die übrigen Propheten stand auch Jona durch Träume und Visionen mit Gott in Verbindung: Denn in einer Weise redet Gott und wieder in einer anderen, nur achtet man's nicht. Im Traum, im Nachtgesicht, wenn der Schlaf auf die Leute fällt, wenn sie schlafen auf dem Bette. (Hiob 33:14,15)

Nach der semitischen Traumauslegung bedeutet ein Wal oder auch ein anderer Fisch Unruhe, Angst und Unentschlossenheit. Jona im Walfisch ist eine orientalische Redensart, die besagen will, dass jemand sich in großer Not, mitten im tiefen Meer, vor scheinbar ausweglosen Schwierigkeiten befindet. Ein Amerikaner würde dafür sagen: He is in a hole, He is out of a hole oder He is in hot water (wörtlich übersetzt: Er ist in einem Loch, Er ist aus einem Loch heraus oder Er befindet sich in heißem Wasser). Diese typisch westlichen Ausdrücke wären für einen im Osten Aufgewachsenen genauso rätselhaft, wie der Begriff Jona in des Fisches Bauch für den mit dem Sinn orientalischer Redensarten nicht vertrauten Okzidentalen ist. Ninive bedeutet ein Fisch.

Was war der Fall? Gott hatte den armen hebräischen Propheten Jona dazu berufen, nach Ninive zu wandern und dort den mächtigen assyrischen König zurechtzuweisen, der Palästina neben vielen anderen Ländern unterworfen hatte. ... Jona zauderte, als Prophet vor den Heiden aufzutreten. Drei Tage lang blieb es ihm unbegreiflich, weshalb sein Gott sich um eine von lauter Heiden bewohnte Stadt sorgen sollte. Endlich rang er sich zur Erkenntnis durch, dass der Gott Israels zugleich auch der Gott der Ungläubigen war. Dies führte ihn zu einer völlig neuen Auffassung, die ... im stärksten Widerspruch zu den gültigen Ansichten der Priesterschule stand. ...

Um all dies zu schildern entwarf der Geschichtsschreiber in der damals zeitgemäßen Sprache ein Bild von Jonas übergroßen Schwierigkeiten und von seinem zaudern, vor den heiden ... zu predigen. Die Männer, die ihn über Bord warfen, waren dieselben, welche ihm rieten, nicht auf Gottes Stimme zu hören, sondern zu fliehen und Ninive zugrunde gehen zu lassen. Um sich als allumfassender Gott zu offenbaren, der auch die heidnischen Bewohner von Ninive in Seine Liebe einschloss, ließ Er einen großen Fisch kommen, der Jona verschlang, und in Ninive eine Kürbispflanze wachsen, deren große Blätter Seinen Propheten vor der Glut der Sonne beschützten; auch befahl der Herr einem Wurm, die Pflanze anzufressen, so dass sie rasch wieder einging. Die Vision macht uns deutlich, dass – so wie Jona über den unerwarteten Verlust der ihm Schatten spendenden Kürbispflanze betrübt ward, die in einer Nacht emporwuchs und wiederum in einer Nacht zugrunde ging, denn Gott konnte alles schnell geschehen lassen – Gott in gleicher Weise auch andern Sinnes werden konnte und die vielen Bewohner Ninives zu guter Letzt doch noch schonen wollte. Der Autor dieses Buches [Herr Lamsa, Anm. d. Red.] glaubt an alle Zeichen und Wunder, über welche die Bibel uns berichtet.« (Lamsa)


Ihren Aufgang vergaß die Sonne, und der Mond stand still ... (Hab 3:10,11)

»Was Habakuk gehört hat, ist die Botschaft vom Gericht, das über die Assyrer und vor allem über deren Richter, die nicht besser sind als die zu Strafenden, die Chaldäer hereinbrechen wird. Weil Gott so straft, fürchtet sich der Prophet. ... Habakuk vermag Gott genauso wenig zu beschreiben wie die anderen Propheten ... Der Glanz ist heller als Sonnenlicht ... vermutlich ist ... an die aufgehende Sonne gedacht, die ihre Strahlen ... über die Berge hinausleuchten lässt. ... Dort, im Strahlenkranz, ist Gottes Macht ... verhüllt, weil wir sie nicht ertragen könnten. ...

Sonne und Mond bleiben nicht wie einst bei Josua am Himmel stehen (Jos 10,12ff), sondern sie trauen sich nicht hervor aus ihrer Wohnung (mit zebulah ist die Wohnung Gottes gemeint ...) und gehen weg, weil sie den Lichtglanz Gottes nicht ertragen können. Was Habakuk hier schaut, ist ein Vorgeschmack auf das Endgericht. Eine 2. Sintflut wird kommen (vgl. 1Mo 6-8; Ps 29,10) Solange die Erde steht (1Mo:8,22); bis zu dieser Frist hatte Gott Verschonung, Gnadenzeit versprochen. Das Gericht über die Chaldäer gibt eine Vorahnung über das schon im AT angedrohte Endgericht (Jes 24,18-20), das im NT deutlicher angekündigt wird (LK 21,25-28; 2Petr 3,10; Offb!).« (WStB)


Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkünde euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. (Lk 2:8-11)

»Hier wird uns etwas Erstaunliches berichtet; dass nämlich die Hirten die ersten waren, denen Gott die Geburt Jesu verkündete. Die Hirten wurden von den Strenggläubigen jener Zeit verachtet. Hirten waren nicht imstande, alle Einzelheiten des Zeremoniells, wie es das Gesetz vorschrieb, einzuhalten; sie konnten nicht peinlich genau die vielen Waschungen der Hände vornehmen und sich auch nicht an alle Regeln und Vorschriften halten. Dafür stellten ihre Herden ständig viel zu große Anforderungen an sie; aus diesem Grunde blickten die Strenggläubigen auf sie als das gemeine Volk herab. Nun kam Gottes Botschaft zuerst zu den einfachen Männern auf dem Felde. Doch diese Hirten waren aller Wahrscheinlichkeit nach ganz besondere Hirten. Wir haben gehört, dass jeden Morgen und jeden Abend im Tempel ein unbeflecktes Lamm Gott als Opfer dargebracht wurde. Damit stets makellose Opfertiere zur Verfügung standen, unterhielten die Obersten des Tempels selbst Schafherden; uns ist bekannt, dass diese Herden in der Nähe von Bethlehem geweidet wurden. Sehr wahrscheinlich hatten diese Hirten die Verantwortung für die Herden, aus denen die Opfertiere gewählt wurden. Der Gedanke, dass die Hirten, die die Tempellämmer hüteten, die ersten waren, die das Lamm Gottes sahen, das die Sünden der Welt auf sich nahm, hat etwas Rührendes. Wir haben schon gehört, dass die Musikanten des Ortes sich vor dem Haus versammelten, in dem ein Kind geboren wurde, um es mit ihrer schlichten Musik zu begrüßen, wenn es ein Knabe war. Jesus wurde in einem Stall in Bethlehem geboren, so dass dieses Zeremoniell entfiel. Bei ihm traten an die Stelle der irdischen die himmlischen Sänger.« (Barclay)


Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. (Joh 14:18)

»An dieser Stelle stimmt die Fassung der Lutherbibel mit dem östlichen Text völlig überein, während es in der Ausgabe der King-James-Bibel heißt: I will not leave you comfortless (=Ich will euch nicht trostlos zurücklassen). Waisenhäuser und Anstalten für die Armen gibt es im Osten nicht. Man lässt die Waisenkinder und die Armen mittellos auf den Straßen umherstreifen und versuchen, sich durch Betteln und Kleine Dienstleistungen ihr Brot zu verdienen. Stirbt ein Hausvater, dann löst seine Familie sich sofort auf: Die Witwe kehrt ins Haus ihres Vaters zurück oder sucht sich Arbeit. Die Kinder werden der Gutherzigkeit der Verwandten ihres Vaters oder der Straße überlassen.

Jesus war für die Jünger wie ein Vater. Sie hatten Seinem Rat und Urteil vertraut und mit Ihm alles geteilt, was Er von Seinen Anhängern erhielt. Nun fürchteten sie jedoch, Sein Tod werde ihr Glück und ihre materiellen Hoffnungen vernichten und sie wie Waisen in bitterer Not zurücklassen, da Er sie ja keinem anderen anvertrauen konnte. Jesus versprach den Jüngern deshalb, dadurch für sie zu sorgen, dass Er sie Seinem Vater übergab, dessen Geist ihnen helfen und sie führen werde.« (Lamsa)

Quellenangaben

Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments

Lamsa = Georg M. Lamsa, Die Evangelien in aramäischer Sicht

WStB = Wuppertaler Studienbibel

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